Mammendorf/Fürstenfeldbruck:Wenn jede Minute zählt

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Helfer der Wasserwacht erklären den Feuerwehrleuten, was bei der Rettung vom Boot oder vom Schlitten aus zu beachten ist. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Wasserwacht und Feuerwehr üben auf dem Mammendorfer See die Eisrettung. Wer einbricht, schwebt in Lebensgefahr

Von Stefan Salger, Mammendorf/Fürstenfeldbruck

Die Gefahr wird regelmäßig unterschätzt, Verbotsschilder werden ignoriert. Und beinahe ebenso regelmäßig gibt die zu dünne Eisdecke auf Seen oder Weihern unter Spaziergängern, Schlittschuhläufern oder Eisstockschützen nach. Jüngst sind im Nachbarlandkreis Starnberg im Uferbereich zweier Seen mehrere Personen eingebrochen. Die Wasserwacht nimmt dies zum Anlass für eine eindringliche Warnung. Denn nicht immer endet alles so glimpflich wie in diesen Fällen, in denen sich die Eingebrochenen selbst retten konnten.

Über tiefem Wasser herrscht akute Lebensgefahr. Unfallopfer finden wegen der abbrechenden Eiskante oft keinen Halt und können sich nicht selbst aus der misslichen Lage befreien. Für Helfer beginnt dann ein Wettlauf mit der Zeit. Um dafür gewappnet zu sein, hat die Mammendorfer Ortsgruppe der Wasserwacht gemeinsam mit der Feuerwehr Mammendorf im örtlichen See die Eisrettung geübt. Ein Feuerwehrmann im Spezialanzug schlüpfte dabei in die Rolle eines Unfallopfers. Erste Anlaufstelle nach der Alarmierung war für die Hilfskräfte die Wasserrettungsstation, in der Überlebensanzüge deponiert sind. Der dortige Eisrettungsschlitten am Steg ist offen zugänglich. Wasserwachtchef Benjamin Miskowitsch äußerte sich sehr zufrieden über das Zusammenspiel mit der Feuerwehr. Gleichwohl bekräftigte er das vom Landratsamt ausgesprochene Betretungsverbot für den See. So sieht das auch Ralph Westenrieder, Leiter der Kreiswasserwacht: "Damit Eis eine Person mit 75 Kilo Körpergewicht tragen kann, muss es mindestens zehn Zentimeter dick sein. Für kleinere Personengruppen sollten es 15 Zentimeter sein." Doch auch wenn das Eis am Rand schon dick genug ist, heiße das nicht, dass es überall Menschen trägt. "Warme Strömungen unter dem Eis sind von außen nicht sichtbar und können gefährlich dünne Eisstellen erzeugen." Ähnlich äußert sich Rainer Bertram, Kreisgeschäftsführer des Roten Kreuzes, dem die Wasserwacht angegliedert ist. "Wer ins Eis einbricht, verliert bei den niedrigen Wassertemperaturen schnell das Bewusstsein und läuft Gefahr zu ertrinken", so Westenrieder, der Schlittschuhläufern die öffentlichen Eislaufbahnen empfiehlt.

Im Falle eines Unfalls sollten Regeln beachtet werden: Laut um Hilfe rufen; nicht unters Eis geraten, so wenig Bewegung wie möglich. Zeugen eines Unfalls sollten unter Telefon 112 sofort den Notruf absetzen, die eingebrochene Person beruhigen, mit Hilfsmitteln wie Rettungsring, Leitern, Ästen oder Abschleppseil die eingebrochene Person absichern. Sich selbst sollte man nur dann ins eisige Wasser begeben, wenn man durch eine dritte Person mit einem Seil gesichert ist. Gerettete sind vor Kälte zu schützen und sollten sich möglichst wenig bewegen. Bewusstlose sind in die stabile Seitenlage zu bringen. Im Fall eines Herz-Kreislauf-Stillstands ist sofort wiederzubeleben.

© SZ vom 17.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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