Mammendorf:Zukunft des Freibades gesichert

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Mit Unterstützung eines Fördervereins bekommt der Landkreis die Kosten für seine Freizeitanlage in den Griff. Es gelingt, das Defizit nahezu zu halbieren. Über eine Schließung redet niemand mehr

Von Gerhard Eisenkolb, Mammendorf

Der Bestand des Mammendorfer Freibades samt Freizeitanlage und Jugendzeltplatz am Mammendorfer See ist auf Dauer gesichert. So interpretiert Johann Thurner (FW), Finanzreferent des Kreistags, den kürzlich dem Kultur-, Freizeit- und Sportausschuss vorgelegten Jahresbericht 2016 für die Freizeitanlage des Landkreises im westlichen Teil des Landkreises. Vor sieben Jahren sah das noch anders aus. Damals hatte die CSU-Kreistagsfraktion beantragt, das Freibad wegen der hohen Defizite von damals mehr als 600 000 Euro im Jahr zu schließen.

Die Befürworter der Schließung erreichten das Gegenteil. Bürger und Politiker kämpften für ihr Schwimmbad, gründeten eine Förderverein, der inzwischen weit mehr als 500 Mitglieder zählt, verankerten die Einrichtung im Bewusstsein der Bevölkerung und erreichten durch bürgerschaftliches Engagement und Spenden eines: Die Kosten konnten dauerhaft gesenkt werden. Hubert Ficker (CSU) berichtete, dass es gelungen sei, das Defizit im Vergleich zu den Vorjahren nahezu zu halbieren.

Bei Aufwendungen von knapp 500 000 Euro für das Schwimmbad im vergangenen Jahr summierte sich das Defizit auf genau 245 824,39 Euro. Mit einem Kostendeckungsgrad von 52 Prozent lag die Einrichtung des Landkreises im Jahr 2015 laut einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für das Bäderwesen auf Platz vier. Und das bei einem Eintrittspreis, der um ein Drittel unter dem Durchschnitt der Bäder lag. Der Mittelwert wird mit einer Kostendeckung von nur 38 Prozent angegeben.

Diesen Erfolg führt Thurner, der nicht nur Kreisrat, sondern auch Altbürgermeister von Mammendorf und zudem noch Vorsitzender des Fördervereins ist, darauf zurück, dass es gelungen sei, "bestimmte Kostenfaktoren in den Griff zu bekommen". So wird das Schwimmbad zum Nulltarif mit der Abwärme einer nahegelegenen Biogasanlage beheizt, was zu einer Kostenersparnis von 40 000 Euro im Jahr führt. Jährlich weitere 20 000 Euro Ersparnis an Stromkosten soll die neue Fotovoltaikanlage bringen, wenn deren Ausbau so weit fortgeschritten ist, dass der Strom nicht mehr ins Netz eingespeist, sondern komplett selbst verbraucht wird.

Als Hauptnutznießer stellt sich die Gemeinde Mammendorf ihrer Verantwortung und bezuschusst den Betrieb Jahr für Jahr mit 50 000 Euro. Dazu kommen weitere freiwilligen Leistungen der Gemeinde wie die Übernahme des Winterdienstes. Die Debatte über die Schließung führte auch bei den Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft zu einem Umdenken. Diese subventionieren den Betrieb inzwischen jährlich mit einem Beitrag von einem Euro je Bürger.

Nicht vergessen werden darf der Beitrag des Fördervereins, der sich um das Image kümmert, dessen Engagement sich aber nicht nur auf Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und das Sammeln von Spenden beschränkt. So richteten dessen Mitglieder 2016 den Beachvolleyballplatz am Mammendorfer See her und spendeten zudem noch Bank-Tisch-Kombinationen für das Freibad und den Badesee sowie zehn Kühlschränke für das neue Sanitärgebäude am Jugendzeltplatz. Zur Verbesserung der Ausstattung trägt der Förderverein regelmäßig bei. Die neueste Anschaffung sind Sonnenliegen, die laut Thurner gut ankommen werden. Der Verein fand Sponsoren.

Das alles sind Dinge, die darauf zurückgeführt werden, dass sich viele Nutzer nicht nur dessen bewusst wurden, was sie an ihrer 1983 eröffneten Freizeiteinrichtung haben, sie identifizieren sich nun auch mit ihrem Freibad als Bürgerbad.

Bis auf den verregneten Sommer 2014 ist in den vergangenen Jahren auch die Besucherzahl kontinuierlich angestiegen. In der Saison 2015 waren es insgesamt 103 226 Badegäste an 123 Tagen. Da sind pro Öffnungstag 839 Erholungssuchende gewesen. 2016 war der Sommer nicht ganz so sonnig, weshalb nur 86 409 Badegäste gezählt wurden, die 178 494 Euro an Eintritt bezahlten. Der Erlös aus dem Verkauf von Eintrittskarten deckt nicht einmal annähernd die Personalkosten. Diese werden für 2016 mit etwas weniger als 300 000 Euro angegeben. In Voll- und Teilzeit wurden insgesamt 16 Mitarbeiter beschäftigt, unter ihnen auch sieben Rettungsschwimmer als Saisonkräfte, die in Voll-, Teilzeit oder geringfügig beschäftigt waren.

Thurner weist darauf hin, dass ein Freibad nicht nur ein Kostenfaktor, sondern auch eine ganz wichtige Einrichtung sei. "In Mammendorf lernen alle Schulkinder das Schwimmen", sagt er stolz. Um zu ergänzen, das gehört zur "Grundausbildung". Leider sei es nicht mehr selbstverständlich, dass alle Kinder einen Schwimmkurs besuchten, weshalb die Zahl der Nichtschwimmer wieder zunehme.

© SZ vom 31.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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