Mammendorf:Wirtschaften mit Weitblick

Lesezeit: 2 min

Transparente Firmenphilosophie, halbseidene Schutzkleidung: Bei der Betriebsbesichtigung machen sich die Gäste ein Bild, hier vom Bioorangen-Lager. (Foto: Günther Reger)

Die Katholische Arbeitnehmerbewegung und die Diözese zeichen die Mammendorfer Firma "Ökoring" mit dem Kettelerpreis aus. Damit würdigen sie, dass der Großhändler bei der Bilanzierung das Gemeinwohl berücksichtigt

Von Manfred Amann, Mammendorf

Im Mammendorfer Gewerbegebiet Kugelbichl ist eine Firma ansässig, die sich in ihrer Branche weit über den Landkreis hinaus einen Namen gemacht hat und bei ihrer Bilanzierung das Gemeinwohl berücksichtigt: die Ökoring Handels GmbH, die seit 1999 von dort und von einer Filiale im Raum Nürnberg aus biologisch ausgerichtete Betriebe in ganz Bayern versorgt. Bei einer Besichtigung am Freitag haben Vertreter der Diözese und der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) diesen "Vorzeigebetrieb" mit dem Kettelerpreis ausgezeichnet.

Zu den Kunden zählen Naturkost-Einzelhändler ebenso wie Hofläden, Bäcker, Metzger, Abo-Ökokisten, Hotels, Kantinen, Gastronomie und Anbieter, die ökologisch orientierte Außer-Haus-Verpflegung anbieten. Im Sortiment hat Ökoring etwa 10 000 verschiedene Artikel: von Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Fleischwaren, Tiefkühlprodukten und Getränken, über Naturkosmetik bis hin zu Hygiene- und Haushaltsartikeln. Die zum Großteil frischen Erzeugnisse, ausschließlich Bio-Produkte, kommen so weit wie möglich aus der Region. "Auf nachhaltiges und faires Wirtschaften bei den Produzenten wird dabei besonderer Wert gelegt", versichert Geschäftsführer Thomas Börkey-Biermann. Die Qualität werde von Bioland und Abcert zertifiziert. Außerdem habe die Firma als erster Biogroßhändler ihr Qualitätsmanagement den strengen Prüfungen des International Food Standards (IFS) unterstellt und erreiche dadurch ein besonders hohes Niveau. Ebenso wichtig sei die Zufriedenheit der etwa 140 Mitarbeiter, die an sieben Tagen rund um die Uhr Waren annehmen, auszeichnen, einlagern oder verpacken. Die Menschen aus den verschiedenen Herkunftsländern werden auch ermutigt, sich und ihre Ideen einzubringen. "Wir sind eine Multi-Kulti-Firma", so Geschäftsführerkollege Christoph Weigl, während Borkey-Biermann anfügt: "Die Mitarbeiter sind bei uns die Firma, das ist Betriebsphilosophie." Seit einigen Jahren ist Ökoring Mitglied des Vereins zur Förderung der Gemeinwohlökonomie und bilanziert entsprechend. Die Gemeinwohlökonomie, die sich als Wirtschaftsmodell der Zukunft versteht, hat es sich zum Ziel gesetzt, Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit sowie demokratische Mitbestimmung und Transparenz zur Grundlage wirtschaftlichen Handels zu machen. Bei der Bilanzierung werden die Bemühungen einer Firma für das Gemeinwohl in sozialer, ökologischer, demokratischer und solidarischer Hinsicht bewertet.

Diese Zielsetzung wird auch von der KAB unterstützt. Nach einer Führung durch die Werkshallen lobte der Diözesansekretär für München-Nord, Rainer Forster, am Freitag Ökoring als "Vorzeigebetrieb", an dem sich andere Unternehmen orientieren könnten. Zusammen mit dem Kreisvorsitzenden Alfred Pilcher und Maria Bader von der Mammendorfer KAB-Gruppe zeichnete Forster den Betrieb mit dem Kettelerpreis aus. Die KAB ehrt damit Persönlichkeiten oder Initiativen, die sich für die Zukunft der Arbeit und die soziale Sicherung einsetzen. Mit dem Preis soll Engagement gewürdigt und die Arbeit zum Wohle der Gemeinschaft in der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Der Preis erinnert an den legendären Mainzer "Arbeiterbischof" Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811 bis 1877), der in der Zeit der Industrialisierung durch leidenschaftliche Parteinahme für die Arbeiterschaft die katholische Sozialpolitik begründete. Durch Kettelers Ermutigung, insbesondere durch seine Predigten über die soziale Frage im Mainzer Dom, entstanden nach 1848 katholische Arbeitervereine, aus denen schließlich die KAB hervorging.

Börkey-Biermann und Weigl nahmen den Preis mit großer Genugtuung entgegen. Er sei eine weitere Motivation, diesen gemeinsamen Weg weiter zu gehen und in diesem Sinne einen kleinen Teil unserer bunten Gesellschaft und den wertvollen Planeten mitzugestalten. Bürgermeister Josef Heckl gratuliert der Unternehmensführung, die ihn gleich mehrmals darauf hinwies, dass der Biohandel boomt und dass Ökoring daher erneut an eine Betriebserweiterung in Mammendorf denkt und dafür Gewerbegrund braucht.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: