Mammendorf:Vom Käferholz zur Spanplatte

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Ludwig Märkl steht der Waldbesitzervereinigung vor, die heuer ihr 60. Gründungsjahr feiert. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Waldbesitzervereinigung findet eine akzeptable Lösung, die von Schädlingen befallenen Bäume noch kostendeckend zu verkaufen

Von Manfred Amann, Mammendorf

Die Folgen des Orkans Niklas, der im März 2015 auch in die Wälder im Landkreis riesige Schneisen geschlagen hatte, waren im vorigen Jahr kaum abgearbeitet, als die Borkenkäfer über die Fichtenbestände herfielen. Und je nach Witterung müsse man auch heuer damit rechnen, dass der Käfer wieder ausschwärmt, warnt der Vorsitzende der Waldbauernvereinigung (WBV), die heuer 60 Jahre alt wird.

2016 habe sehr trocken begonnen, sagte Ludwig Märkl auf der Mitgliederversammlung im Bürgerhaus in Mammendorf, das habe die Bäume gestresst und anfälliger gemacht. Auf "ein massives Käferjahr" blickte denn auch WBV- Geschäftsführer Paul Högenauer zurück, auf "ein Jahr, das uns extrem forderte". Zur Beseitigung des Sturmbruchs und der Käferbäume sei die WBV deutlich häufiger gerufen worden als die Jahre zuvor. 323 Waldbesitzer ließen sich den Holzeinschlag von der WBV organisieren und 455 haben ihren Einschlag von ihr vermarkten lassen, was in beiden Fällen einen Anstieg bedeutete. Obendrein sei die Vermarktung schwieriger geworden, weil der Markt seit Niklas gesättigt und in manchen Bereichen der Bedarf zurückgegangen sei, erläuterte Högenauer. Selbst Langholz würde immer weniger gebraucht, weil Alternativen zu Holzbalken wie Leimbinder auf den Markt drängten.

Verstärkt durch den milden Winter 2015/16 und den günstigen Ölpreis sei es auch schwieriger geworden, Sägenebenprodukte wie Pellets und Hackschnitzel sowie Brennholz zu verkaufen. Die WBV habe daher die Spanplattenindustrie als neue Vermarktungsschiene erschlossen, erläuterte der Geschäftsführer. Man könne dadurch zwar nur Niedrigstpreise erzielen, die Kosten für die Abholzarbeit und die Vermarktung würden aber gut gedeckt.

Etwa 20000 Festmeter Käferholz seien angefallen, was sich in den Holzpreisen niedergeschlagen habe. Högenauer gab sich aber auch zuversichtlich. Die Nachfrage nach Rundholz sei gut und die Bautätigkeit in Deutschland halte weiterhin auf hohem Niveau an. Daher könne man damit rechnen, in diesem Jahr den Einschlag wieder zu akzeptablen Preisen loszuwerden.

Im Vorjahr sei die Mitgliederzahl um 22 auf 753 angestiegen, von denen insgesamt 4578 Hektar Wald bewirtschaftetet würden. Im Im Auftrag der Waldbesitzer seien 1200 Festmeter Laubholz, 730 Langholz, 32603 Kurzholz, 4855 Raummeter Papierholz, 815 Industrieholz, und 2610 Brennholz sowie 12723 Schüttraummeter Waldhackschnitzel vermarktet worden. Wie Kassenwartin Annette Hofner erläuterte, konnte im vergangenen Jahr an die Waldbauern, die ihren Einschlag über die WBV vermarkten ließen, ein Holzwert von insgesamt etwas über 2,6 Millionen Euro ausbezahlt werden. Großes Lob zollte der Leiter des Amtes für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck der WBV.

Hans Jürgen Gulder, der als Leiter des Amtes für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten Ende Mai in den Ruhestand geht, stellte nach zehn Jahren guter Zusammenarbeit mit der WBV fest, dass der Waldumbau "weiter fortgeschritten als angenommen" sei. Der Behördenleiter äußerte überdies den Wunsch, die Waldbesitzer sollten betriebswirtschaftlicher denken, und die Jäger sollten sich mehr inspirieren lassen.

Mit der Politik ins Gericht ging der Präsident des Waldbesitzerverbandes Bayern, Josef Ziegler. Er erinnerte daran, dass infolge der vor zehn Jahren mühsam erkämpften Bildung des Clusters Forst und Holz deutlich geworden sei, welch hohen Stellenwert die Waldwirtschaft in Bayern einnehme. "Der Cluster ist einer der erfolgreichsten in Bayern und steht mit der Automobilindustrie und dem Maschinenbau auf einer Stufe." Der Jahresumsatz liege bei 36 Milliarden Euro, auf je 1000 Festmeter Holz oder zehn Hektar Wald komme ein Arbeitsplatz und jeder Ster Holz generiere 60 Euro Steuern. Mit 2,6 Millionen Hektar sei der Wald nicht nur der grüne Gürtel Bayerns, sondern auch eine Wirtschaftsmacht, betonte Ziegler. Besonders verurteilte er, dass im neuen Bundeswaldgesetz der Sozialpflichtigkeit und der Gemeindewohlfunktion des Waldes eine herausragende Bedeutung zugeschrieben wurde. Einem ganzen Wirtschaftsbereich sei dadurch das Verfügungsrecht über sein Eigentum eingeschränkt worden.

Auch die 2007 vom Bund beschlossene Biodiversitätsstrategie, nach der ebenfalls fünf Prozent des Waldes ungenutzt bleiben sollen, sei hinsichtlich des Klimaschutzes ein Fehler gewesen. "Wir müssen forstpolitisch auf der Hut sein, dass unsere Rechte nicht noch mehr eingeschränkt werden ", appellierte Ziegler, der sich auch Sorgen macht, weil viele kleine Privatwälder von den oft in den Städten wohnenden Erben nicht richtig bewirtschaftet werden und dadurch große Holzvorräte ungenutzt blieben.

© SZ vom 24.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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