Mammendorf:Umstrittene Trassenführung

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Mammendorf möchte die Autos südlich um den Ort herumleiten. Anwohner befürchten dort mehr Lärm und Abgase und beauftragen den Gemeinderat, sich auch mit einer nördlichen Umfahrungsalternative zu beschäftigen

Von Manfred Amann, Mammendorf

Die Absicht der Gemeinde Mammendorf, den Korridor für eine südliche Ortsumfahrung der Bundesstraße 2 festzulegen, findet nicht bei allen Dorfbewohnern Zustimmung. Die Kritik zur vorgesehenen Änderung des Flächennutzungsplans reicht von "Brauchen wir nicht" bis zur Forderung, eine andere Trasse zu wählen. Auf der Sonderbürgerversammlung am Donnerstag im Bürgerhaus zeigte sich, dass die Kritiker vor allem aus dem Südwesten Mammendorfs und aus Peretshofen kommen. Dort soll die Trasse zwischen den beiden Ortseilen verlaufen, und dort gibt es Sorgen, dass Lärm und Abgasbelastung zunehmen.

Nachdem mehrfach angeregt worden war, besser eine Nordumfahrung vorzusehen, befand eine Besucherin, dass sich dann wohl die Bürger, die im Nordwesten und in Nannhofen wohnen, entsprechend wehren würden. Rainer Kerth stellte am Schluss aber dennoch den Antrag, auch im Norden einen Korridor zu planen. Begründung: Da sich die Bürger oder die Planer auch für eine Nordumgehung entscheiden könnten, sollten auch dort Flächen, soweit möglich, von Bebauung freigehalten werden. Der Antrag wurde knapp mit 37 gegen 34 Stimmen angenommen und muss daher innerhalb von drei Monaten im Gemeinderat behandelt werden.

SZ-Grafik (Foto: FFB1)

Im Vorfeld der Veranstaltung, zu der Bürgermeister Josef Heckl eingeladen hatte, um die Bürger "so früh wie möglich einzubinden", war ein Flyer ohne Angaben zum Herausgeber verteilt worden, was Heckl als "nicht in Ordnung" kritisierte. In der Aussprache outete sich dann Kerth als "Mitglied einer Bürgerinitiative und als Mitinitiator". "Wie man sieht, hat der Flyer gewirkt", sagte der Banker. Er hoffe dennoch auf eine sachliche Auseinandersetzung, appellierte daraufhin der Bürgermeister, keineswegs dürfe es zu einer Spaltung der Dorfgemeinschaft kommen. Wie Heckl erläuterte, haben zur geplanten Änderung des Flächennutzungsplans, mit der sichergestellt werden soll, dass die Trasse nicht zugebaut wird, zwei Bürger Einwände vorgebracht. Als kurz danach bekannt geworden sei, dass einer Umfahrung für Mammendorf im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) hohe Priorität eingeräumt wird, sei mit zwei Briefen mit 87 Unterschriften Einspruch eingelegt worden.

Wie Alex Eder, zuständiger Abteilungsleiter im Straßenbauamt Freising, erläuterte, war die von der Gemeinde gewählte Trasse Grundlage für die Aufnahme in den BVWP, ist aber nicht verbindlich. Als Bauherr werde der Bund ein Planfeststellungsverfahren durchführen, das durchaus zu einem anderen Ergebnis kommen könnte. Die Trassenfestlegung sei aber dennoch sinnvoll, da damit zum Ausdruck komme, dass eine Umfahrung auch wirklich gewollt wird. Sollte sich eine Gemeinde gegen eine Umfahrung sperren, dann sei dies kein Problem, "denn es gibt eine Vielzahl anderer Projekte, die man dann vorziehen könnte", warnte Eder. Planer Frank Reimann, der für Mammendorf die Trasse im FNP verankern soll, zeigte auf, dass der südliche Korridor aus insgesamt sieben möglichen Varianten, drei im Norden und vier im Süden, nach Abwägung jeweiliger Vor- und Nachteile als die geeignetste ausgewählt worden sei. Grundlage dafür seien das Verkehrsgutachten von Helmuth Ammerl sowie das vom Brucker Landschaftsarchitekten Martin Lohde erarbeitete Umweltgutachten gewesen. Laut Ammerl würde die gewählte Trasse nahezu den gesamten Durchgangsverkehr abziehen, der immerhin etwa 70 Prozent der etwa 15 000 aktuell gezählten Fahrzeugbewegungen täglich ausmache.

Zählungen haben ergeben, dass sieben von zehn Autos lediglich durchfahren: die Bundesstraße in Mammendorf. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Auf Anfragen von Bürgern machte Lohde deutlich, dass die Schädigung von Natur und Umwelt im Norden höher einzuschätzen sei als im Süden. Laut ihrer Kreisvorsitzenden Eugenie Scherb lehnt der Bund Naturschutz den Bau einer Ortsumfahrung grundsätzlich ab. Der von Planer Reimann angeführt Flächenverbrauch von 35 Hektar werde sicher nicht ausreichen, sagte die Naturschützerin. Durch den Bau und die Verkehrsbelastung werde etwa doppelt so viel Naturfläche in Mitleidenschaft gezogen und damit die Artenvielfalt gefährdet. Überdies würde die Landschaft zerschnitten - "für eine Straße, die offensichtlich als Entlastungsstrecke für die Autobahn A 8 ausgebaut werden soll und daher noch mehr Verkehr anziehen wird". Die Mammendorfer sollten ihr Verkehrsverhalten überdenken und sich besser für die Elektromobilität und die Energiewende stark machen, statt ihre Heimat zu zerstören, ermahnte Scherb.

© SZ vom 27.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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