Mammendorf:Traumergebnis für Karmasin

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So weit ist es bei der CSU gekommen, dass Frauen Männern Blumen schenken, meint Ilse Aigner, als sie Thomas Karmasin zur Wiederwahl gratuliert. (Foto: Günther Reger)

Die Delegierten der CSU-Ortsverbände bestätigen den Kreisvorsitzenden mit 96 Prozent der Stimmen. Honoriert werden vor allem die Wahlsiege

Von Gerhard Eisenkolb, Mammendorf

Gleich zu Beginn seines Rechenschaftsberichts sieht der CSU-Kreisvorsitzende Thomas Karmasin zuerst einmal richtig alt aus. Im Saal des Mammendorfer Bürgerhauses erscheint am Freitagabend auf der Leinwand hinter dem Rednerpult fast schon ein Jugendbild des Parteichefs aus den Anfangsjahren seiner politischen Tätigkeit. Der wesentlich ältere Karmasin merkt natürlich sofort, warum das Publikum lacht, feixt und verhalten protestiert. Er verspricht mit dem Hinweis "Da war ich noch jung" mit einem souveränen Lächeln, dass sein Konterfei demnächst aktualisiert werde. Das ist aber das einzige Mal an diesem Abend, dass der mit einer überwältigenden Mehrheit wiedergewählte CSU-Chef auf Widerstand stößt.

Immerhin passt das Jugendbild besser zur Ankündigung Karmasins, dass die Kreis-CSU jünger und weiblicher werde. Allerdings kann das nur auf den später zu wählenden Vorstand gemünzt sein, obwohl der Frauenanteil schon im alten Gremium bei fünfzig Prozent lag. Von den 1864 Parteimitgliedern im Landkreis sind 449 Frauen. Wer im Landkreis über ein CSU-Parteibuch verfügt, hat ein Durchschnittsalter von 58,3 Jahren. Jünger als 35 sind genau 287 der CSU-ler. Solche Zahlen laufen im Hintergrund mit, während Karmasin kurz Rechenschaft gibt. Danach bestätigt ihn die Versammlung als einzigen Bewerber für den Kreisvorsitz mit 96 Prozent der Stimmen. Vor zwei Jahren hatte Karmasin mit 99,4 Prozent ein noch besseres Ergebnis. Diesmal votieren 167 von 177 Delegierten für den Kandidaten, der zuvor an sie appelliert hatte, als Vertreter der CSU selbstbewusst klar Position zu beziehen, klare Entscheidungen zu treffen und in der Öffentlichkeit klare Worte zu finden. Drei der Wahlzettel sind ungültig, auf sieben steht ein Nein. Honoriert wird damit auch das gute Wahlergebnis des Kreisvorsitzenden. "60 Prozent bei der Landratswahl, das war ein Hammer", merkt einer der Delegierten im Saal bewundernd an.

In fast allen Reden nehmen der Dank an die Mitglieder und die Beschwörung des Zusammenhalts breiten Raum ein. "Gut, dass ich in dieser Familie mitwirken kann", lobt Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeld den Brucker CSU-Kreisverband. Zum Thema Asylbewerber fordert Karmasin die CSU-Anhänger auf, zwei Dinge auseinander zu halten. Einerseits sei eine gute humanitäre Behandlung der Verfolgten sicherzustellen. Andererseits seien solche Menschen, die keinen anerkannten Fluchtgrund nachweisen könnten, konsequent in ihre Heimatländer zurückzuführen. Das sei deutlich mehr als die Hälfte aller Asylbewerber.

Der Landtagsabgeordnete Reinhold Bocklet hat als Wahlleiter nicht viel zu tun. Bis auf eine Anmerkung eines Gröbenzellers, der die vom Schatzmeister vorgelegten Zahlenkolonnen nachrechnet und zu einem anderen Ergebnis kommt als dieser in seinem Kassenbericht, die schnell aufgeklärt ist. Der Kassier hatte darauf verzichtet, unter dem Punkt Sonstiges weggelassene Kleinstpositionen zu bringen. Mit einem Plus von 128 000 Euro zum Jahresende 2014 verfügt die CSU über ein gutes Finanzpolster. Nur wurde leider versäumt, das Rednerpult niedriger zu stellen, bevor der Wahlleiter die Versammlungsleitung übernimmt. Deshalb hat Bocklet Mühe, gesehen zu werden. Auch darüber wird unter den Zuhörern gefrotzelt. Man hätte ihm einen Schemel oder einen Bierkasten hinstellen sollen, ist zu hören. Auch der nur in kleiner Zuhörerrunde spöttisch geäußerte Wunsch eines Delegierten, Bocklet könnte doch einen Einblick zu seiner Teilnahme an einem Testessen bei Dietmar Müller-Elmau geben, dem Chef des Schlosshotels, in dem der G-7-Gipfel stattfindet, dringt nicht bis zum Rednerpult durch. Über dieses Essen mit Gschmäckle berichteten am Freitag die Medien größer. Dafür laufen die Abstimmungen wie am Schnürchen.

Karmasins Vierer-Stellvertreterriege wird, wie vorgegeben, durchgewunken. Zwei Frauen, Gabriele Dietrich (Egenhofen) und Katrin Mair (Türkenfeld), unterstützen Karmasin als neue Stellvertreterinnen. Dieter Rubenbauer (Gröbenzell) und Andreas Lohde (Fürstenfeldbruck) werden wiedergewählt. Während der Wahl der Beisitzer trifft die Bezirksvorsitzende und Ministerin Ilse Aigner ein. Der Ehrengast erhält kräftigeren Applaus als der wiedergewählte Kreisvorsitzende. Sie nimmt kurz zu lokalen Themen Stellung wie dem Ausbau der S 4 ("Wir müssen das Problem lösen"), der Digitalisierung, der Energieeinsparung und dem Stromtransport ("Bestehende Trassen besser nutzen").

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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