Mammendorf:Beschaulicher Kornkreis

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Der befürchtete Ansturm auf das Muster in einem Weizenfeld bleibt am Wochenende aus. Und die Besucher, die kommen, sind laut Bauer Josef Huber "megafriedlich und megavernünftig"

Von Ariane Lindenbach, Mammendorf

Der für das Wochenende erwartete Ansturm auf den Kornkreis in Mammendorf ist ausgeblieben. Es kamen zwar, vor allen Dingen bei dem sommerlichen Wetter am Samstag, unzählige Besucher, um die kunstvoll in das Weizenfeld eingearbeiteten geometrischen Formen zu bestaunen. Doch chaotische Zustände, Verkehrsstaus und Fußgängerströme vor Mammendorf oder eine völlig verstopfte Zufahrt zu Freizeitgelände, Freibad und Kornkreis - all das gab es nicht. Vielleicht lag das aber auch weniger daran, dass nicht so viele Leute zu dem rätselhaften Gebilde gekommen sind, sondern vor allen Dingen daran, dass die Besucher des Kornkreises sich sehr friedlich und gesittet verhielten.

Josef Huber, unfreiwilliger Eigentümer des Kornkreises, Landwirt und Bauunternehmer, glaubt weder an Außerirdische, die das 180 Meter große Muster in sein Feld gestanzt haben könnten, noch nimmt er dort besondere Energien wahr. Bei aller Rationalität ist der 47-Jährige am Sonntag dennoch fasziniert. "Megafriedlich, megavernünftig. Es war für mich sehr überraschend, dass man so viele Leute auf einen Fleck bringen kann, und alles läuft so friedlich und geordnet ab", sagt er spürbar ergriffen. Das bestätigt auch die Polizei: keine besonderen Vorkommnisse in Mammendorf am Kornkreis.

Da legst di nieder: Die einen meditieren, andere lassen mit größtmöglichem Körperkontakt die besonderen Energieströme auf sich wirken. (Foto: Johannes Simon)

Schwerkranke knüpfen an den Besuch offenbar die Hoffnung auf wundersame Heilung

Wie viele Menschen am Wochenende zu dem Feld neben dem Mammendorfer See gekommen sind, dazu kann Huber keine belastbaren Zahlen nennen. Die Leute kommen von früh bis spät, manche Besucher übernachten in dem 30 000 Quadratmeter großen Kornkreis, weil sie sagen, dass sie dort besondere Energien spüren. Und während die einen nur wenige Minuten bleiben, verweilen andere über Stunden.

Hubers Tochter Magdalena, sein Neffe Johannes Weh und dessen Freund Julian Böhm stehen seit Anfang der Woche am "Eingang" des Kornfeldes (Huber hat einen Zugang zu den Halbmonden und Sicheln gemäht, um weiteren Ernteausfall zu verhindern). Sie reden viel mit den Besuchern und schätzen grob, dass mindestens 5000 bis 7000 Menschen da waren. Einige seien aus Österreich und der Schweiz angereist und viele von weiter her aus Deutschland. "Viele übernachten auch hier", die kämen dann abends mit ihren Schlafsäcken, berichtet die junge Frau und deutet auf eine zusammengefaltete Wolldecke in der Ecke des Bauwagens, der den jungen Leuten als Unterstand dient. Die Decke habe ein Besucher wohl vergessen. Ebenso den "Zauberstab": ein mit bunten Plastikperlen und Bändern umwickelter, mit Federn geschmückter Holzstock. "Das ist schon ein Highlight", sagt Magdalena Huber über die Erfahrung Kornkreis. Sehr viele Leute hätten ihre Hunde mitgebracht. "Und gestern ist eine mit einem Papagei gekommen. Die hat einen Vogel dabei gehabt."

Gut besucht, aber alles in geordneten Bahnen und ohne das befürchtete Chaos: Der Parkplatz von Freizeitgelände, Freibad und Kornkreis in Mammendorf. (Foto: Johannes Simon)

Ihren Vater beeindruckt vor allen Dingen der unerschütterliche Glaube der Besucher. Er berichtet von einigen Schwerkranken: "Die sind da alle rausgekommen und haben Hoffnung gehabt." Und wenn die vielleicht auch bald wieder vorbei sei, dann habe es dennoch etwas gebracht, findet er. Er habe inzwischen "Hunderte von Gesprächen geführt" und sei nach der ersten Aufregung inzwischen guter Dinge. "Für mich ist das eine Riesenerfahrung, im positiven Sinne", resümiert er den Kontakt zu Menschen, die er sonst kaum getroffen hätte. Auch finanziell werde er sicherlich keinen Verlust machen, betont er. Die rund 5000 Euro Schaden dürften durch Spenden und den Verkauf von Postkarten - Luftaufnahmen vom Kornkreis für ein Euro das Stück - längst wieder drin sein. Den Rest will er spenden. Und sich mit einem Grillfest bei den vielen Helfern von Wasserwacht, Burschen, Freiwilliger Feuerwehr und allgemein aus dem Dorf bedanken.

© SZ vom 01.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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