Nach dem Biburger Listerienfund:Wissen, wo's herkommt

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Überzeugter Stammkunde: Max Schmid (vorne) kauft seine Fleisch- und Wurstwaren weiter bei Widmann. (Foto: Reger)

Auf dem Maisacher Wochenmarkt vertrauen die Kunden den Bauern

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Auf dem Wochenmarkt am Rathausplatz in Maisach ist es an diesem Freitagnachmittag wie immer: Kurz nach Beginn um 13 Uhr stehen am Verkaufsstand der Familie Widmann aus dem Ortsteil Fußberg bereits die ersten Kunden an. Es sind fast alles Stammkunden, die dort Rind- und Schweinefleisch aus eigener Aufzucht sowie Würste und Schinken aus eigener Produktion kaufen wollen. Der Fund von Listerien in zwei Wurstprodukten eines Hofladens in Biburg bestätigt die Käufer, ihre Lebensmittel lieber bei Selbstvermarktern aus der Nähe zu kaufen, die man am besten sogar persönlich kennt. Dass die betroffene Familie Braumiller in Biburg den Listerien-Fund von sich aus an die Öffentlichkeit gebracht hat, finden viele der Kunden lobenswert und vertrauensbildend.

Max Schmid aus Überacker ist einer von Widmanns überzeugten Stammkunden. "Immer, seit es den Laden gibt", kaufe er dort ein. Nach Auskunft von Silvia Widmann haben sie und ihr Mann den Hofladen vor 23 Jahren gegründet. Sie halten Mutterkühe und züchten Rinder, die etwa von Mitte April bis Mitte November auf den eigenen Weiden stehen. Darüber hinaus produzieren die Widmanns, die die Landwirtschaft schon seit einigen Generationen betreiben, für ihre Tiere eigenes Futter. Schmid kennt den Betrieb gut. "Wir wohnen 500 Meter auseinander, die Viecher siehst du auf der Weide", erklärt er energisch, weshalb der Hofladen "ein Laden meines Vertrauens ist".

Wie Schmid ist auch Brigitte Scheuerer treue Kundin der Widmanns, "seit sie hier auf dem Markt sind". Davor, also vor rund zehn Jahren, seien sie auch manchmal zum Hofladen nach Fußberg gefahren. "Weil man weiß, wo das Fleisch herkommt und weil es einfach gut ist", kaufe sie hier ein. Generell achte sie darauf, möglichst regional produzierte Lebensmittel zu kaufen. Wie Schmid ist sie außerdem der Meinung, dass verunreinigte Lebensmittel bei jedem Produktionsbetrieb gefunden werden könnte. Die Braumillers in Biburg hätten eben Pech gehabt. Weder Schmid noch Scheuerer haben deshalb ihr Vertrauen in die Selbstvermarkter verloren, wie sie versichern.

Genauso sieht das auch Franz Wolf. Gerade bei größeren Produzenten sei die Gefahr von Verunreinigungen noch größer, sagt er. Und verweist darauf, "wie viele Rückrufe es schon bei den großen Discountern gab". Sein Vertrauen in die Hofläden ist nicht erschüttert wegen der Listerien in Biburg, vielmehr lobt er das Verhalten der Familie Braumiller: "Die Leute haben das selber angezeigt, mehr kann man nicht machen." Wolf kauft seine Fleisch- und Wurstwaren schon seit 20 Jahren bei Widmanns. "Das Fleisch schmeckt besser, und die Tiere werden so gehalten, wie es sich gehört."

Eine Kundin aus Schöngeising, die sich als Kundin der Braumillers zu erkennen gibt und wegen Widmanns Geflügel nach Maisach gekommen ist, hat wegen der Listerien "schon ein blödes Gefühl", wie sie sagt. Dennoch sieht sie es wie Andreas Moser: "Es ist sehr gut, dass er an die Öffentlichkeit gegangen ist", sagt Moser in Bezug auf den Fall in Biburg. Das könne überall passieren, meint er. Und ihn bestärke das noch mehr darin, bei solchen Direktvermarktern einzukaufen. "Ich kenne den Widmann persönlich. Ich weiß, wo das Fleisch herkommt. Ich weiß, wie es produziert wird", das habe er sich bereits selbst angesehen, sagt Moser.

Es scheint, als wäre es den meisten Käufern auf dem Wochenmarkt wichtig, zu wissen, wo und von wem ihre Lebensmittel produziert werden. Diese Erfahrung hat auch die Landwirtin Silvia Widmann im langjährigen Umgang mit den Konsumenten ihrer Produkte gemacht. "Die Kunden wissen, dass wir selber schlachten, dass wir unser eigenes Futter anbauen." Dies und das "Wissen woher es kommt", schaffe eben großes Vertrauen.

© SZ vom 02.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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