Maisach:Weihnachtsstimmung ohne Kitsch

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Die Idee des Adventssingens hat Alfons Strähhuber von eigenen Auftritten in Salzburg mitgebracht. (Foto: Günther Reger)

Alfons Strähhuber veranstaltet in Gernlinden das 50. Adventssingen

Von Florian J. Haamann, Maisach

Unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung veranstaltet Alfons Strähhuber in der Gernlindner Bruder-Konrad-Kirche jeden dritten Advent ein Adventssingen, das im Landkreis einmalig ist und auf höchstem Niveau stattfindet. In diesem Jahr findet das Gernlindner Adventssingen nun zum 50. Mal statt. Eben so lange ist Strähhuber bereits Leiter des Kirchenchores. Die Idee für das Adventssingen hat er aus Österreich mitgebracht. "Als Student durfte ich beim großen Salzburger Adventssingen von Tobi Reiser mitwirken. Für mich war das damals etwas ganz Großartiges. Deswegen habe ich gedacht, so etwas will ich hier auch machen", erzählt Strähhuber. An diesem Sonntag ist es wieder so weit.

Angefangen, so Strähhuber, habe alles ganz klein. Über die Jahre allerdings habe sich viel entwickelt, es wurde experimentiert, eine Form gefunden. Heute gibt es zwar immer wieder kleine Änderungen, am Grundgerüst aber wird nicht gerüttelt. Etwa, dass jedes Adventssingen mit dem "Pinzgauer Perchtentanz" beginnt und mit dem "Andachtsjodler" endet. "Einmal habe ich versucht, mit einem anderem Lied zu beginnen. Aber da sind die Leute gekommen und haben gesagt, wenn du das machst, dann kommen wir nicht mehr", sagt Strähhuber. "Die Leute brauchen den Wiedererkennungseffekt. Sie wollen eine Struktur in diesen hektischen Zeiten des Umbruchs. Das ist ja das Wesen jedes Brauches." Angestaubt oder langweilig ist das Gernlindner Adventssingen deshalb allerdings nicht - ganz im Gegenteil.

Denn es werden nicht nur Volkslieder gesungen, die mehr oder weniger sinnvoll aneinander gereiht sind. Nein, Strähhuber will mit jedem Adventssingen ein bestimmtes aktuelles Thema ansprechen und die Besucher damit zum Nachdenken anregen. "Es gibt kein Hirtenspiel oder Kinder, die auftreten. Die Veranstaltung hat nichts Putziges. Denn Idylle lügt immer." Im vergangenen Jahr drehte sich alles um die Flüchtlingskrise. Heuer geht es um ein religiöses Thema. "In einem Zeitungstext habe ich den Satz gelesen: Was mich beschäftigt, ist, dass wir in unseren Zweifeln alleine gelassen werden. Das ist auch mein Erleben", sagt Strähhuber. Das Adventssingen orientiert sich deshalb an einem Psalm in dem es heißt: "Verbirg dein Angesicht nicht vor mir." Für die Textpassagen wählt Strähhuber gerne Stellen aus dem Alten Testament. "Das sind Texte, die Tausende Jahre alt sind und von allem, was nicht schön klingt, gereinigt wurden. Sprachlich und von ihren Bildern sind sie unübertroffen.

Und es gibt noch ein weiteres Prinzip, an dem Strähhuber nicht rüttelt: Die etwa 50 Mitwirkenden, egal ob Chor, Schauspieler oder Bläser, kommen aus Gernlinden oder der Umgebung. "Ich habe immer gesagt, das Adventssingen ist von uns für uns. Wir sind keine Konzertagentur, die drei oder vier Bands einlädt und einen bekannten Redner. Das sollen andere machen", sagt Strähhuber.

Neben dem bereits angesprochenen Pinzgauer Perchtentanz und dem Andachtsjodler, bekommen die Besucher Texte von Carl Orff und Ludwig Thoma zu hören, außerdem Volks- und Chorlieder. Ganz besonders sind auch die Kantaten, die gesungen werden. Den regelmäßigen Besucher bekannt sein dürfte dabei: "An den Flüssen von Babylon", eine Komposition von Max Eham, Domkapellmeister in Freising und Dozent an der Münchner Musikhochschule - und Musiklehrer von Alfons Strähhuber. Ebenfalls zu hören ist ein eigenes komponiertes Werk des Maisachers Karl Grassi, Freund und Weggefährte von Strähhuber. "Ich suche Dinge aus, die mir und uns allen gefallen. Und ich glaube, dass es das ist, was auch bei den Leuten gut ankommt und warum sie immer wieder kommen."

Gernlindner Adventssingen, Sonntag, 12. November, von 18 Uhr an in der Bruder-Konrad-Kirche. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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