Maisach:Schwierige Integration

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Friseurinnung berichtet von den Problemen mit Flüchtlingen

Von katharina knaut, Maisach

Viele Ausbildungsbetriebe kämpfen mit Nachwuchsmangel. Egal ob Metzger, Bäcker oder das Handwerk allgemein - interessierte junge Menschen sind rar. Kein Wunder also, dass Betriebe dem Zustrom junger Flüchtlinge anfangs noch positiv entgegengeblickt haben.

Mittlerweile hat sich bei der Friseurinnung Fürstenfeldbruck jedoch Ernüchterung eingestellt. Einige Asylbewerber wurden bereits in den Salonalltag probehalber integriert. Der große Erfolg und die Entlastung blieben jedoch aus. Die Arbeit habe sich als schwierig herausgestellt, berichtet eine Friseurin bei der Mitgliederhauptversammlung der Innung. Ein Afghane habe eine Zeitlang zur Probe in ihrem Salon gearbeitet, aber vor allem die Sprachbarriere habe ein großes Problem dargestellt. Er habe kaum deutsch gesprochen, meint sie. Ähnlich sei es ihr mit einem Asylbewerber aus Eritrea ergangen. Dieser sei auch eher selten und außerdem unpünktlich erschienen. Josef Wieser, Obermeister der Friseurinnung, hat ähnliche Erfahrungen gemacht.

Die fehlende Beherrschung der Sprache sei der Hauptgrund, warum es mit der Integration in den Betrieb schwierig ist, erklärt Wieser. In diesem Metier stehe man dafür zu sehr im Kontakt mit Kunden. Da sei Verständnis oberste Priorität, gerade im Friseurhandwerk. "Kurz ist nicht gleich kurz." Er erinnert sich dabei auch an einen Fall, in dem eine Asylbewerberin einer Kundin die Haare mit einem zu heiß eingestellten Föhn geföhnt habe. Obwohl die Kundin die Frau mehrmals darauf hingewiesen habe, habe diese aufgrund von mangelndem Verständnis die Einstellung nicht geändert. "Die Kundin hatte fast eine Brandblase."

Ein weiteres Problem sei zudem, dass das Friseurhandwerk ein von Frauen dominierter Beruf ist. "Viele kommen nicht damit klar, dass eine Frau der Chef ist", meint Wieser. "Solange sie unsere Kultur nicht verstehen, wird die Integration schwierig." Einige Flüchtlinge seien außerdem nicht willens, die dreijährige Ausbildung zu absolvieren. Der Eritreer, den er eine Zeitlang bei sich beschäftigte, habe bereits in seiner Heimat als Friseur gearbeitet. "Er dachte dementsprechend, er könne gleich losschneiden." Auch sein anderer Praktikant aus Nigeria habe nicht eingesehen, drei Jahre mit einer Ausbildung zu "verschwenden". "Er war ein sehr netter Mann, der auch gut Englisch konnte." Bei ihm hätte sich Wieser durchaus eine Ausbildung vorstellen können. Als die beiden jedoch erfahren haben, was zu der Ausbildung dazugehört, sei die anfänglich große Motivation rasch geschwunden. Wieser vermutet dahinter auch das Gehalt. Viele hätten zuvor in Minijobs gearbeitet und seien nicht bereit, sich auf das geringere Lehrlingsgehalt einzulassen.

Dennoch hält Wieser die Versuche nicht grundsätzlich für gescheitert. "Der ein oder andere lässt sich bestimmt integrieren." Der Friseurberuf sei schließlich von jeher einer der großen Integrationsberufe gewesen. "Es ist allerdings nicht möglich, alle zu beschäftigen, die die Politik uns gerne aufs Auge drücken würde", so Wieser. Zu allererst müsse man die Sprachprobleme beseitigen. "Es ist noch ein weiter, weiter Weg, bis sie bei uns integriert sind."Die Lösung für den Nachwuchsmangel sieht er daher vor allem in einer höheren Beteiligung auf Berufsorientierungsmessen und einem stärkeren Auftritt in der Öffentlichkeit.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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