Maisach:Maßnahmen gegen den sozialen Abstieg

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Michael Schrodis Programm interessiert neben Michael Scheid (links), Chef der SPD Maisach, auch einen Hund. (Foto: Günther Reger)

SPD-Bundestagskandidat Michael Schrodi erklärt den Genossen die Schwerpunkte seiner Agenda

Von Ariane Lindenbach, Maisach

1100 Euro beträgt die durchschnittliche Rente für Männer im Nachbarlandkreis Dachau zurzeit. Für Frauen sind es 507 Euro. Dass diese Beträge schon jetzt nur unter günstigen Bedingungen für einen sorgenfreien Ruhestand reichen und sie sich in den nächsten Jahren noch mehr reduzieren werden, hat der Bundestagskandidat der SPD, Michael Schrodi, bei seiner Vorstellung in Maisach deutlich gemacht. Gegen diesen Missstand und weitere soziale Ungerechtigkeiten will der Lehrer am Viscardi-Gymnasium Fürstenfeldbruck und Vater von zwei Kindern kämpfen. Bei den 16 Interessierten, die am Freitagabend auf Einladung der SPD in die Brauerei gekommen waren, kam seine Analyse der Fehlentwicklungen in der Bundesrepublik gut an.

"Wir haben in ganz Europa eine soziale Spaltung", konstatierte der 39-jährige SPD-Kreisvorsitzende, der wie so oft schwarzes Sakko, weißes Hemd und Jeans trug. Die Kluft zwischen Arm und Reich wachse spätestens seit der Wirtschaftskrise vor fast zehn Jahren, die viel gepriesene Mittelschicht schrumpfe dahin. Es sei zwar damals richtig gewesen, die Banken mit staatlicher Unterstützung zu retten. Doch nach Schrodis Ansicht hätte die Politik danach strengere Regeln für die Geldinstitute aufstellen müssen. Das habe man versäumt, stattdessen bei den Schwächsten weiter gekürzt, monierte er. Und nun sei die Angst vor sozialem Abstieg, davor, dass man von seiner Arbeit spätestens im Rentenalter nicht mehr leben könne, auf einmal greifbar und treibe immer mehr Menschen an die politischen Ränder, zu extremen Gruppierungen wie der AfD. Wie Schrodi ausführte, begünstigt die Angst um die eigene Existenz das Entstehen von Fremdenfeindlichkeit. Aber auch von außerparlamentarischen politischen Bewegungen und von Gewalt. "Und es ist schädlich für die Wirtschaft", betonte er und nannte den Brexit und die von Donald Trump gewonnenen US-Wahlen als Beispiele. "Das beste Gegengift gegen braune Rattenfänger ist eine solidarische Gesellschaft", betonte er.

Dafür müssten die Rahmenbedingungen durch die SPD als Partei der sozialen Gerechtigkeit so umgestaltet werden, dass auch Menschen mit geringem Lohn wieder von ihrer Arbeit leben können. Und dass alle Menschen die Möglichkeit eines Aufstiegs haben. Der Kandidat für den Wahlkreis Fürstenfeldbruck/Dachau nannte Rentenreform, sozialen Wohnungsbau, Spitzensteuersatz, Vermögens- und Erbschaftssteuer als Stellschrauben für mehr soziale Gerechtigkeit. Und er kritisierte immer wieder den Koalitionspartner Union, der eine Verbesserung der jeweiligen Gesetze stets verhindert habe. In dem Zusammenhang erwähnte Schrodi auch die Patrizia. Die Aktiengesellschaft kauft Mehrfamilienhäuser, in Fürstenfeldbruck beispielsweise die sogenannte Sternsiedlung. Oft seien das einst staatlich geförderte Sozialwohnungen wie etwa die der GBW, die dann bald ihre soziale Bindung verlieren und als Anlageobjekt viel teurer vermietet werden können, erläuterte er und forderte Bundesmittel für den öffentlichen Wohnungsbau. "Da ist das Eigentum von uns allen verscherbelt worden", sagte er mit Blick auf Finanzminister Markus Söder (CSU). Er ließ keinen Zweifel daran, wie wenig er von einer Fortsetzung der großen Koalition hält.

Die anschließende Diskussion war geprägt von Selbstkritik. Die Hartz-IV-Reform und spätestens die zweite große Koalition habe die Sozialdemokraten von ihren ureigenen Themen zu sehr entfernt, so der Tenor. Schrodi stimmte zu. Auch er wolle kein weiteres Mal mit der Union zusammenarbeiten. Und was die Sozialreformen angehe, "da muss man nachjustieren". Unter Beifall versprach er, für eine Rente nach Schweizer und Österreicher Vorbild zu kämpfen.

© SZ vom 29.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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