Maisach:Massig in der Mitte

Lesezeit: 2 min

Unter dem stetigen Zuzug verändern sich die Städte und Gemeinden im Landkreis. Maisach setzt auf eine Bebauung des Ortszentrums. (Foto: Günther Reger)

Im Zentrum entsteht derzeit ein für den kleinen Ort atemberaubend großer Wohn- und Geschäftskomplex. Damit löst die Gemeinde zwei Probleme: Sie bekommt einen Supermarkt und etliche Wohnungen. Zum Ortsrand hin lässt der Gemeinderat nur kleinere Gebäude zu

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Jahrzehntelang schlummerte das Maisacher Ortszentrum im Dornröschenschlaf. Zwischen Rathaus und S-Bahnhof verfiel ein alter Bauernhof mit viel Fläche und ein paar Nebengebäuden jedes Jahr mehr. Der Ort drumherum wuchs derweil gemächlich weiter. Doch jetzt tut sich was in Maisachs Mitte. Seit gut zwei Jahren wächst im Zentrum ein für die kleine Ortschaft gewaltiger Gebäudekomplex in die Höhe. Geschäfte, Büros und Wohnungen entstehen dort. Und das ist nur ein Teil der baulichen Entwicklung im flächenmäßig größten Ortschaft im Landkreis.

Denn der Siedlungsdruck, also die steigende Nachfrage nach Wohnraum, ist in einer Kommune wie Maisach mit drei S-Bahnhöfen deutlich zu spüren. Zwar erreichte die Gemeinde zwischen 2004 und 2012 nie ihr angestrebtes Bevölkerungswachstum von einem Prozent pro Jahr, teilweise sank die Zahl der Einwohner sogar. Doch seit 2013 wächst Maisachs Bevölkerung jährlich um bis zu knapp drei Prozent. Dafür verantwortlich sind vor allem Nachverdichtungen, also Neubauten auf ehemals großzügigen und nun geteilten Grundstücken, meist von Privatleuten realisiert.

Und nun ist bald ein ganzer Gebäudekomplex bezugsfertig. Die Planung für das Ortszentrum entstand vor etwa zehn Jahren, noch in der Phase als Maisach wenig wuchs. Eine große Mehrheit im Gemeinderat sah die Notwendigkeit, an der zentralen Stelle des brach liegenden Bauernhofs einen Supermarkt in einem Wohn- und Geschäftsbau zu errichten. Damals drohte Maisach nämlich der Wegzug des Rewe-Marktes am Ortsrand. Nach einigem Hin und Her und einem Wechsel des Investors kamen schließlich die Gemeinde und der Starnberger Investor Ehret und Klein zusammen. Es entstand die Planung für das 7500 Quadratmeter große Grundstück mit insgesamt drei Gebäuden.

Die Gemeinde veranstaltete dazu sogar einen Informations- und Diskussionsabend für die Maisacher. Die Pläne mit einem mehr als 50 Meter langen Gebäude entlang der Hauptstraße ließen zwar so manchen Zuhörer schlucken. Bei der Abstimmung votierten aber 80 Prozent der Anwesenden für das Projekt. Auch die Maisacher wollten damals unbedingt einen Supermarkt im Zentrum. Inzwischen hat sich ein weiterer Bauunternehmer an das Vorhaben drangehängt. Er baut mit Beteiligung der Gemeinde in unmittelbarer Nähe zum Rathaus ein weiteres Gebäude: Im Erdgeschoss finden Gemeindebücherei, Trauungszimmer und Sitzungssaal Platz, darüber entstehen weitere Wohnungen. Insgesamt, so rechnet die Gemeinde, werden in den neuen Gebäudekomplex im Zentrum etwa 170 Personen einziehen.

Mittlerweile sind die Dimensionen des Bauwerks ersichtlich. Und des öfteren bleiben Maisacher staunend an der Baustelle stehen, offenbar überrascht von der Massivität der Gebäude. Doch laute Kritik hat man bislang nicht gehört. Vermutlich hat die Befragung der Maisacher vor fünf Jahren beim Informationsabend Kritiker bereits im Vorfeld verstummen lassen. Obwohl nur etwa 80 Leute daran teilnahmen.

Generell versucht der Gemeinderat über alle Fraktionen bei der baulichen Entwicklung eine Linie zu verfolgen: Im Zentrum darf die Bebauung dichter sein, zum Ortsrand hin soll sie abnehmen. Diese Linie verfolgen die Kommunalpolitiker auch beim geplanten Baugebiet zwischen Estinger, Gernlindner und Emmeringer Straße, wo jüngst das Lagerhaus König abgerissen wurde: Dort genehmigten sie die Planung in der beantragten Größe nur entlang der Hauptstraße; die Häuser in zweiter und dritter Reihe mussten der Bauherr verkleinern. Nach diesem Prinzip verfährt man auch in Gernlinden: Direkt im Zentrum dürfen Gebäude zweistöckig und größer sein, zum Ortsrand hin werden sie kleiner.

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: