Die Schüler der Maisacher Mittelschule haben für die Ehrung der Schulbesten der Landkreis-Mittelschulen die Aula mit großen Roulette-Chips und Spielkarten als "Casino-Royal" dekoriert. Die 29 ausgezeichneten Absolventen haben das Schulcasino mit der Feier hinter sich gelassen; doch das berufliche Glücksspiel dürfte sie weiter begleiten. Erst einmal genießen sie den Festtag, den die Maisacher Mittelschule mit großem Einsatz ausgerichtet hat. Da ist die etwas unorthodox singende, aber herzliche Rektorin Corinna Niedring, und da sind Schüler, die nicht nur tanzen und singen, sondern auch Essen aus der eigenen Schulküche mit viel Liebe zum Detail servieren.
Fünf Schüler der Kerschensteiner Mittelschule stoßen auf ihren Mittleren Schulabschluss an. Alle haben die Prüfungen mit dem Notenschnitt 1,78 absolviert. Die Lebens- und Schulwege der besten Absolventen von Maisach können nicht unterschiedlicher sein. Amir Hattoukh sticht heraus. Der 16-jährige Kriegsflüchtling aus Syrien, der in Emmering wohnt, schloss die M 10 an der Brucker Mittelschule-Nord mit Bravour ab. Erst knapp drei Jahre in Deutschland, machte er im vergangenen Jahr zunächst den qualifizierten Mittelschulabschluss und nun - ein Jahr später - bereits den Mittleren Schulabschluss. "Englisch und Sport sind meine Lieblingsfächer", erzählt Amir. Stolz daneben steht seine Mutter Linda und ein Onkel, der aus Schweden gekommen ist. Der Vater kann in Maisach nicht dabei sein, weil er zur gleichen Zeit im Deutschkurs sein muss.
Schon immer ehrgeizig war auch Selina Kühndelt, die mit der Durchschnittsnote 1,1 den Qualifizierenden Mittelschulabschluss als Landkreisbeste bestanden hat. Nur die Note zwei im Fach Kunst fällt leicht aus dem Rahmen. "Dabei ist Kunst mein Lieblingsfach", bekennt die 15-Jährige, die die Montessori-Mittelschule in Günzlhofen besucht hat. Selinas Schulkarriere ist sehr ungewöhnlich. Vor dem Wechsel an die Mittelschule hatte sie vier Jahre lang das Gymnasium Gröbenzell besucht. Der Wechsel erfolgte nicht aufgrund schlechter Noten, sondern war schulstressbedingt. "Ich habe nur gelernt, hatte keine Freizeit mehr und keine Zeit für Hobbys", erzählt die Münchnerin. "Der Lerndruck war einfach zu viel", ergänzt Mutter Katrin Schöb. Selina profitierte auf der Mittelschule von ihrem Vorwissen und fand so wieder Zeit fürs Gitarre- und Klavierspielen. Sie wird nun die Mittlere Reife machen und anschließend das Fachabitur anstreben.
Die 16 Jahre alte Anna Gorgas aus Luttenwang ist mit einem Notenschnitt von 1,33 die beste Absolventin des Mittleren Schulabschlusses. "In der Grundschule war ich ziemlich schlecht", meint Anna rückblickend. In der Mittelschule in Mammendorf ging es dann aufwärts. Besonders in der zehnten Klasse, von der Anna schwärmt: "Da passte alles - die Klassengemeinschaft und die Lehrer." Dabei schaut sie ihre Lehrerin Christine Pittrich, die mit nach Maisach gekommen ist, an: "Sie ist die beste Lehrerin, die ich jemals hatte." Pittrich erwidert prompt das Kompliment: "Anna hat unglaublich fleißig gearbeitet." Die erfolgreiche Absolventin wird demnächst eine Ausbildung zur Gestalterin für visuelles Marketing in München beginnen.
Amir hat sich derweil bereits an der Fachoberschule in Fürstenfeldbruck angemeldet. "Lernen, studieren, eine gute Arbeit finden", so malt er sich seine Zukunft aus. "Ich möchte etwas schaffen." Er ist froh, dass er dies alles in Deutschland tun kann, aber auch traurig darüber, dass er Syrien verlassen musste. Er vermisst seine Freunde: "Sie sind auch geflohen, in die Türkei oder nach Holland." Sein bester Freund lebt bisher noch in Syrien. Amir verbittert: "Alle müssen die Heimat verlassen" - nur wegen dieses schrecklichen Krieges.