Maisach:Gernlindner wollen Grün erhalten

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Klares Votum für Baubeschränkung beim Dialog mit dem Bürgermeister

Von Ariane Lindenbach, Maisach

Gernlinden soll seinen Gartenstadtcharakter behalten. Das ist das Ergebnis der Dialogveranstaltung am Mittwochabend im Bürgerzentrum. Bei dem von der Gemeinde organisierten Termin zeigte sich deutlich, dass der Großteil der etwa 140 Anwesenden gegen eine möglichst dichte Bebauung in Maisachs zweitgrößtem Ortsteil ist. Daneben gab es auch vereinzelt Kritik an den kommunal auferlegten Baubeschränkungen. Und der Abend machte zudem deutlich: Die Ausweisung größerer Baugebiete zieht auch den Bau von mindestens drei Kinderbetreuungseinrichtungen nach sich - mit allen Folgekosten für die Gemeinde. Und für Privatpersonen ist es inzwischen fast unmöglich, in Gernlinden Grund zu erwerben, weil Investoren mehr bezahlen.

Wie Bürgermeister Hans Seidl eingangs erläuterte, haben sich die etwa gleich großen Ortsteile Maisach und Gernlinden in der Vergangenheit wechselseitig entwickelt: Wurde in einer Ortschaft viel gebaut, war in der anderen erst einmal Pause. Seit einigen Jahren aber wachsen beide Ortschaften Seidl zufolge gleichzeitig. Hinzu kämen wachsende Anforderungen. Als Beispiel nannte er die zwischen 1987 und 1993 entstandene Siedlung an der Wettersteinstraße. Für sie musste die Gemeinde damals einen Kindergarten bauen. "Heute braucht man einen Kindergarten, eine Krippe, einen Hort." Mehr Anwohner hätten mehr Autos, die alle irgendwo geparkt werden müssten, und so weiter. Der Bedarf erstrecke sich eben auf "alles, was Menschen mit sich bringen". Wie Seidl unterstrich, sind in Gernlinden in den letzten fünf Jahren sogar ein paar Wohneinheiten mehr entstanden als in Maisach (117 gegenüber 103). Zudem wurde die nur für Gernlinden geltende Baumschutzverordnung gelockert. Was freilich zur Folge hat, dass mehr Bäume gefällt werden.

Die erste Wortmeldung kam schließlich von einem Mann aus der Brucker Straße. Er fühle sich benachteiligt, weil die Gebäude nach dem neuen Bebauungsplan "Gernlinden Zentrum" zwei Vollgeschosse plus Dachgeschoss haben dürfen, er aber nur eines. Der Bürgermeister erläuterte, dass der Gemeinderat eine höhere Bebauung im Zentrum zulassen, ansonsten aber die ortstypische Struktur mit den vielen kleinen Einfamilien- und Doppelhäusern erhalten wolle. Der nächste Redner beklagte, dass die Gemeinde keine Nachverdichtung zulasse, weshalb Jüngere wegziehen müssten. Seidl widersprach und verwies auf die westliche Graf-Toerring-Straße. Dort habe der Gemeinderat überall Nachverdichtungen ermöglicht - bis auf ein Grundstück mit alten Bäumen, das auf Wunsch des Eigentümers ausgespart wurde. Für diese Entscheidung gab es am Mittwochabend beifälliges Klopfen.

Im Folgenden nahmen die Wortmeldungen für ein maßvolles Wachstum und den Erhalt von möglichst viel Grün zu. "Wir haben hier keine Berge, keinen Hügel, keinen Fluss, nicht einmal einen Bach", dafür aber Autobahn, Bundesstraße und stark wachsende Gewerbegebiete, skizzierte ein älterer Herr. Mittendrin liege das grüne Gernlinden, das man bitte erhalten möge, sagte er unter lautem Applaus. Eine Frau mittleren Alters gab zu Bedenken, dass der Bedarf an Wohnraum in den letzten Jahren stark gestiegen sei: Wo früher bequem eine fünfköpfige Familie gelebt habe, fühle sich heute ein kinderloses Paar schon beengt. Ihren Appell für Verzicht schienen die Anwesenden nicht komplett abzulehnen. "Jeder schaut, dass er das Maximale für sich hat", fasste es der langjährige Gernlindner Gemeinderat Alfons Strähhuber (SPD) zusammen. Aus dem Ort weggezogene Erben wollten ihre Grundstücke möglichst gewinnbringend an Investoren verkaufen. Der Gemeinderat müsse indes für Gerechtigkeit sorgen und dafür, dass eine Kommune lebenswert für seine Bewohner bleibe. Die dafür notwendigen Entscheidungen würden selten allen gefallen, erläuterte Strähhuber unter lautem Beifall.

Gegen Ende der weit über zwei Stunden dauernden Veranstaltung meldeten sich noch ein paar Gernlindner, die seit Jahren am Ort eine Immobilie kaufen wollen. In der Regel kämen sie nicht zum Zug, weil ihnen Investoren zuvorkommen beziehungsweise sie überbieten. Alle Kaufinteressenten sollen sich bei der Gemeinde melden. Wie Seidl versprach, wolle man im Gemeinderat überlegen, wie man ihnen helfen kann.

© SZ vom 17.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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