Maisach:Gelungener Balanceakt

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Das erste Fischerstechen zieht viele Neugierige an und bietet beste Unterhaltung

Von Manfred Amann, Maisach

An diesem Samstagnachmittag, am Ufer der Maisach, gleich hinter dem Freibad drängen sich zuweilen bis zu sieben Reihen Zuschauer und feuern Bootsbesatzungen an, die paarweise beim ersten Fischerstechen des CSU-Ortsverbandes um Punkte kämpfen. In jedem der beiden Boote gibt es einen Ruderer, einen Steuermann und einen "Stecher", der vom Bootsheck aus, auf einer Bohle, mehr balancierend als stehend, versucht, den gegnerischen Stecher mit einer Lanze ins Wasser zu stoßen. "Einfach ist das nicht, weil das Boot im Wellengang ganz schön schwankt", verrät Patrick Ludwig, der im Team des SC Maisach kämpft. "Aber es macht irre Spaß, eine richtige Gaudi ist das", ergänzt dessen Partner Tobias Huber und windet sein nasses T-Shirt aus.

Wer nicht standfest ist, fliegt schnell ins Wasser. (Foto: Günther Reger)

In der Regel werden Fischerstechen in stehenden Gewässern ausgetragen, "doch wie man sieht, geht es auch in der Maisach in Maisach", sagte Christian Kemether sichtlich erfreut über das "zugkräftige Highlight", das schon tagsüber eine Vielzahl von Menschen anlockte. "Um unser jährliches Bürgerfest attraktiv zu halten, lassen wir uns ab und an was Neues einfallen", so der stellvertretende Ortsvorsitzende der CSU. Die Idee und damit einen guten Riecher hatte angeblich Bürgermeister Hans Seidl. Zehn Vereinsmannschaften waren angetreten, um einen der Preise zu ergattern. Den ersten, eine Reise nach Berlin zur Vorsitzenden der Landesgruppe der CSU im Deutschen Bundestag, Gerda Hasselfeldt, erkämpfte sich die Mannschaft des TSG Maisach. Die Besatzungen von der Maisacher Blaskapelle und von der Feuerwehr Rottbach, die den zweiten und dritten Platz belegten, freuten sich je über ein Faß Bier. Weitere 50 Liter muss sich die Blaskapelle mit den Waldschützen Gernlinden teilen, da beide Teams gleich viel "Unterstützungsapplaus" bekommen hatten. Bei einem Treffen im Herbst soll das Faß geleert werden.

Das erste Fischerstechen auf der Maisach findet ein großes Publikum. (Foto: Günther Reger)

Eigenen Aussagen zufolge waren die Waldschützen "zusammen 120 Jahre alt" und damit die älteste Bootsbesetzung, beim Burschenverein Germerswang ruderte Sebastian Roos mit 13 Jahren als Jüngster mit. Von Mittag an bis in die Nacht hinein wurde auf der "Tages-Festwiese" gefeiert. Etwa 40 der 120 CSU-Mitglieder waren im Einsatz, es gab einen Rot-Kreuz-Glückshafen, mehrere Leckereien-Standl und für Kinder eine Hüpfburg. Am Abend verwandelte die Band "Black and White" die Uferwiese dann in eine Partyzone.

Zehn Mannschaften aus verschiedenen Ortsteilen waren zum Fischerstechen angetreten und hatten ihren Spaß, Zuschauer amüsierten sich köstlich, besonders dann, wenn ein Stecher "ohne Feindberührung" ins Wasser plumpste oder ein Boot in der Maisachströmung zu sehr abtrieb oder gar im Schilf landete. Und wenn Boote zu zögerlich aufeinander zuschipperten oder der Stecher wenig Kampfgeist zeigte, dann konnte man aufmunternde Zurufe wie etwa "Ihr seid´s wohl Beamte" oder "Brauchst koan Schiss hom" hören. Viel zu tun hatten Schriftführerin Claudia Braun und Schiedsrichter Wolfgang Käser, der gelegentlich einen Stecher disqualifizieren musste, der unter die Gürtellinie oder Richtung Kopf stieß oder eine Lanze mit der Hand abwehrte. Angeblich ist der Brauch mehr als 500 Jahre alt und am Starnberger See zur Zeit der "Fischeinigung" entstanden. Aber es geht auch die Mär, dass Fischer im Spätmittelalter ein Ritterturnier mangels Pferden mit Booten ausrichteten und so eine lange Tradition begründeten. Laut Florian Scharte, der den Wettkampf launig moderierte, wird diese in Maisach fortgesetzt.

© SZ vom 31.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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