Maisach:Die Geister der Vergangenheit

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Barbara Hondl, Anna Kobald, Steffi Kantor und Leonie Kobald freuen sich über den Sonderpreis für ihre herausragende kreative Leistung. (Foto: Günther Reger)

In einem selbst gezeichneten Comic setzen sich drei Realschülerinnen mit dem Ersten Weltkrieg auseinander - und gewinnen mit dieser kreativen Leistung einen Sonderpreis bei einem bayernweiten Geschichtswettbewerb

Von Monika Kalisch, Maisach

"Es war ein tolles Erlebnis und es gab sehr gute Schnitzelsemmeln", scherzen die Zehntklässlerinnen Steffi Kantor, Anna Kobald und Leonie Kobald über die Preisverleihung des Schülerlandeswettbewerbs "Erinnerungszeichen". Zum Thema "Bayern und der Erste Weltkrieg" sollten sich die Schüler in diesem Jahr mit der Bedeutung des Kriegs für die Bevölkerung und mit den Erinnerungszeichen im Freistaat beschäftigen. Auf dieses Abenteuer ließen sich auch die drei Schülerinnen der Orlando-di-Lasso-Realschule in Maisach zusammen mit ihrer Betreuungslehrerin Barbara Hondl ein. Mit ihrem Comic "Geister der Vergangenheit" gewannen sie den Sonderpreis für eine besonders kreative Leistung.

Ihre Lehrerin habe sie auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht, erzählt Steffi Kantor: "Zuerst hat Frau Hondl mich gefragt, ich hab dann noch Anna und Leonie mit ins Boot geholt." Die drei überlegten, wie sie möglichst viele Aspekte und Sichtweisen aufgreifen konnten. Letztlich entschieden sie sich dafür, einen Comic zu zeichnen. Als Material bekamen sie von Barbara Hondl unter anderem das Buch "Der Große Krieg" und besuchten die Ausstellung des Bayerischen Armeemuseums in Ingolstadt. "Aus den Informationen haben Anna und ich die Charaktere erschaffen und die Geschichte geschrieben, Steffi hat das ganze dann in Bilder verwandelt", sagt die 16-jährige Leonie. Ihnen sei wichtig gewesen, mit den Charakteren die unterschiedlichen Kriegsgruppen einzufangen und das Leid der Menschen im Krieg darzustellen, erklärt Anna Kobald.

Im Comic trifft die 16-jährige Lena im Museum auf den Geist des französischen Soldaten Louis, der an der Front gekämpft hat und durch drei Schüsse in die Brust gestorben ist. Dieser begleitet Lena bei ihren weiteren Begegnungen mit Kriegsopfern wie dem deutschen Soldaten Franz, der durch Giftgas ums Leben gekommen ist, dem kleinen Xaver, der zu Hause verhungert ist, und der jungen Marie, die im Krieg ihren Sohn und ihren Mann verloren hat. "Obwohl wir das Projekt hauptsächlich in unserer Freizeit gestaltet haben - in der neunten Klasse bleibt während der Schule nicht viel Zeit -, hat es uns sehr viel Spaß gemacht, daran zu arbeiten", sagt Anna Kobald. Steffi Kantor fügt lachend an: "Wir haben es an einem Samstag fertig gemacht. Daran erinnere ich mich so genau, weil es ein langer Samstag war."

Barbara Hodl erzählt, es sei das vierte Mal gewesen, dass sie mit Schülern an dem Wettbewerb teilgenommen hat. "Bis jetzt haben wir auch jedes Jahr mindestens einen Preis gewonnen", sagt sie. Auch für das nächste Jahr habe sie schon wieder interessierte Schüler gefunden. Unter dem Thema "Bayern und Napoleon" nehmen sich diese zum Punkt Säkularisation das Kloster Fürstenfeld vor.

Bei der Preisverleihung empfingen die Präsidentin des bayerischen Landtags, Barbara Stamm, und der bayerische Staatsminister für Bildung und Kultus, Ludwig Spaenle, die Preisträger im Foyer. Anschließend wurden im Steinernen Saal des Landtags in München die Projekte von den Laudatoren vorgestellt und die Preise überreicht. Zwischendurch sang ein Chor themenbezogene Lieder. "Es war spannend zu sehen, was die anderen gemacht haben, und die Atmosphäre war toll. Mich hat es nur gewundert, dass so viele Schüler sich mit Ahnenforschung beschäftigt haben", sagt Leonie Kobald. Zudem habe es noch Seminararbeiten und Filme gegeben. Mit einem Comic seien sie aber die einzigen gewesen. Im Anschluss konnten sich die Gruppen beim Essen vom Buffet, beispielsweise wie Schnitzelsemmeln, noch untereinander austauschen. Die drei Realschülerinnen aus Maisach gewannen mit ihrer Idee 200 Euro. "Entweder wir gehen davon in den Sommerferien campen oder wir teilen es einfach auf", sagen sie.

© SZ vom 29.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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