Laut, spannend und staubig:Heiße Duelle im Ziegelstaub

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Nach zwei Jahren Pause findet an Fronleichnam in der Maxlrainer-Arena in Olching wieder die German Open im Speedway statt. Der vierfache Open-Sieger und Lokalmatador Martin Smolinski hat es diesmal schwer und muss sich dem stärkeren Briten Robert Lambert geschlagen geben

Von Erich C. Setzwein, Olching

Dass an diesem Feiertag ungewöhnlich viele Ferraris dröhnend durch die Olchinger Hauptstraße fahren, trägt nur ein wenig zum Grundrauschen in der Stadt bei. Vom Volksfestplatz plärrt die Musik der Fahrgeschäfte, und gegen Mittag wird auch das Aufheulen von Motorradmotoren immer deutlicher. Es ist Fronleichnam, der Speedway-Tag in Olching, und es werden nach zwei Jahren wieder die German Open ausgefahren.

In 20 Rennen - und einem Stechen - treten 17 Fahrer gegeneinander an, am Ende wird der Brite Robert Lambert gewonnen haben, und die Fans gehen nach einem Nachmittag im heißen Stadion schweißgebadet und mit rotem Ziegelstaub bedeckt nach Hause. Nicht so Bürgermeister Andreas Magg, der erst zur zweiten Hälfte auf dem Platz des Motorsportclubs Olching (MSCO) erscheint und sich im kühleren VIP-Bereich aufhalten darf. Magg erzählt von seinem 50-Kubik-Roller, den er als junger Mann hatte, und davon, dass die Lautstärke aus dem Stadion "heute nicht mehr über ganz Olching schwappt".

Ein Thema, auf das viele Fans des Sandbahnsports empfindlich reagieren, hätte die Klage einer Anwohnerin seinerzeit doch dem Olchinger Traditionsverein die Grundlagen entzogen. Doch es darf weiter gefahren, und das freut vor allem Stephan Wunderer besonders. Er ist Teamleiter beim MSCO, hat den Nachwuchs im Blick. Nach einer längeren Phase des Desinteresses am Motorsport hat sich zu seiner Zufriedenheit wieder eine Gruppe von Kinder und Jugendlichen gefunden, die sich für das Schrauben und die Verbrennungsmotoren begeistern lassen. Über Schnuppertrainings habe man versucht, wieder einen Grundstock zu bekommen, sagt Wunderer, das habe in den vergangenen drei bis vier Jahren gut geklappt. Immer mittwochs ist Training, die Jüngsten der Speedway-Piloten sind gerade einmal sechs Jahre alt. Entscheidend sei die Fitness, sagt Wunderer, und wer im Fahrerlager die jungen Burschen und Mädchen anschaut, sieht diese Grundvoraussetzung bestätigt. Freilich gehören auch die Liebe zur Technik und ab und zu ein Zuschuss von der Oma, "denn ohne Sponsoren wäre der Sport fast nicht zu machen", sagt Olchings Lokalmatador Martin Smolinski zu Beginn des Rennens und dankt seinen Geldgebern.

Die Sandbahn wird immer wieder gewässert. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die haben den vierfachen German-Open-Sieger offensichtlich so gut ausgestattet, dass sein Team in Boxe 5 des Fahrerlagers seine Maschinen bestens herrichten konnten. Schon bei seinem ersten Auftritt am Donnerstagnachmittag zeigt Smolinski sein Können, als er auf der Innenbahn startend nur den Australier Sam Masters an seinem Hinterrad kleben hat. Nach vier Runden lupft Smolinski nach der Zieldurchfahrt kurz sein Vorderrad an und signalisiert den vielen Fans seinen Kampfeswillen. Im fünften Lauf, "Heat" genannt, seinem zweiten Rennen kann sich der mit 34 Jahren zu den erfahrensten Fahrer zählende Smolinski gegen den starken Argentinier Nicolás Covatti, der mit italienischer Lizenz fährt, und den Deutschen René Deddens durchsetzen, im zehnten Heat, seinem dritten Rennen startet der Olching an Gate 2, also neben dem Fahrer auf der Innenbahn und wird auch nur Zweiter, weil er an den auf der Innenbahn dominierenden Briten Robert Lambert nicht mehr herankommt. Noch in zwei weiteren Läufen muss sich Smolinski, der die German Open im MSCO-Stadion 2006, 2008, 2012 und 2014 gewann, beweisen. Das vierte gewinnt er wieder, beim fünften wird er Zweiter. Das ist dann auch sein Endergebnis, er landet vor dem Dänen Bjarne Pedersen und hinter dem in allen seinen fünf Rennen siegenden Lambert.

Während bei der Formel 1 die Grid-Girls abgeschafft wurden, dürfen die Gate-Girls mit ihren bunten Schirmen bleiben. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Fans von "Smoli", wie sie ihn nennen, sind dennoch zufrieden.Ob es allerdings in Olching einmal so weit kommt, wie die "Speedwayweek" in einer Meldung an einem 1. April prophezeite, dass nämlich aus der Maxlrainer-Arena einmal ein geräuscharmes Stadion wird, das den Namen des berühmten Olchinger Fahrers trägt, das vermag in der Amperstadt niemand zu sagen. Jedoch hat Smolinskis Spuren hinterlassen, nicht zuletzt als Vorbild in der Jugendarbeit des MSCO.

Martin Smolinski kann sich diesmal nicht durchsetzen und muss sich mit dem zweiten Platz zufrieden geben. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Dass sich Arbeit auszahlt, dass sie bei Veranstaltungen wie den Juniorenrennen am Fronleichnam Früchte trägt, das beweisen am Donnerstag Alexandra Schauer, die sich in sechs Rennen der Unter- 14-Jährigen B-Junioren 18 Punkte und damit den Sieg vor ihren Mannschaftskollegen Luca Kastner und Patrick Hyjek holt. Bei den C-Junioren (U18) siegt Celina Liebmann vor Erik Bachhuber und Tim wunderer, alle ebenfalls MSCO.

Und in der U 21 schafft es der Olchinger Julian Bielmeier trotz Punktegleichheit mit dem Abensberger Leon Maier nur auf den zweiten Platz. Dritter wird Mario Niedermeier vom AC Landshut, der punktgleich mit dem Vierten Dustin Schulz vom MSV Herxheim ist.

© SZ vom 01.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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