Landwirtschaft:Zeitreise in die Vergangenheit

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Gerät für Generationen: Michael (von links), Florian und Heinz-Dietmar Ebert mit landwirtschaftlichen Modellen im neuen, dafür gestalteten Schuppen am Brucker Feldbahnmuseum. (Foto: Günter Reger)

Das diesjährige Sommerfest im Feldbahnmuseum am Brucker Bahnhof steht ganz im Zeichen sogenannter Landwirtschaftsbahnen. Dafür wurde eine eigene Abteilung eröffnet

Von Marcel Holland, Fürstenfeldbruck

Die Besucher beim Sommerfest des Modelleisenbahnclubs Fürstenfeldbruck dürfen, als sie am Sonntag das Vereinsgelände betreten, für ein paar Stunden in der Zeit zurückreisen. Schon am Eingang lädt das dem Kassenhäuschen gegenüber liegende Feldbahnlokomotivenskelett, das bald der ganze Stolz des Feldbahnmuseums werden soll, zum Verweilen ein. Wer schon mal bei einem Spaziergang in der Natur auf die verrostete Karosserie eines VW-Käfers gestoßen ist, durch dessen Fensterscheiben Farnbüschel wachsen, kann sich in etwa vorstellen, welches Aufsehen die alte Gebus-Elektrodiesel-Lokomotive verursacht.

In der Luft liegt der schwere Geruch von heißem Metall, denn in der vereinseigenen Schmiede ist Georg Schindler dabei, Werkzeuge wieder instandzusetzen. Der gelernte Schmied und Schweißer ist im Verein für zahlreiche Arbeiten zuständig, unter anderem für Reparaturen an den Lokomotivunterbauten und -achsen. Außerdem will er bis zum Winter den Säulenbohrer wieder einsatzfähig bekommen. An dem gewaltigen Eisengerät, das noch manuell mit einem Fußpedal betrieben wird, ist augenscheinlich der Gelenkarm abgebrochen, den Schindler komplett neu anfertigen wird. Aber nicht nur die Schmiede vermittelt vollendete Gegenwart. Sondern auch der eigens errichtete Schuppen, der Geräte des Landwirtschaftsbahnverkehrs zeigt.

Betrachtet man die Schienen, fällt auf, dass der Abstand zwischen den Gleisen viel schmäler ist, als man es sonst gewohnt ist. "Das liegt daran, dass die Feldbahnen, ähnlich wie unsere heutigen Traktoren oder generell Baufahrzeuge, auch unter anderem für den Baubetrieb verwendet wurden", erklärt der zweite Vereinsvorsitzende Michael Ebert. Man habe damals die Schienen für den Zeitraum der Baustelle für Feld- oder Waldarbeiten verlegt und danach zügig wieder abgebaut. Man könne das heute ungefähr mit dem Aufbau eines Baugerüsts vergleichen, das für Sanierungsarbeiten an Häusern verwendet wird. Auf diese Weise seien beispielsweise allein im Bayerischen Wald etwa 100 Kilometer Bahnstrecke mit den sogenannten 600-Millimeter-Schienen verbaut worden, um dort den Holzabtransport zu bewerkstelligen. Diese Landwirtschaftsbahnen sind der Schwerpunkt beim diesjährigen Sommerfest. Dafür wurde eine eigene Abteilung eröffnet.

Bewegt man sich weiter über das Brucker Gelände sieht, man drüben den Bahnhof Fürstenfeldbruck, einer von vielen Zwischenstopps vor der Landeshauptstadt München. Doch hier florierte früher der Bahnverkehr. "Bevor allerdings der Bahnhof hier war, musste man das ganze Plateau erst einmal aus dem Berghang baggern", sagt Ebert. "Das heißt, bevor hier die großen Züge entlangfahren konnten, mussten zuerst wieder Feldbahnen über das Gebiet ruckeln." Dabei erklärt er weiter, dass diese kleinen Lokomotiven, die man mit dem ersten laienhaften Blick nicht einmal für ein Fahrzeug halten würde, mit ihren knapp 30 PS bis zu 90 Tonnen an Gewicht ziehen könnten.

Es gibt aber neben den kleinen Loks auch noch drei von der Reichsbahn damals ausrangierte Personenwagen, die der Verein mit einiger Anstrengung wieder restauriert hat. In königlichem Blau und Weiß dominieren sie das Gelände und dienen zugleich noch als Vereinsheim. Drinnen gibt es zahlreiche Sitzbänke jeweils mit Tischen, wie das früher auch in den niedrigeren Klassen üblich war. Sie bieten genügend Platz für Versammlungen und Besprechungen, sogar einen Ofen steht in dem Abteil. Dies sei alles nur möglich, weil der ganze Verein an einem Strang ziehe, erklärt der Vereinsvorsitzende Dietmar Ebert. Die Zusammenarbeit von Menschen unterschiedlicher Branchen mit einer gemeinsamen Leidenschaft habe dazu geführt, dass der Modelleisenbahnclub bis heute als unabhängige Institution bestehen könne.

© SZ vom 02.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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