Landwirtschaft:Düngeverträge halten Wasserpreis stabil

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Landwirte müssen in Zukunft die Gülle anders ausbringen. Darüber informiert eine Veranstaltung in Moorenweis. (Foto: privat)

Im Landkreis wird der Grenzwert für Nitrat überall eingehalten. Grund dafür sind Absprachen mit den Landwirten. Die Wasserversorger rechnen deshalb nicht mit höheren Kosten, wie man es anderswo in Deutschland tut

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Die Bemühungen um sauberes Trinkwasser sind immens, doch wenn es nach dem Umweltbundesamt in Berlin geht, könnte das Wasser deutlich teurer werden. Viele Wasserwerke in Deutschland müssten schon bald ihre Preise deutlich anheben, weil die Wasseraufbereitung noch aufwendiger werden könnte. In etlichen Brunnen wird zu viel Nitrat nachgewiesen, dessen festgelegter Grenzwert bei 50 Milligramm pro Liter liegt.

Doch was für Gebiete mit Massentierhaltung und Überdüngung gilt, hat mit der Realität bei der Wasserversorgung im Landkreis nichts zu tun. Ob in den Gemeinden Oberschweinbach, Günzlhofen oder Spielberg, wo das Wasser von der Adelburggruppe aus dem Landkreis Aichach-Friedberg geliefert wird, oder in der Großgemeinde Maisach, wo aus drei Flachbrunnen und einem Tiefbrunnen mit 200 Meter Tiefe gefördert wird - nach allen bekannten Trinkwasseranalysen liegt das Nitrat weit unter dem Grenzwert. "Eine besondere Aufbereitung ist nicht nötig", sagt Thomas Mösl vom Amperverband in Eichenau (AV), der 76 000 Menschen im östlichen Landkreis mit Trinkwasser versorgt.

Seit Mitte der Achtzigerjahre stehen die Wasserwerke unter enormem Druck. Damals war die Überdüngung der Böden so stark, dass die Nitratwerte im Grundwasser stark anstiegen und in der Folge am Wasserhahn in jedem Haushalt nachweisbar waren. Die hohen Überschreitungen, die bei Babys zu lebensbedrohlichem Sauerstoffmangel und der sogenannten Blausucht führen kann, führten bei der Wasserversorgung der Ampergruppe zu dem Plan, die Düngung nicht nur in den Wasserschutzgebieten zu unterbinden, sondern vor allem in den "Zustromgebieten", wie Friedrich Popp, der Leiter der AV-Wasserversorgung, erläutert. "Wir haben damals mit 48 Milligramm pro Liter in einem Flachbrunnen unseren einzigen Höchstwert erreicht", erinnert sich Popp. Und da die meisten Flächen der Wasserschutzgebiete um die Brunnen landwirtschaftlich genutzt wurden, musste gehandelt werden.

Die Konsequenz waren Verträge mit den 54 Landwirten in den Gemeinden Alling, Gilching und Puchheim. Ihnen bezahlt der Trinkwasserversorger jährlich insgesamt 200 000 Euro Ausgleich dafür, dass sie auf den Flächen, von denen das Wasser in die Wasserschutzgebiete fließt, angepasst wirtschaften. Kontrolliert wird das Ganze laut Thomas Mösl nicht nur durch Analysen des Trinkwassers, sondern auch durch regelmäßige Bodenproben. Finden sich darin Beweise für das vertragswidrige Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln, drohen Sanktionen, es fließt also keine Ausgleichszahlung. Mösl ist aber nur ein einziger Fall in den vergangenen Jahren bekannt, in dem eine Überschreitung gemessen und auch geahndet wurde. Auch die Stadtwerke Germering haben solche Verträge abgeschlossen und bezahlen Landwirten insgesamt etwa 160 000 Euro pro Jahr.

Dass sich nach wie vor Nitrat im Grundwasser befindet und auch in den Flachbrunnen, die oft aus wenigen Metern Tiefe fördern, vorhanden ist, bestreitet bei den Wasserwerken niemand. Doch durch das Mischen von Wasser aus den Flachbrunnen und Wasser aus den Tiefbrunnen sinkt der Nitratgehalt auf meist nicht einmal die Hälfte des Grenzwerts. So weisen die Stadtwerke Fürstenfeldbruck in ihrer Analyse vom 18. August vergangenen Jahres 23,6 Milligramm Nitrat pro Liter aus, das Germeringer Wasserwerk hat am 12. April 2016 21,6 Milligramm gemessen. In den vergangenen zehn Jahren sei der Nitratgehalt um 40 Prozent gesenkt worden, so die Stadtwerke. Vergleichswerte liefert die Gemeinde Maisach auf ihrer Homepage. Dort ist zu sehen, dass der Nitratwert seit dem Jahr 2011 nur geringe Schwankungen aufgewiesen hat.

© SZ vom 13.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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