Kulinarik für Eilige:Döner für die Pendler

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Wieder in Gesellschaft: Die Sterntaler-Statue, die früher neben dem "Dönerparadies" vor dem Rewe stand und seit dem Umbau der Bahnhofsunterführung auf der Zwischenebene steht, hat seit der Eröffnung des "Mix Kebap Haus" am Montag eine belebte Nachbarschaft. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Im Vorfeld gab es viel Kritik, seit Montag hat der ehemalige Kiosk am S-Bahnhof in Gröbenzell wieder geöffnet: Das "Mix Kebap Haus" ist der dritte Imbiss dieser Art auf wenigen hundert Metern. Das freut die einen, die anderen ärgert es

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Die drei jungen Männer, Kaps auf dem Kopf und Rucksäcke auf den Schultern, stehen etwas unentschlossen vor den weit geöffneten Türen des neuen "Mix Kebab Haus". In Grün und Rot leuchtet der neue Name des ehemaligen Bahnhofskiosks auf schwarzem Untergrund, Luftballons in denselben Farben hängen wie Farbtupfer an verschiedenen Stellen der Zwischenebene des Bahnhofsabgangs - als Blickfang, um auf die Neueröffnung an diesem Montag hinzuweisen. Schließlich machen die drei ein paar Schritte nach vorn an die Theke und bestellen ihren ersten Döner in dem neuen Laden.

Im Voraus hatte die Neuigkeit einer weiteren Verkaufsstelle für Fast Food Gröbenzell in Aufruhr gehalten. Empörung im Gemeinderat, als er davon erfuhr. Schließlich hatte das Gremium selbst versucht, den ehemaligen Bahnhofskiosk zu pachten oder zu kaufen, musste aber angesichts der hohen Preisvorstellung der Bahn von ihrem Vorhaben Abstand nehmen. Parteien sammelten Unterschriften gegen die - je nach Zählart - dritte bis fünfte Dönerbude im Ort und ein Fernsehteam berichtete über die ganze Aufregung.

Haydar Orhankazi hat sich von all dem nicht abschrecken lassen. Der gelernte Bäcker und Konditor, der bereits ein Mix Kebap Haus nahe dem S-Bahnhof in Germering betreibt, hat den früheren Bahnhofskiosk auf eigene Kosten umgebaut. Jetzt lädt eine große Glasfront mit weit offenen Türen die Menschen ein, die sich teils neugierig-zögerlich, teilweise auch ganz zielstrebig nähern. In der Theke sind türkische Vorspeisen appetitlich angerichtet, auf der Arbeitsfläche daneben verarbeitet Orhankazi frischen Teig, je nach Bedarf zu Pizzaboden oder Dürümfladen. Ein Döner Pute-Kalb verkauft er für 3,50 Euro, ein Hähnchendöner für drei.

Die drei jungen Männer essen inzwischen an einem der drei Tische im Freien. Der Döner sei "schon gut", mal etwas andere Zutaten, loben sie. Aber insgesamt finden sie die drei Döner-Läden auf wenigen hundert Metern etwas zu viel. Ein Mann mittleren Alters am Nebentisch hat sich gerade seinen zweiten Döner geholt, so gut schmeckt er ihm. "Mal ganz anders als immer nur mit Rotkraut", auch die Zitrone im Fleisch gebe eine andere Note.

Oben auf dem Treppenabsatz steht eine ältere Dame, das Smartphone auf die Front des Kebap Haus gerichtet. Sie fotografiere den neuen Laden, weil er endlich wieder geöffnet sei. Und weil ihr der neue Pächter soeben ein sehr schmackhaftes Probierhäppchen kredenzt habe. Sie ruft nach ihrer Bekannten. "Komm, ich lad dich ein", deutet sie nach unten. "Ich geh nur zum anderen, ich bin da konsequent", lehnt diese ab. Gröbenzell ist offenbar gespalten in der Dönerfrage. Mit "dem anderen" meint sie das "Dönerparadies" an der Kirchenstraße, zwei Minuten Fußweg vom Bahnhof und seit vielen Jahren dort.

Auch die Mehrheit auf dem Bahnsteig scheint den neuen Dönerladen, mit dessen Eröffnung ja auch die Wiedereröffnung der angrenzenden Toiletten verbunden ist, eher abzulehnen. Die Kommentare reichen von "überflüssig" bis "Frechheit", mancher wünscht sich schlicht einen echten Bahnhofskiosk "wie früher" zurück. Nur einer findet die Vielfalt gut. Kalbsdöner und Gemüsekebap gebe es bei den anderen nicht, betont er.

Haydar Orhankazi, der gerade mit seinem Sohn Resul und zwei weiteren Mitarbeitern den mittäglichen Ansturm bewältigt, steht gelassen zur Konkurrenzfrage. "Das ist egal, es gibt auch viele Eisdielen", sagt er und verweist auf die differierenden Angebote. Abdullah Weber, Betreiber des Dönerparadies vor dem Rewe und im Begriff, seine Bude zum "Restaurant" zu erweitern, sieht das genauso. "Wir sind freie Marktwirtschaft, jeder kann hierherkommen. Ich suche auch in Germering." Seine Bewerbung im AEZ werde noch bearbeitet.

© SZ vom 15.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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