Künstlervereinigung:Strichmännchen im Freiheitskampf

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Die Jahresausstellung der Fürstenfeldbrucker Künstlervereinigung im Kundenzentrum der Sparkasse hat das Quadrat zum Thema.

Angelika Steer

Zur Mitgliederausstellung der Fürstenfeldbrucker Künstlervereinigung, die am Donnerstag in der Sparkasse eröffnet wurde, haben knapp 30 Künstler und Künstlerinnen ihre Arbeiten zum Thema "Im Quadrat" eingereicht. Ein großes Thema, schließlich wurde das "Schwarze Quadrat auf weißem Grund" des russischen Malers Kasimir Malewitsch Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer Ikone der modernen Kunst. Die Werke von Esther Balázs und Celia Mendoza tendieren in gewisser Weise in diese Richtung. Ansonsten findet der Besucher im Ausstellungsraum der Sparkasse in erster Linie Werke, deren Schwerpunkt im quadratischen Format liegt und weniger in der Darstellung der geometrischen Form als Themenmotiv.

Die Ausstellung in der Sparkasse. (Foto: Günther Reger)

Das Quadrat ist eine in sich geschlossene Form und kann damit unter anderem eine große Ruhe ausstrahlen. Wenn die Begrenzungslinien des Vierecks allerdings durchbrochen werden wie in Stephan Juttners Ölgemälde "Ohne Titel", ist das Gleichgewicht sofort empfindlich gestört. Sein gemalter roter Bilderrahmen wird von einem rechteckigen Bild im Bild durchbrochen, zudem greifen abgeschnittene Hände und Arme von außen, also vom Standpunkt des Betrachters, in das Bildgeschehen ein. Sie halten das rosafarbene Skelett eines Knaben, das quer über einem Couchtisch liegt. Hinter diesem Möbelstück sitzt ein kleiner Junge, der gerade seinen Haferbrei verspeist. Sein Gesicht ist kreideweiß, so wie die Speise auf dem Teller und wie die voluminöse Couchgarnitur hinter ihm. Eine neuzeitliche Vanitas-Darstellung.

Der Emmeringer Gerhard Gerstenberger stellt in drei Arbeiten die Befindlichkeit des "Deutschen Bürgers" dar. Zunächst sehen wir den Protagonisten, ein einfaches Strichmännchen, vor einer imaginären Person stramm stehen. Im zweiten Bild liegt das Männchen flach auf dem Boden und kann jeden Augenblick von einer riesigen schwarzen Kugel überrollt werden. Im größten Exponat ist der deutsche Bürger schließlich zwischen zwei hohen Wänden eingekeilt. Mit ausgestreckten Armen stemmt er sich gegen die Mauern und versucht, den letzten Rest seines Lebensraums, seiner Freiheit zu verteidigen.

Als "Bühne des Lebens" tituliert Hansjürgen Vogel sein aus Stahlblech geformtes Schachbrett, das er mit Figuren aus Bronze komplettiert hat. Die Plastiken sind für ihre Unterlage viel zu groß, sie sprengen den ihnen zugewiesenen Raum. Der Bildhauer hat sie kreisförmig angeordnet, damit überschreiten die Skulpturen ein zweites Mal die Grenzen ihrer quadratischen Spielfelder. Von den Schachfiguren ist nur der König, hier die kleinste Figur im Spiel, anhand seiner Krone eindeutig zu identifizieren. Hinzu kommen ein Torso und zwei Mischwesen mit vogelähnlichem Kopf.

Sehr viel amüsanter sind Ulrike Spangenbergs Teilnehmer einer "Mitgliederversammlung". Die Künstlerin hat auf schwarzem Untergrund mehrere aus Keramik gebildete quadratische Platten angeordnet, die plastisch und in Frontalansicht die Gesichtszüge diverser Personen wiedergeben. Der Bildhauerin gelingt es, die unterschiedlichsten Empfindungen der Dargestellten mit einfachen Mitteln zu präsentieren. Ob introvertiert, mit geschlossenen Augen, neugierig mit vier weit geöffneten Pupillen oder misstrauisch zur Seite schauend. Ob Ulrike Spangenberg eventuell eine Versammlung der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck im Sinn hatte, ist nicht bekannt. Ähnlichkeiten mit den bei der Ausstellungseröffnung anwesenden Mitgliedern waren jedenfalls nicht festzustellen.

"Im Quadrat"; Jahresausstellung der Künstlervereinigung im Kundenzentrum der Fürstenfeldbrucker Sparkasse (Hauptstraße 8); bis 7.Januar.

© SZ vom 07.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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