Klimawandelskeptiker:"Die Idee finde ich gar nicht so verrückt"

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Puchheims CSU-Chef Markus Hammer über das Kernkraft-Plädoyer seines Gastredners beim Neujahrsempfang

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Das Problem der Radioaktivität sei völlig überbewertet, Tschernobyl ein Paradies für Wildtiere und Glyphosat ein harmloser Stoff: Gewagte Thesen bot der Wissenschaftsjournalist Edgar Ludwig Gärtner beim Neujahrsempfang der Puchheimer CSU. Ortsvorsitzender und Gastgeber Markus Hammer findet die Gedanken des Festredners indes durchaus schlüssig.

SZ: Warum fiel die Wahl auf Gärtner als Festredner?

Hammer: Ich hatte ihn vor einigen Jahren bei einem Kongress in Berlin kennengelernt, als er zum Thema "Öko-Nihilismus" referierte. Ich fand seine Ansichten interessant. Sie waren nicht unbedingt CSU-konformistisch. Der CSU-Ortsvorstand hat zu meinem Vorschlag sein Okay gegeben. Inhaltliche Vorgaben für Gärtner gab es nicht.

Gab es hinterher kritische Stimmen zum Festvortrag Gärtners?

Mir hat niemand gesagt, das war eine völlig verrückte Idee, ihn einzuladen. Der Tenor war eher, das war mal etwas Neues, man sollte auch mal so etwas machen. Wir haben den Vortrag auf Video aufgezeichnet und werden ihn auf Youtube stellen.

Würden Sie sich auch ein kleines Atomkraftwerk in den Vorgarten stellen, wie es Gärtner vorschlug?

Die Idee finde ich gar nicht so verrückt. Der Vorgarten war natürlich eine Zuspitzung des Redners. Aber die Idee, Mini-Kernkraftwerke zu bauen, hatte bereits auch Bill Gates schon vor einigen Jahren geäußert. Ich halte kleine Einheiten für kleinere Siedlungen oder Städte von 20 000 bis 50 000 durchaus für geeignet. Kernenergie wird weltweit immer noch weiterentwickelt und ständig verbessert, nur in Deutschland lässt man nicht die ideologischen Scheuklappen weg.

Was sagen Sie zu Aussagen Gärtners, dass um Fukushima herum das heutige Strahlungsniveau nach der AKW-Explosion von 2011 für die Menschen optimal sei oder Leute, die in Kernkraftwerken arbeiten, sehr alt werden und keinen Krebs bekommen würden?

Ich halte die Argumentation Gärtners für durchaus schlüssig. Zentrales Argument ist die Aussage von Paracelsus, wonach nur die Dosis ein Gift ausmache. Das sei auch für radioaktive Strahlung gültig. So gebe es ein Strahlungsoptimum, welches Menschen gesünder leben lässt. Das radioaktive Edelgas Radon wird in der Medizin als Heilmittel eingesetzt. Es muss doch erlaubt sein, die zeitgenössische Maxime, wonach jede noch so geringe Strahlenexposition unter allen Umständen zu vermeiden ist, zu hinterfragen.

Wie ist These Gärtners zu bewerten, dass die Wildtiere heute in Tschernobyl in einem Paradies leben?

Es gibt eine TV-Dokumentation, in der tatsächlich gezeigt wird, dass sich die Fauna und Flora rund um den Unglücksreaktor prächtig entwickelt.

Für Gärtner ist Glyphosat ein "ideales Herbizid" und ein "harmloser Stoff"?

Ich bin zu wenig Fachmann, um das beurteilen zu können. Unsere CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler, eine gelernte Biochemikerin, hatte inhaltlich nichts auszusetzen. Genauso wie ich fand sie Gärtners Argumente plausibel. Glyphosat wird seit Jahrzehnten eingesetzt und plötzlich soll es furchtbar giftig und krebserregend sein - also des Teufels sein. Ich teile da die Meinung unseres CSU-Bundeslandwirtschaftsministers, der für den weiteren Einsatz von Glyphosat gestimmt hat.

© SZ vom 24.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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