Kindertagesstätten:Erzieherinnen werden hofiert

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Im Landkreis ist der Notstand zwar nicht so groß wie in München. Weil es in Kindertagesstätten dennoch offene Stellen gibt, können Städte und Gemeinden bei der Einstellung von Bewerbern aber nicht wählerisch sein

Ariane Lindenbach

Eine Erzieherin überwacht den Mittagsschlaf von Kleinkindern in einer Krippe. (Foto: dpa)

- Unbefristete Arbeitsverträge, innerbetriebliche Entwicklungsmöglichkeiten, attraktive Arbeitszeitmodelle, Hilfen bei der Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche für den Partner: Was wie ein Traum klingt, das sind Maßnahmen der Landkreiskommunen gegen den chronischen Erziehermangel. Offenbar zeigen sie Wirkung, denn während in der Landeshauptstadt München wegen fehlenden Personals bereits die Schließung erster Krippengruppen droht, ist die Lage im Landkreis entspannter: Derzeit sind die meisten Stellen besetzt. Doch die Betroffenen betonen, dass mangels Auswahl schon jetzt jeder Bewerber eingestellt werden muss. Dabei soll das Angebot an Betreuungsplätzen noch weiter wachsen.

"Seit diesem Jahr zahlt die Stadt Fürstenfeldbruck wieder die Ballungsraumzulage", berichtet Ilona Gorny, Personalleiterin im Brucker Rathaus. Gröbenzell und Puchheim zahlen die Zulage schon länger, weil das Leben im Großraum München sehr teuer ist für ein durchschnittliches Erzieher-Gehalt. Germering betreibt rund ein Drittel der Kitas auf Stadtgebiet und hat im Februar gemeinsam mit den freien Trägern ein Konzept erarbeitet, mit dessen Hilfe Personal gefunden und dann auch gehalten werden soll.

Dabei beschränkt sich der Blick nicht nur auf den Arbeitsplatz. Auch das Thema günstiger Wohnraum rückt dem Leiter des Sozialreferats Bruno Didrichsons zufolge in den Fokus: Die Stadt stellt fünf ehemalige Sozialwohnungen für Erzieherinnen bereit und hilft bei der Wohnungssuche. Zudem will sie bei örtlichen Bauträgern ein Kontingent an Wohnungen erwerben und günstig vermieten. Andere Maßnahmen sind von der Stadt finanzierte Schnuppertage, bei denen potenzielle Bewerber - die Frauenquote liegt hier bei rund 90 Prozent - sich bei einem zweitägigen Aufenthalt einen Eindruck von der Einrichtung, für die sie sich bewerben, und von der Stadt Germering machen können. Dabei wird auch mit der Möglichkeit geworben, sich für ein Sabbatjahr freistellen zu lassen. Und es wird auf das Angebot des Gewerbeverbands hingewiesen, bei der Suche nach einem Arbeitsplatz für den Lebensgefährten behilflich zu sein. Bislang schaffen es die Landkreiskommunen, die Personalknappheit in Grenzen zu halten, eine Schließung von einzelnen Gruppen droht aktuell nicht. Im Sommer hatte es noch ganz anders ausgesehen: Da meldete Germering fast zehn freie Stellen. Und Olchings Bürgermeister Andreas Magg (SPD) klagte bei der bayerischen Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) über die Mangelverwaltungswirtschaft. Mit Hilfe bundesweiter Stellenausschreibungen konnte die Zahl der offenen Stellen in Germering etwa halbiert werden - in den städtischen Einrichtungen dürfte von 2013 an noch eine Stelle unbesetzt sein.

Das ist aber kein Grund, sich zurückzulehnen. Denn "wir müssen eigentlich jeden nehmen, der sich bewirbt", erklärt Gorny. Ein gleiches Bild zeichnen Andreas Magg für Olching und Astrid Banaschewski-Müller, die im Rathaus Gröbenzell für die Kitas zuständig ist. Selbst wenn neue Mitarbeiter in der Probezeit nicht glänzen, können sich Städte und Gemeinden eine Ablehnung kaum leisten. Und die Situation wird sich noch verschärfen. Wegen des von August 2013 an geltenden gesetzlichen Anspruchs auf einen Krippenplatz wird weiteres Personal benötigt - einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung zufolge 3400 Erzieher in Bayern.

Viele Landkreiskommunen bauen weitere Kitas, etwa Gröbenzell, Puchheim, Olching, Germering oder Maisach. Für sie alle werden zusätzliche Erzieher gebraucht. Deshalb fordern die Kommunen über den bayerischen Städtetag nun, dass die Ausbildungszeit für Erzieher von fünf auf vier Jahre verkürzt oder eine duale Ausbildung wie in Baden-Württemberg eingeführt wird. Die Germeringer Referentin für Kindereinrichtungen, Eike Höppner (SPD), die schon jetzt über den "extremen Personalengpass" klagt, schlug deshalb unlängst vor, am Ort eine Akademie für Erzieher zu gründen.

© SZ vom 13.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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