Jesenwang:Eine Gründung mit Weitblick

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Vor 70 Jahren hat der Landkreis sein erstes Seniorenheim errichtet. Bis heute stehen dort die Bewohner im Mittelpunkt

Von Manfred Amann, Jesenwang

Seniorenbetreuung ist angesichts des demografischen Wandels mittlerweile zu einem wichtigen Handlungsfeld der Politik geworden. Vor 70 Jahren, als der Landkreis in Jesenwang das Seniorenheim in Betrieb nahm, waren Investitionen in solche Einrichtungen noch selten. Aus heutiger Sicht war es eine Entscheidung mit Weitblick, die besonders von betagten Menschen mit und ohne Handicap aus den Westgemeinden gut angenommen wird. Im Rahmen der Jubiläumsfeier, zu der viele Angehörige der 105 Heimbewohner, Ehrengäste und Freunde des Heimes gekommen waren, erinnerte Thorsten Kopplin an die Entstehung der Betreuungseinrichtung, die schon in den frühen Zwanzigerjahren ihren Ursprung habe.

Damals errichtete Johann Winkler ein Wohngebäude, das während des Zweiten Weltkrieges von den Nationalsozialisten erworben und zu einem Reichsarbeitslager für "Arbeitsmaiden" (Arbeitsmädchen) umfunktioniert wurde. Zwei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude vom Landkreis übernommen, der darin laut Chronik ein "Altenheim für ostdeutsche Flüchtlinge" mit anfänglich "50 Betten und zwei Herde" einrichtete. In den Sechziger- und Siebzigerjahren lebten im als Kreis-Altenheim geführten Gebäudekomplex durchschnittlich vierzig ältere Menschen. Da der Bedarf an Heimplätzen danach kontinuierlich anstieg, wurde eine komplett neue Wohnanlage mit damals modernster Ausstattung geplant.

Diese wurde auf einem Nachbargrundstück errichtet, während das alte Gebäude in ein Personalwohnheim umgebaut wurde. Erzählungen zufolge, waren viele Jesenwanger damals nicht sehr begeistert, dass der Landkreis so einen "Riesenkasten" in ihr Dorf stellt. Zur Eröffnung im Jahr 1987 waren laut Johann Wieser die Wogen aber wieder weitgehend geglättet und der Bau konnte dem Bedarf entsprechend auch mehrmals erweitert beziehungsweise umgebaut werden. Durch die letzte Erweiterung und Modernisierung im Jahr 2005 habe man ein komfortables und einladendes Zuhause schaffen können, in dem man auch qualifizierte Pflegeleistungen und differenzierten Serviceangebote anbieten könne, so Pressesprecherin Andrea Wieland.

Jesenwangs Altbürgermeister und Landratsstellvertreter Wieser, der früher im Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens mitwirkte, hob bei der Jubiläumsfeier insbesondere die gute Zusammenarbeit der Einrichtung mit der Gemeinde hervor und sein Nachfolger als Gemeindechef, Erwin Fraunhofer sprach von einem kooperativen Miteinander zum Wohle der älteren Menschen. Daneben sorgen auch ehrenamtliche Helfer dafür, dass sich die Senioren zuhause fühlen können.

Hier ist vor allem die Gruppe "Farbtupfer" hervorzuheben, die unter anderem mit Veranstaltungen und Ausflügen für Abwechslung im Alltag der Senioren sorgen. Besonders gewürdigt wurde auch der Einsatz der "Farbtupfer", Privatleute aus der Region, die zu den Heimbewohnern Kontakt halten und so zum Beispiel mit Vorlesen oder Ratschen Abwechslung in den Alltag bringen. Laut Heimleiter Kopplin stehen im Seniorenheim die Gesundheit und die Zufriedenheit der Bewohner an vorderster Stelle aller Bemühungen der etwa 80 Mitarbeiter. Eine Selbstverständlichkeit sei es, dass die älteren Menschen ihre Wohnungen und ihre Balkone individuell auch mit mitgebrachten Möbeln gemütlich gestalten können. Das Jubiläumsfest hatte mit einem ökumenischen Gottesdienst begonnen, den Pfarrer Wolfgang Huber, Pfarrerin Susanne Huber, der Jesenwanger Kirchenchor und eine Bläsergruppe gestalteten.

© SZ vom 01.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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