Hattenhofen:Vom Eiszeitalter bis in die Gegenwart

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Rechtzeitig vor der Festwoche zum 950-jährigen Bestehen erscheint die Hattenhofener Ortschronik. Sie verfolgt die Geschichte der Region bis in die Steinzeit

Von Manfred Amann, Hattenhofen

Die Feierlichkeiten in Hattenhofen anlässlich der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes vor 950 Jahren erreichen ihren Höhepunkt. Noch rechtzeitig vor der Festwoche, die am Samstag, 20. Juni, beginnt, geht für die Gemeinde ein Wunsch in Erfüllung. Erstmals in der Geschichte des Ortes wurde ein Heimatbuch erarbeitet. Darin wird facettenreich und mit reicher Bebilderung all das beleuchtet, was aus Sicht der Verantwortlichen für die Entwicklung des Ortes und der Gemeinde bedeutsam ist.

Es geht von der Frühgeschichte, die nach archäologischen Funden von Kreisheimatpfleger Toni Drexler bis in die Steinzeit zurückdatiert werden kann, über die Römer, von deren Anwesenheit ein Römerstein zeugt, über das Mittelalter, in dem auf dem Kirchberg vermutlich einen Burg stand, bis in die Neuzeit, in der auch die Strapazen der beiden Weltkriege nicht ausgespart werden. Dabei wird auch daran erinnert, dass das Bahnhofsgebäude in Haspelmoor im Ersten Weltkrieg als "Außenstelle des Kriegsgefangenenlagers Puchheim genutzt wurde. "Unterm Krummstab ist gut wohnen" ist ein Beitrag überschrieben, in dem der Geschichtsprofessor Wilhelm Liebhart als einer der wenigen externen Autoren unter anderem die Beziehung zum Kloster Fürstenfeld beleuchtet.

Zeitreise: Alte Archivaufnahmen zeigen Alltagsszenen aus Hattenhofen, etwa das "Uberbauer"-Wohnhaus im Jahr 1913. (Foto: oh)

Den Autoren ist ein tiefgründiges Werk gelungen, das mit vielen Fakten, Dokumenten und Bezügen zu Nachbarorten die historische Entwicklung nicht nur des Ortes, sondern der gesamten Region gut lesbar nachzeichnet. Die "Streifzüge durch eine lebens- und liebenswerte Gemeinde", wie die Abschnitte im Prolog zum Buch bezeichnet werden, laden dazu ein, das Dorf, die Gemeinde, die Umgebung und damit die Heimat näher kennenzulernen. Die Bedeutung von Heimat für den Einzelnen und die Wichtigkeit eines gut funktionierenden Gemeinschaftslebens wie es seit jeher beispielhaft in der Gemeinde Hattenhofen praktiziert werde, stehen im Mittelpunkt der Grußworte von Landrat Thomas Karmasin und Bürgermeister Franz Robeller. Pfarrer Robert Heiß erinnert daran, dass der Glaube und die katholische Kirche die Bewohner schon über 950 Jahre hinweg seelsorgerisch begleitet und seine evangelische Kollegin Carola Wagner bewertet die interkonfessionelle Zusammenarbeit im Ort als sehr positiv.

Nach einer Einführung unter dem Titel "Dahaom" schildert der langjährige Zweite Bürgermeister der Gemeinde, Alfred Beheim wie die herrliche Landschaft mit seinen ausgedehnten Waldungen und dem Haspelmoor in den Eiszeiten entstanden ist. Ein alpiner Felsbrocken, der von den Eismassen vorgeschoben und im Durchstich des Steinbergs für die Eisenbahn gefunden wurde, dient heute als "Valesi-Stein", der am Kirchplatz an den berühmtesten Sohn von Hattenhofen erinnert. Giovanni Valesi hieß eigentlich Johann Evangelist Walleshauser, kam 1735 in Hattenhofen zur Welt und eroberte als Kurfürstlich Bayerischer Hof- und Kammersänger die Bühnen der Welt.

Einwohner bei der Ernteeinfuhr im Jahr 1941. (Foto: oh)

Das Heimatbuch beginnt mit den natürlichen Grundlagen der Gemeinde und geht auf den Werdegang des landwirtschaftlich geprägten Dorfes, für das die Gründung der Siedlung Haspelmoor zum Zwecke des Torfabbaus (1846 bis 1875) einen Einschnitt bedeutete, ebenso ein, wie auf die "Tore zur großen weiten Welt". Im gleichnamigen Kapitel wird unter anderem die Rolle der Bahn und der Post bewertet.

Im Kapitel "Tore zum Himmel auf Erden - zu Gast in Hattenhofen" geht es um die örtlichen Wirtshäuser und im Abschnitt "Tore zum Himmelreich" um die Pfarrkirche St. Baptist und um Kapellen, wie die des Seligen Pater Rupert Mayer in Haspelmoor. Hierzu hat der Historiker Stefan Trinkl einen Beitrag über "Aus Hattenhofen stammende Priester im 17. Und 18. Jahrhundert" geliefert. Unter der Überschrift "Vereine, Parteien und Paradepferde" schreiben die Autoren über das Dorfleben über mehrere Jahrhundert hinweg. Ein Kernthema ist die Schenkung des Edlen Helampreht aus seinem Besitz in "loco Hattanhouan" an Goergenberg im Inntal und an eine Angehörige des Hochstifts Brixen in Österreich namens Wazila, die Mitte des 11. Jahrhunderts beurkundet wurde und die Begründung für das Jubiläum liefert. Den Bericht hat Drexler verfasst, der die Urkunde einst bei Recherchen zum Landkreisbuch entdeckte.

Das Heimatbuch wird am Sonntag, 14. Juni, ab 18 Uhr vom Autorenteam im Schulungsraum der Feuerwehr der Öffentlichkeit präsentiert. Zudem wird im gemeindlichen Gebäude in der Benno-Heinrich-Straße eine Heimatausstellung eröffnet.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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