Gröbenzell/Fürstenfeldbruck:Gewinner und Verlierer

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Grünen-Kandidat Martin Runge (rechts) und der scheidende OB, Klaus Pleil, bei der BBV-Nominierung (Foto: Günther Reger)

Gröbenzeller Kommunalpolitiker reagieren gelassen auf die OB-Kandidatur ihres Bürgermeisterstellvertreters in der Kreisstadt

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell/Fürstenfeldbruck

Die Gemeinderatskollegen des Gröbenzellers Martin Runge zeigen Verständnis dafür, dass der Grüne und ehemalige Landtagsabgeordnete sich in Fürstenfeldbruck um das Amt des Oberbürgermeisters bewirbt und nach seiner doppelten Nominierung in der Kreisstadt nun als gemeinsamer Kandidat sowohl der BBV als auch seiner eigenen Partei antritt. Dass sich Gröbenzeller Politiker deshalb im Stich gelassen fühlen oder es einen Zusammenhang zwischen der Bewerbung und der Stimmung im Gemeinderat geben könnte, erklärt keiner der Kommunalpolitiker. Wenngleich unüberhörbar ist, dass Runge in seiner Heimatgemeinde im Falle eines Wahlerfolgs in Fürstenfeldbruck als ehrenamtlicher Stellvertreter von Rathauschef Martin Schäfer (UWG) und als "Baubürgermeister" eine Lücke hinterlassen würde.

Sollte sein Stellvertreter in Bruck OB werden, "gibt es Verlierer und Gewinner", sagt Bürgermeister Martin Schäfer (UWG). Die Kreisstadt wäre der Gewinner und Gröbenzell der Verlierer. Wegen seiner "unbestrittenen Fachkompetenz" als sogenannten Baubürgermeister würde der Grüne in seiner Gemeinde eine Lücke hinterlassen. Runge habe nämlich "einiges auf dem Kasten", egal ob es um Flüchtlinge, den Fliegerhorst, die S-Bahn, die Sparkasse oder die von den Gemeinden an den Landkreis abzuführende Kreisumlage gehe, beteuert Schäfer. Deshalb würde er es "bedauern", seinen Stellvertreter zu verlieren, auch wenn er manchmal in der Außenwirkung nicht den Anschein erwecke, dass dem so sei. Einen Trost hat Schäfer: "Wir würden uns weiter ergänzen", sagt er, dann nur auf einer anderen Ebene, eben als Oberbürgermeister in Bruck und Bürgermeister.

Nüchtern sieht dagegen die Gröbenzeller Sprecherin der CSU-Fraktion Runges Kandidatur. "Da wir in einer Demokratie leben, hat er sämtliche Optionen, das zu tun", sagt Brigitte Böttger. Um zu ergänzen: "Die Wahl wird zeigen, ob er uns fehlen wird oder nicht". Für Peter Falk, den Sprecher der SPD-Fraktion, liegt Runges politische Zukunft nicht in Fürstenfeldbruck. Der Sozialdemokrat verweist auf "ortsansässige" Brucker Bewerber mit weit besseren Erfolgsaussichten, wobei er jedoch den SPD-Kandidaten Philipp Heimerl als einzigen namentlich erwähnt. "Der wird dann schon in Gröbenzell bleiben", sagt Falk im Hinblick auf Runges Zukunft und meint, dass der Grüne vielleicht ja auch nur Spaß am Wahlkampf haben könnte. Sollte Martin Runge jedoch 2018, also ein Jahr nach der Brucker OB-Wahl, wieder ein Landtagsmandat anstreben, hält es der Chef der SPD-Fraktion durchaus für eine "rationale Überlegung", zuvor in Fürstenfeldbruck als Wahlkämpfer anzutreten. Das könnte dann womöglich entscheidende Zweitstimmen für den Wiedereinzug in den Landtag bringen, den Runge 2014 nur knapp verfehlt hatte.

"Das sehe ich ganz gelassen", die Gemeinde Gröbenzell werde sich auch ohne Runge weiter drehen, meint UWG-Fraktionssprecherin Marianne Kaunzinger. Für Fürstenfeldbruck sei er sicherlich ein "guter Kandidat". Wie es bei einem Erfolg von Runge im Gemeinderat weitergehe, das bleibe abzuwarten.

FW-Fraktionschef Hans Böhmer verweist darauf, dass der Ausgang einer OB-Wahl wie der in Fürstenfeldbruck schwer vorherzusagen sei. Runge werde sich schon Chancen ausrechnen, auch wenn er diese selbst nicht hoch ansetze. Laut Böhmer ist es Runges Entscheidung, wo er seine Prioritäten setze. Sollte er die Wahl gewinnen, hätte das für Gröbenzell erhebliche Folgen. Schließlich leite der Grüne den Bauausschuss und habe als Baubürgermeister im Rathaus viel Arbeit übernommen und viele Impulse gegeben. So jemand sei nicht leicht zu ersetzen.

Mit einem "lachenden und einem weinenden Auge" sieht Walter Voit, Ortssprecher der Gröbenzeller Grünen, die Ambitionen des prominenten Parteimitglieds. Einerseits verfüge Runge über eine sehr große Fachkompetenz, zudem mache er seien Job als Bürgermeisterstellvertreter ganz gut. Andererseits verbindet Voit mit einem grünen OB in Fürstenfeldbruck eine Strahlkraft, die die Grünen im gesamten Landkreis stärken würde. Für das Brucker Rathaus wäre also gerade ein grüner Politiker wie Runge eine "gute Besetzung", zudem wäre ein solcher "Vollblutpolitiker" für die Stadt "wichtig".

© SZ vom 06.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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