Gröbenzell:Zeitgeschichtliche Erinnerungsstücke

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Der Vorsitzende des historischen Vereins "Die Gröbenhüter" lobt die Planung des Wettbewerbssiegers und setzt sich für Erhalt von Kunstwerken am Altbau wie Glasfenster und Reliefs ein

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Obwohl der historische Verein "Die Gröbenhüter" nicht erreichen konnte, dass in den Rathausneubau ein Trakt des Altbaus integriert wird, lobt Vorsitzender Rudi Ulrich die Vergabe des Auftrags an den Wettbewerbssieger, das Münchner Büro Behnisch, fast überschwänglich. Die Planung harmoniere mit den Nachbargebäuden und füge sich gut in die Umgebung ein, stellt Ulrich fest. Zudem verleihe die Glasfassade dem Baukörper trotz des großen Volumens eine "gewisse Leichtigkeit". Der "aufgebrochene" Baukörper erscheine weniger massiv als die Konzepte anderer Teilnehmer.

Als weiteren Pluspunkt des Siegers des Architektenwettbewerbs führen die Gröbenhüter die Aufweitung des Rathausplatzes, die Rücksichtnahme auf den Baumbestand an der Rathausstraße sowie das Dachterrassengeschoss mit dem Sitzungssaal an. Der über ein großes Foyer zugängliche Saal ist, was Ulrich als Sprecher des Historischen Vereins besonders hervorhebt, auch für andere Veranstaltungen als Ratssitzungen zu nutzen. Die öffentliche Toiletten und Reserveräume im westlichen Teil des Erdgeschosses sind über separate Eingänge zu erreichen, sie können, wie der Sitzungssaal, also auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten genutzt werden.

Als Sprecher des Vereinsvorstands und Beirats bedauert Ulrich jedoch, dass nur zwei der eingereichten Wettbewerbsarbeiten von der Möglichkeit Gebrauch machten, durch den Erhalt eines Teils der Altsubstanz Alt und Neu zu kombinieren. So sah eine Arbeit vor, die wesentliche Substanz des modernen Mittelbaus aus den Siebzigerjahren in den Neubau zu integrieren. Die Planung des Ateliers Lüps aus Schondorf am Ammersee wollte das erste Rathaus aus dem Jahr 1954, also den östlichen Trakt, ganz zu erhalten. Der künftige Sitzungssaal im Altbau sollte den gesamten ersten Stock einnehmen und eine offene Untersicht zum Dachstuhls bieten. Neben diesen Altbau platzierte Lüps einen dreigeschossigen, in der Mitte leicht abgeknickten modernen Verwaltungsbau mit einer streng symmetrischen Fensterfront und zwei Unterschossen. Laut Ulrich hätten sich die Gröbenhüter gewünscht, wenn das Preisgericht diese Arbeit wenigstens mit einer Anerkennung gewürdigt hätte. Die Begründung: Der Planer habe sich dem Zeitgeist mutig entgegengestellt.

Immerhin konnten sich die Gröbenhüter bei der Ausschreibung mit dem Vorschlag durchsetzen, den Teilnehmern die Option zu bieten, Elemente des zum Abriss bestimmten alten Rathauses zu erhalten und in den Neubau zu integrieren. Mit dieser Idee verbindet der Verein ein weiteres noch nicht gelöstes Anliegen. Es geht um den Erhalt der Arbeiten von Gröbenzeller Künstlern, die noch das alte Rathaus schmücken und künftig "in, vor oder an dem Neubau" Verwendung finden sollen. In diesem Zusammenhang erwähnt Ulich die Glasfenster von Veronika dell' Olio an der Glasfront zum Südbalkon des Sitzungssaales, das Holzrelief über dem Eingang zum Sitzungssaal von Arno Visino, das Keramikrelief über dem Haupteingang des Rathauses von Ferdinand Auerhammer, den Brunnen vor dem Rathaus von Eva Moskopf-Horst sowie ein großformatiges Holzrelief von Arno Visino aus dem Vorgängerbau der örtlichen Sparkasse, das seit Jahren im Bauhof der Gemeinde verwahrt wird.

© SZ vom 24.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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