Limousinenverleih in Gröbenzell:Wo die Länge zählt

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Der größte Limousinenverleih Süddeutschlands sitzt in Gröbenzell. Er hat den Filmball, die MTV-Awards und die FC-Bayern-Weihnachtsfeier bedient. Der Inhaber erlebt allerhand Kurioses - doch Verschwiegenheit gehört dazu.

Von Sebastian Mayr, Gröbenzell

Selbst die Visitenkarte von Axel Baierlein hat Überlänge. Anders hätten die vier Limousinen, die darauf abgedruckt sind, auch überhaupt keinen Platz. Baierlein, Chef des Gröbenzeller American Limousine Service, mag es gerne groß. Und so ist sein Unternehmen natürlich auch die größte Limousinenvermietung in Süddeutschland. Groß ist auch das Lieblingsauto des Unternehmers, ein Stretch-Hummer H2, stolze 10,5 Meter lang. "Der ist schon einzigartig in der Größe", schwärmt der 52-Jährige Baierlein. "So ein Wagen hat natürlich auch hohe Anforderungen an den Fahrer", ergänzt er. So hohe Anforderungen, dass auch Aushilfen, die zuvor als Busfahrer gearbeitet haben, am Steuer Probleme bekommen: Denn das Auto hat einen größeren Wendekreis als ein Reisebus.

Seit 16 Jahren vermietet Baierlein Limousinen samt Fahrer, für Junggesellenabschiede und durchfeierte Nächte, für Stadtrundfahrten und Ausflüge in die Alpen, für heimliche Paare und Traumhochzeiten. Auch Flughafenfahrten und Shuttledienste für Firmenfeiern gehören dazu. Vor zehn Jahren ist der Unternehmer mit seiner Firma aus München nach Gröbenzell gezogen, wo mehr Platz für seine Fahrzeuge war und die Anbindung an die Autobahn vorzüglich ist. Und seit Kurzem lässt sich das Unternehmen nicht mehr übersehen: Auf dem Dach prangt eine ausgeschlachtete weiße Limousine. In den nächsten Wochen will Baierlein dazu Scheinwerfer installieren, die die Limousine nachts anstrahlen sollen. Er habe lange nach einem geeigneten Auto gesucht, berichtet er.

Die pinkfarbene Limousine für den Junggesellinnenabschied

Auch für die Limousinen, die fahren und nicht auf dem Dach stehen sollen, ist viel Gespür nötig. Jedes Jahr reist der 52-Jährige deshalb für drei Wochen nach Florida, um Ersatzteile zu besorgen. Auch seine 14 Fahrzeuge stammen von dort. Bald wird sich eine weitere Neuanschaffung dazugesellen. Es ist eine pinkfarbene Limousine, schon die zweite in Baierleins Fuhrpark. "Das Interesse daran wird immer stärker", erklärt der gebürtige Münchner. Diese schrillen Schlitten werden vor allem für Junggesellinnenabschiede gebucht.

Doch Baierlein kutschiert nicht nur Feierwütige, Verliebte und Geschäftsleute durch die Stadt. Im Sommer sind es oft arabische Gäste und grundsätzlich immer auch große und kleine Berühmtheiten. Der Gröbenzeller Limousinen-Service hat schon den Filmball, die MTV-Awards und die Weihnachtsfeier des FC Bayern bedient. "Die Promiquote", sagt Baierlein, "liegt bei etwa 20 bis 30 Prozent." Miley Cyrus, Ottfried Fischer und die Ochsenknecht-Kinder saßen schon in seinen Autos. Auf seine Verschwiegenheit können sie sich dabei verlassen, genauso wie alle anderen Mitfahrer.

Ein paar Geschichten gibt Axel Baierlein dennoch zum Besten: Die von der Braut, die vor dem Standesamt doch noch "Nein" sagte und sich dann gemeinsam mit ihren Freundinnen die Nacht in der Limousine und in Münchner Clubs um die Ohren schlug. Oder die von den Fahrgästen, die sich im Innenraum eines Luxusschlittens prügelten. "Ich könnte ein Buch darüber schreiben", scherzt der Gröbenzeller Unternehmer, der auch schon einen Namen dafür parat hat: "Mein Leben als Chauffeur."

Baierlein arbeitet seit 16 Jahren durch

Begonnen hat dieses Leben als Chauffeur dabei eher zufällig. Etliche Bekannte hatten sich Baierleins Oldtimer-Cabrio, einen Cadillac, bereits für Hochzeiten ausgeliehen, als der passionierte Auto- und Motorradfahrer bei einem USA-Urlaub feststellte, wie viele Limousinen dort auf den Straßen unterwegs waren. Baierlein, der damals einen Autohandel mit Werkstatt leitete, beschloss, aus den sporadischen Gefallen für Bekannte ein Angebot für alle und ein Geschäftsmodell für sich zu machen. Der Urlaub in Amerika war seitdem sein letzter. Baierlein arbeitet seit 16 Jahren durch.

Auch die drei Wochen, die er Jahr für Jahr in Florida verbringt, stellen keine Erholung dar. Denn dann eilt der Unternehmer von einer Anlaufstelle zur nächsten, sucht passende Ersatzteile und lässt Limousinen nach seinen Wünschen umbauen. Zwei Wochen lang sind Autos und Ersatzteile mit dem Schiff über den Atlantik dann unterwegs, zwei weitere Wochen schrauben der Chauffeur und seine Mitarbeiter noch einmal an den Limousinen. Am längsten jedoch dauert die Zulassung der neuen Fahrzeuge. Etliche Nachweise müssen vorgelegt, unzählige Sondergenehmigungen beantragt werden. Die Straßenkreuzer werden jedes Jahr vom TÜV geprüft und brauchen viel Pflege, Schuld daran ist ihr Gewicht. Baierlein beschäftigt einen eigenen Mechaniker, der sich um die Autos kümmert.

Die Limousinen, für die der Unternehmer so viel Aufwand treiben muss, sind rund um die Uhr auf den Straßen unterwegs, denn Baierlein bietet einen 24-Stunden-Service an. Egal, zu welcher Zeit er angerufen wird, er steht auf, zieht sich an und fährt los. Die Kunden können Hotelgäste sein, die den ersten Flieger am Morgen erwischen wollen oder junge Leute, die beim Feiern in der Stadt unterwegs waren. Für die seien seine Dienste nämlich gar nicht so teuer, findet Baierlein. Eine Stunde mit einer Limousine, in der acht Personen Platz haben, kostet 130 Euro. Wenn man das aufteile, so Beierlein, sei es gar nicht so viel teurer, als für jeden eine Fahrkarte zu kaufen.

© SZ vom 18.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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