Gröbenzell:Wahlpremiere für die Unabhängigen

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Drei Kandidaten für den Bezirkstag: Stadtrat Andreas Ströhle (Mitte) und die Bürgermeister Sandra Meissner und Martin Schäfer. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Parteifreie aus Oberbayern bewerben sich erstmals um ein Mandat im Bezirkstag. Aus dem Landkreis sind insgesamt drei Kandidaten mit dabei

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Es ist eine Premiere: Mit Andreas Ströhle als Direktkandidat für den Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Ost wollen unabhängige Wählergruppierungen wie BBV und UWG zum ersten Mal für den Bezirkstag kandidieren. Der frühere "Pirat" wurde am Montagabend in Gröbenzell einstimmig gewählt. Als Listenkandidaten empfahlen die Anwesenden die Bürgermeister Sandra Meissner von der Bürgervereinigung Kottgeisering sowie Martin Schäfer (UWG) aus Gröbenzell. Alle drei sollen sich auf der neu gegründeten "Freien Liste Oberbayern" für ein Mandat im Bezirkstag bewerben. Er ist das höchste kommunale Gremium und kümmert sich vor allem um soziale und Gesundheitsthemen.

Die Initiative für die neue "Freie Liste Oberbayern" für Parteifreie kam aus Dachau. Dort will der Bezirk ein Museumsforum aufbauen, dabei will Sebastian Leiß von den Freien Wähler Dachau mitreden. Deshalb und weil sich seine Gruppierung mit dem Kreisverband der Freien Wähler - der hat seine eigene Liste für die Bezirkstagswahl - zerstritten haben, gründete Leiß die "Freie Liste Oberbayern" (FLO). Auf dieser sei noch Platz für unabhängige Wählergruppierungen, erläuterte der FLO-Mitgründer am Montagabend den etwa 30 Anwesenden in der Alten Schule in Gröbenzell. Der Fraktionsvorsitzende im Dachauer Kreistag war an diesem Abend zum 23. Mal als Wahlleiter in Sachen "Freie Liste Oberbayern" unterwegs. Insgesamt wird der 28-Jährige 31 solche Veranstaltungen im ganzen Bezirk besuchen. Denn so viele Wahlkreise und dementsprechend genauso viele Direktkandidaten gibt es. Bei den Treffen werden die Direktkandidaten gewählt und Empfehlungen für die Listenkandidaten abgegeben.

Diese werden bei einer eigenen Versammlung in einigen Monaten gewählt. Im Landkreis Fürstenfeldbruck freue man sich über diese Möglichkeit zur Kooperation, wie Klaus Quinten von der BBV betonte. Es gibt zwar auf Kreisebene die UBV (Unabhängige Bürgervereinigungen) und in vielen Kommunen eigene Gruppierungen wie in Bruck die BBV oder in Puchheim die UBP. Aber die UBV, also die Kreisgruppe der Unabhängigen, ist bislang nur bei Kommunalwahlen angetreten. Wie der BBV-Sprecher hervorhob, ist die Kandidatur für den Bezirkstag neben der zusätzlichen Mitsprache auch ein Weg, auf sich aufmerksam zu machen. Und wieder enger miteinander zu kooperieren. Er mache sich keine großen Hoffnungen, sagte Quinten, aber mit drei bis vier Sitzen rechne er schon. Ströhles Wechsel von den Piraten zur BBV, der zweitgrößten Fraktion im Brucker Stadtrat, sei ein Gewinn für alle, und für die BBV vor allem ein Schritt zur notwendigen Verjüngung, so Quinten.

"Ich finde es eine Klasse-Truppe", erwiderte der frisch gewählte Ströhle. Wie der dreifache Vater und Doktor der Philosophie berichtete, arbeitet seine Frau an der Cäcilienschule Fürstenfeldbruck und wird somit vom Bezirk beschäftigt. Er selbst wolle sich, sollte er gewählt werden, für mehr Transparenz im Bezirk einsetzen.

"Ich bin offen für Neues", sagte Sandra Meissner. Die Juristin ist eine von zwei Bürgermeisterinnen im Landkreis und Mutter von vier Kindern. Im Bezirkstag hätte sie sicher einiges zu sagen. Amtskollege Martin Schäfer hofft mit der Kandidatur auch auf Werbung für die Unabhängigen. "Dann sind wir vielleicht nicht mehr zu viert, sondern zu acht im Kreistag. Und dann schaut es schon ganz anders aus", sagte er. Nachdem die Versammlung beide Rathauschefs als Listenkandidaten empfohlen hatte, appellierte er an die Anwesenden, im Bekanntenkreis für die Unabhängigen zu werben.

Unauffällig, da in hinterster Reihe, aber keineswegs unbemerkt, war am Montagabend noch ein weiteres Mitglied der Freien Wähler anwesend: Ewald Zachmann aus Olching. Die dortigen Freien Wähler kooperieren seit vier Jahren nicht mehr mit dem Kreisverband. Damals hatte dieser die FW erstmals als Partei antreten lassen. Die Olchinger zogen nicht mit. Und überlegen nun auf der "Freien Liste Oberbayern" mitzumachen.

© SZ vom 17.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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