Gröbenzell:Stehpaddeln auf dem Gröbenbach

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Die Tischdecken sind nicht nur Unterlage, sondern Arbeitsgrundlage im Gröbenzeller Freizeitheim. Besucher können darauf Eintragungen machen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Etwa hundert Anwohner kommen zur Planungswerkstatt - und bringen viele Ideen mit

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Mehr und vor allem sicherere Radwege wünschen sich die Gröbenzeller, einen richtigen Bahnhofsvorplatz auf beiden Seiten der Bahnlinie und - vielleicht etwas unrealistisch - die Möglichkeit zum Stand-Up-Paddling auf dem Gröbenbach. Das sind die ersten Ergebnisse aus der Planungswerkstatt, zu der die Gemeinde am Donnerstagabend ihre Bürger in das Freizeitheim eingeladen hatte. Etwa hundert Gröbenzeller waren der Einladung gefolgt, darunter Familien mit Kindern, eine Hand voll junger Erwachsener, mehrere Gemeinderäte sowie diverse Grüppchen Gleichaltriger zwischen etwa 30 und Mitte 70. "Ich bin überrascht, wie viele da sind bei dem schönen Wetter", begrüßt Bürgermeister Martin Schäfer erfreut die Anwesenden.

Vor einem Jahr beauftragte der Gemeinderat das Planungsbüro Dragomir aus München mit dem integrierten städtebauliches Entwicklungskonzept (Isek). Zum Projektteam gehören auch das Ingenieurbüro PGV Alrutz GbR aus Hannover, zuständig für das Radverkehrskonzept, sowie der Stadt- und Verkehrsplaner Paul Bickelbacher aus München. Schäfer resümiert eingangs, dass dies bereits die zweite Bürgerbeteiligung sei (die erste fand am mobilen Stand beim Bürgerfest im Vorjahr statt) und der Gemeinde die Mitwirkung der Gröbenzeller an der Verschönerung ihrer Ortschaft sehr wichtig sei. Schäfer appelliert an die Anwesenden, mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg zu halten. "Das Isek hat einen weitergehenden Ansatz, bei dem die Mitwirkung der Bürger ganz wichtig ist", ergänzt Martin Birgel vom Büro Dragomir. Die Einbindung der Anwohner ist Bedingung für staatliche Zuschüsse in Höhe von 60 Prozent der geplanten städtebaulichen Maßnahmen.

Damit möglichst viele Bürger möglichst unkompliziert ihre Wünsche, Ideen, Kritikpunkte und Anregungen kundtun können, liegen auf den Tischen im Saal des Freizeitheims anstelle von Tischdecken Stadtpläne von Gröbenzell im Format A0. Pro Tisch sind es zwei identische Pläne, so dass die Anwesenden in Gruppen von drei bis sechs Personen einen Plan bearbeiten können. Birgel erklärt, dass man nach der anfänglichen Bestandsaufnahme und Analyse des Ist-Zustandes nun an dem Punkt angelangt sei, Ziele zu formulieren und diese schließlich in einem Maßnahmenkatalog inklusive Priorisierung, Kostenschätzung und Zeithorizont zusammenzufassen. Diese könne dann schrittweise umgesetzt werden. Allerdings: Weder die Bürgerwerkstatt noch das gesamte Isek sind planungsrechtlich bindend, das heißt der Gemeinderat muss nichts davon umsetzen.

Wie Birgel unterstreicht, wurden im Zuge von Isek sämtliche bereits vorhandenen städtebaulichen Konzepte, aber auch Bürgeranregungen, etwa aus dem Projekt "Gröbenzell steigt um", zusammengeführt. Eine sehr wertvolle Basis bilde dabei der Rahmenplan aus den Achtzigerjahren, der auch nach mehr als 30 Jahren noch sehr viel Wichtiges und Wahres enthalte. Dem Architekten zufolge sollen die Gröbenzeller an jenem Abend insgesamt vier Tischdecken bearbeiten. Die vier Stadtpläne sind alle im vorigen Jahr entstanden, sie zeigen die Qualitäten und Defizite von Gröbenzell, ein Entwicklungskonzept sowie jeweils ein Detailkonzept für die nördliche und südliche Ortsmitte. Am Ende des Abends werden alle Tischdecken, die nun vollgeschrieben und voller Zeichnungen sind, eingesammelt. In den nächsten Wochen werten Mitarbeiter vom Büro Dragomir sowie aus dem Gröbenzeller Rathaus die Vorschläge aus und erstellen auf ihrer Basis, zusammen mit den weiteren Erkenntnissen, einen Maßnahmenkatalog. Nach den Sommerferien soll der dann vom Steuerkreis und schließlich vom Gemeinderat abgesegnet werden.

© SZ vom 14.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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