Gröbenzell:Sprachlicher Exkurs in nördliche Gefilde

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Volkshochschule Gröbenzell bietet für Anfänger Crashkurse für skandinavische Sprachen an

Von Felix Sommerfeld, Gröbenzell

Die staubtrockene Luft saugt den Schweiß auf. Noch. Dann bilden sich die ersten Perlen auf der Haut, zunächst nur vereinzelt, wenig später sind sie überall. Der Körper versucht, sich durch Schwitzen abzukühlen. Wäre die Luft nicht so trocken, die relative Feuchtigkeit nicht so gering, wären die Temperaturen in einer finnischen Sauna gar nicht auszuhalten, sie liegen knapp unter dem Siedepunkt. Als Finnlandreisender mit laienhafter Saunaerfahrung bleibt jetzt nur zu hoffen: Bloß kein Aufguss - die Luftfeuchtigkeit würde rasant ansteigen und mit ihr die gefühlte Hitze. Bis zur schmerzhaften Unerträglichkeit. Bis man - Frevel - die Sauna fluchtartig verlassen müsste.

Doch wie drückt man das nun aus? Hier will die Volkshochschule Gröbenzell mit einem Finnisch-Crashkurs ansetzen. Was sagt man, wenn der finnische Saunabesucher sich hinüber lehnt zum Wassertrog, zur Kelle greift und sich in seiner Landessprache erkundigt, ob man einen Aufguss will? Das versteht der gemeine Tourist in der Regel nicht. Um wenigstens das zum Ausdruck zu bringen, sollte ihm zumindest "en puhu soumea" (Ich spreche kein Finnisch), oder "puhutteko englantia" (Sprechen Sie Englisch) entgegnet werden können. Selbst das können allerdings nur die wenigsten Finnlandreisenden, viele trauen sich nicht an das Finnische heran. Im Vergleich zur deutschen Sprache ist die finnische in ihrer Struktur nämlich völlig anders - so gibt es 16 Fälle, während wir nur vier haben, Präpositionen gibt es kaum. Um Leuten das Finnische dennoch näher zu bringen, um etwas Kommunikation zu ermöglichen auf der nächsten Reise in das Land, das zu einem Drittel nördlich des Polarkreises liegt, bietet die VHS Gröbenzell im kommenden Halbjahr einen Crashkurs für Anfänger an.

An zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden im Juni können die Teilnehmer "soumi" lernen, wie die Finnen ihre Landessprache nennen. "Es geht darum, zu lernen, sich ein bisschen auszudrücken", sagt Geschäftsführerin Beate Abel-Riemensperger. Auch beim Saunabesuch. Denn eine Finnland-Reise ohne Sauna-Besuch ist ein Unding, sagen zumindest die Einheimischen. "Es geht darum, die wichtigsten Wörter, Begrüßungsformen und Redewendungen zu lernen", erklärt Ulla Williams. Die Kursleite lebte bis zu ihrem 24. Lebensjahr in Finnland.

"Auch heute bin ich noch regelmäßig dort, ich lese viel finnische Literatur und höre finnisches Radio", berichtet sie. Vor ihrem Eintritt in den Ruhestand hat Williams als Germanistin gearbeitet und als Lehrbeauftragte an der Uni Würzburg über neun Jahre hinweg auch finnisch unterrichtet. Vier Sprachen spricht sie fließend, darunter auch schwedisch. Das Schwedische ist eine der großen germanischen Sprachen - Touristen in Finnland können sich daran etwas orientieren, zumindest in Küstennähe ist vieles sowohl in finnisch als auch in schwedisch ausgeschildert. "Wie hilflos man als Tourist in Finnland ist, merkt man erst, wenn die Beschilderung nicht mehr zweisprachig ist", so Williams.

Doch nicht nur die Sprache soll Thema im Finnischkurs sein, auch die landeseigene Mentalität wird thematisiert, damit beim Finnland-Urlaub kein Fettnäpfchen getreten wird. Separat vom Sprachkurs findet ein Seminar statt, bei dem die Finnin Tellervo Korpi den Teilnehmern die landestypische Kost präsentiert. Das alles findet im Rahmen des Mottos des aktuellen Semesters statt - Nordische Länder. Neben Finnisch werden auch Dänisch und Norwegisch an jeweils zwei Wochenenden unterrichtet, "entweder von Muttersprachlern oder Leuten, die die Sprache im jeweiligen Land gelernt haben", so Abel-Riemensperger.

© SZ vom 30.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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