Gröbenzell:Schutzmaßnahme

Lesezeit: 2 min

Noch reift auf den Gröbenbachwiesen Getreide. Geht es nach Zweitem Bürgermeister Martin Runge, könnte dort ein zweiter Bürgerpark entstehen. (Foto: Günther Reger)

Erwerb der Gröbenbachwiesen könnte Bauen in Überschwemmungsgebieten erleichtern

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Der Zweite Bürgermeister von Gröbenzell, Martin Runge (Grüne), hofft, dass sich möglichst viele Gemeinderäte und Bürger noch lange an die dramatischen Hochwasserbilder von diesem Juni erinnern. Mit solchen Bilder wachse nämlich die Einsicht, endlich auch in Gröbenzell längst überfällige Schutzmaßnahmen anzugehen, sagt der Kommunalpolitiker. Da der Gröbenbach schon bei einem zweijährlichen Hochwasser über die Ufer treten kann, sieht Runge die Gemeinde in der Pflicht, endlich die Versäumnisse von Jahrzehnten nachzuholen. Außerdem könnte dort eine Parkanlage entstehen.

Die Notwendigkeit, das Vorhaben schnell anzugehen, begründet der Grüne mit den in diesem Jahr gesicherten vorläufigen Überschwemmungsgebieten in der Gemeinde. Jeder, der dort bauen will, ist zu Ausgleichsmaßnahmen gezwungen, die häufig nicht auf dem eigenen Grundstück erfolgen können. So lange die Gemeinde über keine anderen Flächen verfügt, auf denen der Ausgleich erfolgen kann, zieht das laut Runge für etwa zwei Dritteln der bebauten Fläche von Gröbenzell ein Bauverbot nach sich. Das will der Bürgermeisterstellvertreter unbedingt verhindern.

Abhilfe könnte die Umsetzung eines Maßnahmenkatalogs bringen, den der Grüne nun als Antrag eingebracht hat. Einer der Punkte ist der Auftrag auszuloten, ob und unter welchen Voraussetzungen der Eigentümer der 63 000 Quadratmeter großen, sogenannten Gröbenbachwiesen südlich der Bernhard-Rößner-Schule und zwischen Bodenseestraße und Gröbenbachweg bereit wäre, das Grundstück oder Teile davon an die Gemeinde zu verkaufen. Mit einer Tieferlegung von Teilen dieser Wiesen könnte die Gemeinde den geforderten wasserrechtlichen Ausgleich für Bauvorhaben in Überschwemmungsgebieten schaffen. Zudem mildert eine solche Retensionsfläche nach Starkregen die Folgen eines Hochwassers für die Bewohner der weiter nördlich gelegenen Ortsteile von Gröbenzell erheblich ab.

Die Wiesen eignen sich nebenbei noch dafür, so weitere Anregungen von Runge, dort einen zweiten Bürgerpark anzulegen, Hochzeitsbäume zu pflanzen sowie einen Ausgleich sowohl für gemeindliche als auch für private Bauvorhaben zu schaffen. Damit könnten die von der vorläufigen Sicherung als Überschwemmungsgebiet betroffenen Flächen verringert werden. Der Erwerb der Gröbenbachwiesen ist also nicht nur aus wasserrechtlicher Sicht interessant. Sie gelten auch als geeignete Flächen für aus naturschutzfachlicher Sicht notwendige Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in der Gemeinde.

Eindringlich verweist der sogenannte Baubürgermeister Runge auf Versäumnisse der Vergangenheit. So erinnert er daran, dass das Wasserwirtschaftsamt bereits bei der Aufstellung des Flächennutzungsplans in der Siebzigerjahren die "Überplanung des gesamten Gemeindegebiets aus Sicht der Grund- und Hochwassergefährdung" gefordert hatte. Schon damals habe die Regierung von Oberbayern darauf verwiesen, dass sämtliche hochwassergefährdeten Gebiete erst nach einer Hochwasserfreilegung bebaut werden dürften. Zwei entsprechende Studien der Gemeinde wurden nicht umgesetzt. Trotz der Androhungen von Landratsamt und Regierung, ansonsten keine Baulandausweisungen oder Bauvorhaben mehr zu genehmigen, sei nichts geschehen. Schon in den damaligen Studien waren die Überschwemmungsgebiete mit denjenigen identisch, die nun vorläufig festgesetzt wurden. Und schon damals sollten die Gröbenbachweisen als Retensionsfläche ausgewiesen werden.

Runges Antrag beinhaltet weitere Vorschläge, so soll mit Nachbarkommunen über die Schaffung großflächiger Retensionsräume verhandelt werden. Zudem sei zu prüfen, ob weitere Grundstücke in Privatbesitz für Ausgleichsmaßnahmen geeignet sind.

© SZ vom 05.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: