Gröbenzell:Neun Wohnungen für die Integration

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Auf diesem verwilderten Grundstück hinter der Gröbenbachschule an der Hans-Kerle-Straße sollen preisgünstige Mietwohnungen entstehen. (Foto: Johannes Simon)

Gröbenzells Altbürgermeister Eicke Götz setzt sich für ein gemeinsames Projekt von Gemeinde und Pfarrei ein. Auf einem kirchlichen Grundstück sollen beide ein Haus bauen, in dem Flüchtlinge und Geringverdiener unterkommen können

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Die Idee ist bestechend. Auf einem Grundstück, das der katholischen Kirche gehört, sollen in Gröbenzell neun kostengünstige Wohnungen entstehen, unter anderem auch für Flüchtlinge. Finanziert werden soll das Projekt über die staatliche Wohnraumförderung, die Trägerschaft soll eine Stiftung übernehmen, in der Vertreter der Gröbenzeller Kirchenverwaltung und der Gemeinde sitzen. Ausgedacht hat sich dieses Modell der Gröbenzeller Altbürgermeister und ehemalige Bundestagsabgeordnete Eicke Götz schon vor einem Jahr.

Damals ärgerte er sich darüber, dass Verantwortliche in Politik und Gesellschaft fast hilflos auf die Migrationsströme schauten und sich gegenseitig die Verantwortung zuschoben. Der ehemalige Politiker will mit seiner Initiative zeigen, dass auch solche Probleme zu lösen sind. Da der ehemalige Politiker hartnäckig ist und immer noch gute Kontakte zu Behörden hat, ist er bei der Umsetzung seines Vorhabens nun einen Schritt vorangekommen. Die Regierung von Oberbayern ist bereit, das von Götz angestoßene Wohnungsbauprojekt mit Fördermitteln zu unterstützen. Was ihm nun noch fehlt, sind entsprechende Grundsatzbeschlüsse der Kirchenverwaltung und des Gemeinderats, sich an diesem Bauvorhaben zu beteiligen.

Die Kirchenverwaltung sieht das Ansinnen "grundsätzlich positiv", sagt Kirchenpfleger Hermann Höcherl von Sankt Johann Baptist. Er verweist aber auch darauf, dass das Areal in einem neuen, vorläufig gesicherten Überschwemmungsgebiet liegt. Deshalb will die Gemeinde zuerst abklären, welche Auswirkungen das Überschwemmungsgebiet auf das eventuell dort zu schaffende Baurecht habe. Auch Bürgermeister Martin Schäfer hat es schon vor einigen Monaten als positiv bezeichnet, das Wohnungsproblem gemeinsam mit der Kirche anzugehen.

Altbürgermeister Götz spricht von einer einmaligen Chance. Er hofft darauf, dass sich die zuständigen Gremien bald mit dem Vorhaben befassen und Entscheidungen treffen. Laut Götz handelt es sich im Prinzip um sozialen Wohnungsbau, das Haus könnten Gemeinde und Kirche fast geschenkt bekommen. Die einzige Bedingung sei, dass die katholische Kirchenstiftung ihr Grundstück neben der Gröbenbachschule zur Verfügung stellt und die Regierung den Bau des Mehrfamilienwohnhauses finanziert. Sollte sich die Gemeinde beteiligen, was Götz hofft, bekäme sie, ohne selbst zu investieren, das Belegungsrecht für die Hälfte der Wohnungen. Die Kirche könnte, wenn sie das Grundstück bebauen lasse, über die andere Hälfte des Wohnraums verfügen. Da eine soziale Nutzung vorgesehen ist, handelt es sich laut dem Initiator quasi um gemeinsamen sozialen Wohnungsbau von Kirche und Gemeinde.

Träger des Projekt soll eine Stiftung sein, in der wiederum Kommune und Kirche gleichberechtigt vertreten sind. Dass eine solche Stiftungslösung möglich ist, hat Götz vorab mit der Regierung besprochen. Ist die Trägerfrage im Sinne des Initiators geklärt, könnte in einem weiteren Schritt Baurecht geschaffen und ein Planungskonzept entwickelt werden. Erst bei Vorliegen einer konkreten Planung kann die Regierung die staatliche Förderung festlegen. Solche Zuschüsse der öffentlichen Hand werden benötigt, um die Mieten so niedrig zu halten, dass sich anerkannte Flüchtlinge oder Familien mit einem niedrigen Einkommen eine der neuen Wohnungen leisten können.

Das Grundstück ist etwa 700 Quadratmeter groß und grenzt an die Gröbenbachschule an. Es liegt jedoch im Außenbereich und im Überschwemmungsgebiet. Noch gibt es kein Baurecht. Das müsste die Gemeinde schaffen, sagt Götz. Der Altbürgermeister ist optimistisch, dass sich auch diese Hürden überwinden lassen. Er hat bereits kalkuliert, was der Bau von neun Wohnungen mit einer Wohnfläche von insgesamt 690 Quadratmetern auf drei Vollgeschossen kosten könnte. Er kommt auf eine Summe von 1,7 Millionen Euro.

© SZ vom 23.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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