Online-Hörpfad:Klangvoll auf Schritt und Tritt

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Die Gröbenzeller Volkshochschule präsentiert ihren neuen Online-Hörpfad. Bald schon können sich Besucher und Einheimische akustisch zu den in Vergessenheit geratenen Sehenswürdigkeiten der Gemeinde führen lassen

Von Maren Jensen, Gröbenzell

Eher unscheinbar ragt die Freytagslinde im Maisacher Ortsteil Unterlappach in die Höhe. Dabei hat der Baum eine unglaubliche Geschichte. Seit mehr als 500 Jahren steht die Linde felsenfest auf einer kleinen Anhöhe. Schon Napoleons Truppen marschierten an ihr vorbei, beide Weltkriege überstand sie unverletzt.

Noch mehr solcher außergewöhnlichen Geschichten widmete sich der Kurs "Hörpfade" von der Volkshochschule Gröbenzell. Zwölf Teilnehmer versuchten unter der Leitung von Kreiskulturreferentin Christina Claus ,vergessene Sehenswürdigkeiten in der Gemeinde akustisch wiederzubeleben und schließlich aus den einzelnen Beiträgen eine online abrufbare Hörtour zusammenzustellen. Gemeinsam interviewten sie Zeitzeugen und gewannen dadurch einen Einblick in die Welt des Radios. Kursleiterin Claus arbeitete selbst einmal beim Bayerischen Rundfunk. Bei der Präsentation des Hörpfads im Bürgerhaus zeigte sie sich sichtlich begeistert vom Ergebnis. "Es ist unglaublich, wie viel die Teilnehmer in der Zeit geleistet haben. Vor allem aber ist es von unschätzbarem kulturellen Wert", sagt sie. Zehn mal traf sich die Gruppe insgesamt. "Und das nur, um den anderen unsere bisherigen Ideen zu präsentieren. Außerhalb haben wir uns viel öfter getroffen, um zu planen, zu interviewen und die Technik anzulernen", sagt Claus. Unterstützung erhielt das Projekt von der Stiftung "Zuhören", dem Bayerischen Rundfunk und den Volkshochschulen in Bayern. Übergeordnet ist dem Projekt die sogenannte "klingende Landkarte". Die Internet-Plattform bietet kostenlose Hörtouren durch das Land an. In wenigen Wochen sollen dort auch die Hörbeiträge aus Gröbenzell veröffentlicht werden. "Momentan werden die Beiträge noch rechtlich überprüft. Danach sollte ihnen aber nichts mehr im Wege stehen", sagt Beate Abel, die Geschäftsführerin der Volkshochschule Gröbenzell. "Wenn man sich die Beiträge anhört, erfährt man viel über unsere Kultur. Das ist das, was unsere Region ausmacht", so Abel.

Die Gröben-Lichtspiele sind nur eine der Sehenswürdigkeiten bei der akustischen Tour durch die Gemeinde. (Foto: Günther Reger)

Insgesamt wurden vier Beiträge präsentiert. Die erste Sehenswürdigkeit war die Eisenkapelle in Lochhausen. Unter dem Titel "Neuer Geist in altem Schrott" erfuhren die Zuhörer viel über die Entstehungsgeschichte der Kapelle, den Schmied und die Interpretationen des Künstlers. Teilnehmer Franz Stangl erzählte vorab von der Gruppenarbeit. "Wir sind auf die Idee gekommen, weil die Kapelle im letzten Jahr 50. Jubiläum gefeiert hat." Um die einzelnen Beiträge zu erstellen, schrieben die Kursteilnehmer zunächst ein Drehbuch. Nach ausführlichen Recherchearbeiten wurden Interviews geführt, das Material wurde geschnitten und mit Geräuschen unterlegt. "Aus 30 Minuten plötzlich vier zu machen war gar nicht so einfach", sagt Wolfgang Burda, der Leiter der Volkshochschule Maisach, der ebenfalls an dem Kurs teilgenommen hat. Neben der Freytagslinde und der Kapelle werden im Gröbenzeller Hörpfad auch die Gröben-Lichtspiele und die alte Schule, in der nun ein Restaurant, mehrere Veranstaltungsräume und das Heimat- und Torfmuseum beherbergt ist, besprochen.

Die Teilnehmer des VHS-Kurses "Hörpfade". (Foto: Carmen Voxbrunner)

Nicht immer lief alles glatt bei den Aufnahmen. "Motiviert sind wir an einem Abend ins Kino aufgebrochen, aber immer wieder passierte etwas. Ein vorbeifahrender Laster, Versprecher, vergessene Texte: Die Liste ist endlos. Solche Situationen erschwerten das Projekt", so Teilnehmerin Ulrike Schrammek. In Zukunft sollen weitere Hörbeiträge erstellt werden. Kulturreferentin Claus freut sich dabei über neue Teilnehmer. "Die letzte Projektgruppe hat mir sehr viel Vergnügen bereitet", sagt sie. " Ich weiß, dass die Gröbenzeller nur so voller neuer Ideen und Kreativität stecken", so Claus. Die Beiträge sind auch auf der Internetseite der Gemeinde abrufbar.

© SZ vom 23.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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