Gröbenzell:Kampf um 40 Bäume

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Einsatz fürs Biotop am Gleis: BN-Ortschefin Ariane Zuber (von links), Walter Voit, Sprecher der Grünen, und Umweltreferentin Monika Baumann. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Nach dem Protest der Naturschützer sagt die Bahn zu, bei Fällungen entlang der Güterzuglinie ein externes Gutachten zu berücksichtigen.

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Etwa 40 Bäume am Güterbahngleis in Gröbenzell sind mit einem großen gelben F gekennzeichnet, was für Fällung steht. Die meist stattlichen Bäume sind nach einem Kataster der Bahn also gefährdet und könnten im kommenden Herbst oder im nächsten Jahr beseitigt werden. Nach einem Ortstermin am Rosenmontag mit Vertretern der Bahn, der Unteren Naturschutzbehörde, der Umweltreferentin der Gemeinde Gröbenzell und der Ortsgruppe vom Bund Naturschutz hofft die BN-Ortsvorsitzende Ariane Zuber, den einen oder anderen der Bäume mit einem F doch noch zu erhalten. Die Teilnehmer haben sich nämlich auf den Kompromiss verständigt. Die Naturschützer holen von einem zertifizierten Fachmann ein zweites Gutachten zu den gekennzeichneten Bäumen ein. Dessen Ergebnisse sollen bei der Entscheidung neben dem eigenen Gutachten der Bahn berücksichtigt werden.

Der von der BN-Ortsgruppe bezahlte zweite Gutachter wird allerdings erst tätig werden, wenn die Bäume ausgetrieben haben. Dann, so die Hoffnung, sei der Zustand der Bäume besser einzuschätzen als jetzt. Dieser Kompromiss ist ein Entgegenkommen der Bahn, die letztlich doch allein über die Fällung befinden wird. Aber, und das ist ein zweiter Punkt, der Ariane Zuber hoffen lässt: Den Bahnvertretern ist am Montag klar geworden, dass Bäume in Gröbenzell einen anderen Stellenwert haben als anderswo. Deshalb wurde noch etwas vereinbart, was den Naturschützern wichtig ist. Die Ortsgruppe wird künftig vorher von Fällmaßnahmen der Bahn in ihrer Gemeinde verständigt. Und Zuber sowie ihre Mitstreiter wie Chandani Barbara Sittl erwarten sich, dass künftig mit dem Biotop pfleglicher umgegangen wird als bisher.

Petra Heber von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes ist zwar ebenfalls in das weitere Vorgehen eingebunden, aber sie stellte bei dem Gespräch klar, dass sie sich heraushalten werde, wenn es um Fragen der Verkehrssicherheit geht und um die Einschätzung von Baumgutachtern, welche der Robinien, Weiden, Buchen oder Kiefern gefährdet sei, demnächst umzustürzen oder nicht. Wie Heber beteuerte, halte sie sich auch deshalb heraus, weil sie für Schäden persönlich haften müsse, sollte sie sich getäuscht haben und ein von ihr im Gegensatz zu einem Gutachter als nicht gefährdet eingestufter Baum doch auf das Gleis oder eines der in der Nähe des Bahndamms stehendes Haus falle.

Noch etwas gab die Vertreterin des Landratsamtes zu bedenken. Eigentlich passen die Bäume und deren Unterholz nicht nur nicht zu der "einzigartigen, erhaltenswerten Vegetation" des geschützten Landschaftsbestandteils auf und neben dem Bahndamm. Die Bäume zerstören laut Heber sogar die Flora, die den bereits auf Olchinger Flur liegenden Bereich erst zu einer schützenwerten Landschaft gemacht habe. Bei dem bei Gröbenzeller Spaziergängern so beliebten Naherholungsgebiet handelt es sich nämlich nicht nur um einen Bahndamm, sondern auch um ein Trockenbiotop auf dem Damm mit Feuchtbiotopen in Mulden daneben, die eng miteinander verzahnt sind. Diese Mischung gilt als einzigartiger Lebensraum. Laut Heber verdrängen die Bäume jedoch die geschützten Pflanzen. Ebenso wie die von den Naturschützern angeführten Neophyten. Gesichtet wurden im Biotopbereich von BN-Vertretern zum Beispiel Herkulesstauden, Goldruten oder das sich hier ebenfalls verbreitende Springkraut, das beseitigt werden müsste. Die Biotope sind nämlich nur dann zu erhalten, wenn sie fachgerecht gepflegt werden, was die Bahn über einen Zeitraum von circa 20 Jahren, so BN-Vertreter, hinweg versäumt hatte. M

Monika Baumann (Grüne), Gröbenzeller Gemeinderätin und Umweltreferentin, forderte denn auch von der Vertreterin der Unteren Naturschutzbehörde, von der Bahn als der Grundeigentümerin und Verantwortlichen für die Misere Wiedergutmachung oder Strafzahlungen zu verlangen, weil sie ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen sei. Zweiter Bürgermeister Martin Runge (Grüne), der, wie er beteuerte, an dem Termin nur als Anwohner und persönlich Betroffener teilnahm, appellierte an die Kompromissbereitschaft beider Seiten. Die divergierende Einschätzung des Zustands einiger der Bäume durch einen Forstwirt und die zertifizierte Baumkontrolleurin und Gemeinderätin Baumann waren nicht auf einen Nenner zu bringen.

© SZ vom 28.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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