Gröbenzell:Haltestelle mit Geschichte

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Die Gröbenhüter erinnernan die Anfänge der Eisenbahn in Gröbenzell und zeigen wie sie wesentlich zur Ortsentwicklung beitrug

Von Erich C. Setzwein, Gröbenzell

Es ist eine lange Entwicklung von der mit Torf betriebenen Dampflok bis hin zum als ICE bekannten Intercity-Express-Zug. Doch auf ein paar Quadratmetern unterm Dach der Alten Schule in Gröbenzell rückt diese Zeit auf einer Modelleisenbahnanlage zusammen. Die Miniatureisenbahn ist das größte Exponat der am Sonntag beginnenden Sonderausstellung über den Bahnhof Gröbenzell an der in diesem Jahr 175 Jahre alt werdenden Eisenbahnstrecke von München nach Augsburg.

Beginn der Mobilität

Die Ausstellung des Vereins "Die Gröbenhüter" im Heimat- und Torfmuseum der Gemeinde ist gleichzeitig die letzte nach den anderen Schauen in Olching, Maisach, Hattenhofen und Mammendorf sowie in Mering. Dorthin ist nach den Worten von Werner Urban, stellvertretender Vorsitzender der Gröbenhüter, auch das Modell der ersten Bahnstation von Gröbenzell ausgeliehen worden.

Es zeigt den Beginn der neuen Mobilität aus der Zeit nach 1898. Wie anderswo entlang der Bahnlinie gab es bei den kleineren Siedlungen keine eigenen Haltestellen. Johann Böhmer, Rechtsanwalt und Mitglied des amtierenden Gemeinderats, dessen Familie im 19. Jahrhundert nach Gröbenzell kam, beschreibt in seinen Erläuterungen zu der Ausstellung das tragische Ereignis, das zum Bau der Station führte.

Während der Fahrt abspringen

Wollten damals Fahrgäste ein- oder aussteigen, reduzierte der Lokführer bloß das Tempo, so dass die Menschen auf- oder abspringen konnten. Bei einem solchen Absprung bei der Siedlung im Moos kam 1885 ein Georg Böhmer ums Leben. Auf Initiative des Gutsbesitzers Franz Troll wurde 14 Jahre nach dem Unfall eine erste Haltestelle errichtet und nach seinem Gut "Gröbenzell" benannt.

Von Torfstechern und Gartlern

Diese Haltestelle habe Gröbenzell erst zu dem gemacht, was es heute ist, meint Urban. Schon bald kamen Münchner zur Sommerfrische aus der Stadt aufs Land, die Haltestelle bot Möglichkeiten, Produkte umzuschlagen - alles Voraussetzungen, um einen Wohnort aufzubauen. Und so wurde aus der ärmlichen Torfstechersiedlung eine Gartenkolonie, in der während des Zweiten Weltkriegs Münchner ihr Gemüse anbauten oder sich vor den Bomben in Schutz brachten.

Unter der Bahnlinie hindurch

Auf die Aspekte der Besiedelung wollen die Gröbenhüter in der Ausstellung besonders eingehen. Fotos aus dem umfangreichen Archiv zeigen diese Entwicklung sehr gut auf. Da ist der Stau vor den geschlossenen Bahnschranken zu sehen, an den sich nur die Älteren erinnern können. An dieser Stelle verbindet eine Fußgängerunterführung unter dem für die S-Bahn neu gebauten Bahnhof die beiden Ortsteile Gröbenzells.

Planungen seit Jahrzehnten

Denn die Besiedelung des zur damaligen Gemeinde Olching gehörenden Gebiets ging zu beiden Seiten der Bahnlinie voran, und erst mit der Zeit zeigte sich, vor welche planerischen Schwierigkeiten die seit 1952 selbständige Gemeinde gestellt war. Die seit Jahrzehnten andauernder Planung der Kirchenstraße im Süden der Bahnlinie sowie der Bahnhofstraße nördlich des Bahnhofs ist aus vielerlei Gründen bis heute nicht abgeschlossen. Da eine Wiedervereinigung der durch das technische Bauwerk getrennten Ortsteile nicht möglich ist, wollten Generationen von Kommunalpolitikern zumindest die zentrale Verbindungsachse beleben. Bis auf eine Art Verschönerung der Unterführung ist noch nichts herausgekommen.

Schwellen aus Granit

Zeugnisse der 175-jährigen Bahngeschichte sind im Heimat- und Torfmuseum aber auch die sehr gut erhaltenen Exponate der Dauerausstellung. Das alte Bahnhofsschild etwa oder die in der Anfangszeit der Eisenbahn verbauten Schwellenblöcke aus Granit, die kaum jemand mehr kennt und ein interessanter Teil der Technikgeschichte sind.

Die Ausstellung "175 Jahre Eisenbahn in Gröbenzell" mit historischer Modelleisenbahn wird am Sonntag, 22. November, um 11.30 Uhr im Heimat- und Torfmuseum an der Rathausstraße 3 eröffnet. Geöffnet ist danach sonntags von 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung; www.groebenhuter.de.

© SZ vom 21.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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