Gröbenzell:Protest gegen Flüchtlingsquartiere

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Offenheit und Toleranz sollen die Gröbenzeller Buttons zeigen. Wie es darum steht, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Im Rathaus gehen Beschwerdebriefe und Unterschriftenlisten von Anwohnern zu möglichen Unterkünften im Zentrum ein

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Bei der Gröbenzeller Verwaltung häufen sich Protestbriefe zur Überlegung, den Gebäudekomplex des Rathauses für eine Übergangszeit als Flüchtlingsunterkunft an das Landratsamt zur Verfügung zu stellen. Nach dem Auszug der Gemeindeverwaltung in ein für fünf Jahre angemietetes Bürogebäude steht das alte Rathaus in einigen Wochen bis zum Abriss für einen längeren Zeitraum leer. In der Gemeindeverwaltung sind mittlerweile erste Unterschriftenlisten eingegangen. Darin sprechen sich Gröbenzeller und unmittelbare Anwohner auch gegen die Überlegung aus, ein gemeindliches Grundstück an der Ecke Zweig-/Olchinger Straße für eine Containerwohnanlage für Asylbewerber und Obdachlose ebenfalls an den Landkreis zu vermieten.

Für die L-förmige, zweigeschossige Wohncontaineranlage an der Zweigstraße liegt sogar schon einen Planung des Landratsamtes vor. Da der Gemeinderat in beiden Fällen noch nicht entschieden hat, handelt es sich bisher nur um Optionen. Allerdings wusste bis vor einigen Tagen auch die Gröbenzeller Rathausführung laut Zweitem Bürgermeister Martin Runge (Grüne) nichts von den Plänen für die Zweigstraße. Landrat Thomas Karmasin (CSU) präsentierte die Planskizzen Anfang August im Rathaus zur Überraschung seiner Gröbenzeller Gesprächspartner. Laut Runge hatte der frühere Rathauschef Dieter Rubenbauer (CSU), der Vorgänger von Martin Schäfer (UWG), noch vor der Kommunalwahl 2014 den Anstoß für das Flüchtlingsquartier in der Zweigstraße gegeben. Aber nur ein einziges Mal habe Rubenbauer dem Sozialausschuss des Gemeinderats über die entsprechende Anfrage des Landratsamts und über Überlegungen berichtet, dem Landkreis dieses Grundstück zu anzubieten.

Später entschied sich der Gemeinderat dafür, eine provisorische Flüchtlingsunterkunft aus Wohncontainern in der Olchinger Straße in der Nähe des Friedhofs zu errichten. Da die Alternative Zweigstraße nur einmal im Sozialausschuss erwähnt worden war, spricht Runge von einem Alleingang Rubenbauers. Er und Dritter Bürgermeister Axel von Walter (SPD) kündigten am Donnerstag an, die Mitglieder vom Ferienausschuss des Gemeinderats noch am Abend über die Optionen, zu informieren, die es für die Unterbringung weiterer Flüchtlingen im Ort gibt. Da auch den Bürgern in dieser Sitzung die Möglichkeit geboten werden sollte, ihre Bedenken vorzutragen, rechneten beiden Bürgermeisterstellvertreter aufgrund der Einwände und des großen Interesses der Gröbenzeller mit einer turbulenten Sitzung.

"Jetzt kommt es zu Schwur, wie es wirklich um die Willkommenskultur in der Gemeinde steht", sagte Axel von Walter. Die entscheidende Frage sei, ob es sich bei den Protestierenden um eine Minderheit handle, wovon Runge und von Walter ausgingen, oder um einen größeren Teil der Bevölkerung. Die jüngste Entwicklung ist für den dritten Bürgermeister von Walter der Anlass, Zeichen zu setzen und verstärkt den Gröbenzeller "Welcome-Button" zu tragen. Der runde Blechanstecker war im November 2014 bei einer Sonderbürgerversammlung zur Unterbringung von Flüchtlingen verteilt worden. Der Button gilt als Bekenntnis zum Gröbenzeller Weg, Flüchtlinge wohlwollend aufzunehmen und vor allem als Bereicherung, nicht als Last für ihren Wohnort zu empfinden.

Runge und von Walter halten am Gröbenzeller Weg fest. Sie favorisieren anstelle von Containern solide, schnell zu errichtende Fertigbauten. Verfolgt wird ein nachhaltiges Konzept von Unterkünften mit einer hohen Wohnqualität. Solche Fertigbauten sollen nach dem Auszug der Asylbewerber weiter genutzt werden, beispielsweise von Gemeindebediensteten. Laut Runge ist der Landrat für solche Lösungen aufgeschlossen.

© SZ vom 21.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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