Gröbenzell:Frauenpower

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Karin Spangenberg (im Kimono) tritt in der Rolle der Lady Nijo auf. Mit ihr spielen (von links) Jutta Hatzold, Isabel Mahringer und Heike Maltan. (Foto: Tig/oh)

Stück mit ausschließlich weiblichen Rollen feiert Premiere

Von Marius Scheffelt, Gröbenzell

Jeder der schon mal mit einem Laientheater in Kontakt gekommen ist, weiß, dass dort vieles nach dem Prinzip des Pragmatismus angegangen wird. Auch beim Theater in Gröbenzell, kurz Tig, verfolgte man diesen Gedanken, als es um die Planungen für das neue Stück "Top Girls" von Caryl Churchill ging. Die Aufführung feiert am Freitag im Gröbenzeller Bürgersaal Premiere.

In diesem Jahr nämlich fanden die männlichen Darsteller, die normalerweise dabei sind, aus verschiedensten Gründen keine Zeit, um mitzuspielen. Also schauten sich die Frauen dann nach einem passenden Stück um, das auf Männer verzichten kann. So seien sie schließlich auf "Top Girls" gestoßen, erzählt Heike Maltan. Sie ist eine der Mitwirkenden. Das Werk aus dem Jahr 1982 handelt vom Leben einer Karrierefrau namens Marlene und sieht ausschließlich weibliche Rollen vor. In diese schlüpfen die sieben Schauspielerinnen des Tig, fünf von ihnen übernehmen mehrere Rollen. Eine weitere Besonderheit der neuen Inszenierung des Tig ist die kollektive Erarbeitung von "Top Girls". Denn anders als noch bei den vergangenen Aufführungen wurde dieses Mal alles, jede Szene und jeder Dialog in Kooperation erarbeitet. So hätten sich alle einbringen und die Inszenierung nach ihren Wünschen mitgestalten können. "Eine tolle Sache", findet nicht nur Maltan. Auch Barbara Chlumsky und Karin Spangenberg sind von der Gemeinschaftsarbeit angetan. "Man lernt alles kennen und darf es machen", zeigt sich Karin Spangenberg begeistert. Fraglos sei der gesamte Prozess der Inszenierung so aufwendiger, denn bevor alle zufrieden sein könnten, müsse viel und lange diskutiert werden. Das Endergebnis sei dafür aber umso befriedigender.

Ein klassisches Laientheater sei das Tig sowieso nicht, denn man würde auch viele anspruchsvolle Stücke spielen, lobt Chlumsky. An der ersten Szene beispielsweise feilten die Gröbenzellerinnen sehr lange. Gleich zu Beginn müssen alle Darstellerinnen zeitgleich auftreten. Eine besondere Herausforderung, gerade für Laienschauspieler, weil exaktes Timing und Koordination nötig sind. Viel Zeit zum Üben sei zwar nicht mehr übrig, aber "optimiert wird bis zum Schluss", sagt Maltan.

Etwa vier Monate lang haben die Frauen geprobt, bis an diesem Freitag der schwarze Vorhang aufgeht und die Kulisse freigibt. Zwölf weiße Würfel aus Kunstleder, mehr solle es auf der Bühne nicht geben. Damit will man dem Publikum einerseits Spielraum für die Fantasie lassen. Andererseits ist die Bühne so leichter für andere Events zu räumen, die unter der Woche stattfinden. Pragmatismus findet man hier an allen Ecken.

"Top Girls" von Caryl Churchill, Regie: Tig, großer Saal des Bürgerhauses Gröbenzell, Premiere am Freitag, 23. Februar, 20 Uhr. Eintritt ab zehn Euro, weitere Informationen unter www.theater-tig.de

© SZ vom 22.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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