Gröbenzell:Frau im Glück

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Die verlorene Tasche hat Helga Kublik nach fünf ungewissen Stunden wieder zurück bekommen. (Foto: Günther Reger)

Mädchen finden Tasche

Von Julia Bergmann, Gröbenzell

Einen riesigen Schrecken hat Helga Kublik bekommen, als ihr auffiel, dass ihre Handtasche nicht mehr da war. Ihre Geldbörse, ihr Handy, wichtige Krankenunterlagen - alles weg. Schwer bepackt auf dem Weg nach Hause von einem Arztbesuch, stieg die 80-jährige Gröbenzellerin aus dem Bus und bemerkte, dass etwas fehlte. Doch da war der Fahrer schon längst abgefahren. "Ich habe fünf Stunden lang versucht, sie wiederzubekommen", sagt sie. Die Suche über das Fundbüro und den MVV blieben erfolglos. "Es war hoffnungslos, etwas zu erfahren", sagt Helga Kublik. Und so griff sie zum Hörer und informierte die Polizei über den Verlust.

Da klingelte es an der Haustüre. Vor der Gröbenzellerin standen zwei Mädchen, höchstens zwölf Jahre alt, beide trugen Kopftücher. Eine von ihnen hielt einen Ausweis in die Höhe, schaute auf das Bild, dann auf Helga Kublik und wieder zurück. "Das bist du", habe sie gesagt und die Tasche zurückgegeben. Da war die Freude nicht nur bei Kublik, sondern auch bei den beiden Mädchen groß. "Die beiden haben gestrahlt und waren einfach glücklich, dass sie mich glücklich machen konnten", erzählt die Frau. Als Finderlohn wollte sie den Mädchen, von denen sie vermutet, dass sie aus einem muslimischen Land stammen, das Geld geben, dass sich noch vollständig in ihrer Börse befand. Doch die beiden lehnten ab. "Sie wären gekränkt gewesen", erzählt Kublik. Dass sie wenigstens 20 Euro annehmen, darauf bestand die Gröbenzellerin. Der kleine Bruder der Mädchen habe die Tasche im Bus gefunden, seine Schwestern haben offensichtlich nach dem Ausweis gesucht und so die Adresse ausfindig gemacht.

Nur eines bereut die Gröbenzellerin jetzt: wegen der Aufregung hat sie ganz vergessen, die Mädchen nach ihren Namen zu fragen. Sie hofft jetzt, dass die Schwestern aus der Zeitung erfahren, dass sie gesucht werden, denn Helga Kublik ist es ein Anliegen, sich noch einmal richtig zu bedanken. "Weil sie nicht mehr Geld annehmen wollten, habe ich mir gedacht, ich könnte ihnen vielleicht beim Deutschlernen helfen, wenn sie noch Hilfe brauchen", sagt sie. Kublik war früher Grundschullehrerin, da würde sich das vielleicht anbieten, meint sie. Allerdings könne sie nicht mit Sicherheit sagen, ob die beiden noch Hilfe nötig hätten, da die Mädchen im Großen und Ganzen verständlich Deutsch gesprochen haben. Ob die beiden schon länger im Landkreis leben oder eventuell in einer Asylbewerberunterkunft wohnen, weiß Kublik nicht.

Die Geschichte der ehrlichen Finderinnen zu erzählen, ist der Frau ein Anliegen. Gerade in diesen Zeiten höre man so viel Schlechtes über Muslime. Eine Generalisierung, die sie stört. Kublik will, dass auch schöne Geschichten wie diese bekannt werden. Den beiden Mädchen ist sie sehr dankbar. "Die Sachen in der Tasche sind für mich wirklich wichtig", sagt sie.

© SZ vom 30.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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