Gröbenzell:Unerkannter Baum im Garten

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Weil der Besitzer nicht länger die Nadeln des Mammutbaums wegkehren will, wird dieser gefällt. (Foto: Günther Reger)

Was ein Gröbenzeller jahrzehntelang für eine Lärche gehalten hat, ist tatsächlich ein Mammutbaum aus Asien.

Von Sebastian Mayr, Gröbenzell

Die Namen heimischer Bäume lernt man in der Schule. Zu erkennen sind die Gewächse an Blättern oder Nadeln, an der Rinde und gegebenenfalls an Zapfen. Ein Nadelbaum, der seine Nadeln im Herbst verliert? Eine Lärche, ganz klar. Dass das nicht immer so einfach ist, zeigt ein Gröbenzeller Beispiel. Dort gebietet die Baumschutzverordnung, dass das Fällen bestimmter Bäume zu genehmigen ist. Welche Gründe dafür ausschlaggebend sind, ist genau geregelt.

Ein Gröbenzeller beantragte, seine Lärche entfernen zu dürfen. Den Baum hatte er etwa 30 Jahre vorher gesetzt, inzwischen war dieser auf eine Höhe von rund zwölf Metern angewachsen. Herbst für Herbst warf er so viele Nadeln ab, dass deren Beseitigung seinem Besitzer nicht mehr tragbar erschien. Bevor der Bauausschuss entschied, warf ein Sachverständiger einen Blick auf den Baum und kam zu einem überraschenden Ergebnis. Die Lärche ist gar keine Lärche.

Der Besitzer machte sich selbst kundig und fand heraus, was er vor drei Jahrzehnten in seinen Garten gesetzt hatte: Es war das Mammut, und nicht die Lärche, um arg frei nach Shakespeares "Romeo und Julia" zu sprechen. Denn tatsächlich ist die vermeintliche Lärche ein Urweltmammutbaum, wissenschaftlich Metasequoia glyptostroboides. Diese Bäume wachsen normalerweise in Asien, werden etwa 30 Meter hoch und kamen irgendwann in den Sechzigerjahren erstmals nach Europa. Wie hoch sie hierzulande werden können, ist unbekannt. Einen Baum, der nur ansatzweise so hoch ist, wollte der Gröbenzeller keinesfalls in seinem Garten haben. Dafür, erklärte er, habe er gar nicht genügend Platz.

An seinem Antrag hielt er deswegen fest. Inzwischen hat der Bauausschuss entschieden, der Mammutbaum darf gefällt werden. Die Gründe im Antrag stimmen mit denen überein, die die Baumschutzverordnung vorgibt. Unter Schutz stehen Mammutbäume auch nicht. Zudem wird es nach dem Fällen weitere Urweltmammutbäume in der Gemeinde geben. Die sind in den Gärten nämlich etwa genauso häufig - oder selten - anzutreffen wie Lärchen. Zehn bis fünfzehn Exemplare stehen in der Gartenstadt noch, schätzt Franz Neuner, der das Umweltamt im Rathaus leitet. Die Verwechslung ist für ihn indes "kein schlimmer Fauxpas für einen Laien". Die Bäume seien sich nämlich ziemlich ähnlich.

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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