Gröbenzell:Ein Vierteljahrhundert für die Bücher

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Der große Flohmarkt in der Wildmooshalle in Gröbenzell findet an diesem Wochenende zum 25. Mal statt. Die Organisatorinnen vom Verein "Gröbenzell hilft" verkaufen jährlich 80 000 Medien für den guten Zweck

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Die Sonne spitzt durch die Fensterfront in die drei durch Glaswände getrennten Räume. "Wir haben hier so viel Platz, wir konnten uns sogar nach Sachgebieten aufteilen. Hier sind die Kinderbücher, da die Romane und in der Mitte die Sachbücher." Renate Müller deutet zufrieden in die lichtdurchfluteten Zimmer, in denen auf Tischen Bücherstapel und Kartons voller Büchern lagern. Um sie herum wuseln ein paar ältere Herrschaften. Manche stehen still und sortieren einen Stapel in einen Karton. Andere tragen Kartons hinaus auf den Flur oder in andere Räume des ehemaligen Rathauses in Gröbenzell. Seit Dezember dürfen die Veranstalterinnen des Bücherflohmarkts Gröbenzell, des größten und bestsortierten in Bayern, Teile des Erdgeschosses zum Lagern und Sortieren der 80 000 Bücher, Spiele, CDs und Schallplatten nutzen. Ein Segen für die Frauen, die die ehrenamtliche Arbeit sonst in einem kleinen fensterlosen Kellerraum machen. Doch glücklicherweise wurde ausgerechnet in dem Jahr, in dem der Fasching besonders kurz ist und der Flohmarkt sein 25-jähriges Bestehen feiert, das Rathaus frei.

Bücher sind ihre Leidenschaft: Christa Bumeder, Renate Müller und Ursula Stumpff (von links) beim Sortieren. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Großveranstaltung mit geschätzten 2000 Besuchern ist nämlich eng mit dem Fasching verbunden. Seit der Verkauf in der Dreifachturnhalle des Freizeitheimes an der Wildmoosstraße stattfindet - also seit mehr als zehn Jahren - ist er immer am Wochenende nach Aschermittwoch. Und zwar weil die Organisatorinnen vom Verein "Gröbenzell hilft" und ihre rund 120 Helfer eine Woche brauchen, um die Bücher vom Sortierzentrum zum Freizeitzentrum zu transportieren. Um dort die große Halle samt der Bühne mit Tapeziertischen zu bestücken und auf und unter ihnen kartonweise die Bücher und anderen Medien aufzubauen. Natürlich kann die Halle in dieser Woche nicht für Sport genutzt werden. Und in der Faschingswoche sind immer Schulferien. "So 50 Tonnen an Gewicht bewegen wir schon", sagt Müller, die schon fast seit den ersten Anfängen im Keller des evangelischen Pfarrheimes mit dabei ist. Inzwischen ist sie mit Christa Bumeder Vorsitzende von Gröbenzell hilft.

Die Bücher werden nach Kategorien in Kartons geordnet und zur Wildmooshalle transportiert. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Den Verkauf gespendeter Bücher angestoßen hatte Anfang der 1990er Jahre die Hilfsgruppe "Ein Dorf für Indien". Wie heute noch wollten die Initiatoren damals damit Hilfsprojekte finanzieren. Im Spielgruppenraum der evangelischen Kirche organisierten sie sieben Mal den Flohmarkt. Dann war das Projekt beendet, die Gruppe löste sich auf. Die restlichen Bücher überließ sie dem Arbeitskreis Tansania. Mit ihnen übernahm der dann auch die "Geschäftsidee" des Flohmarkts: gebrauchte Bücher, Schallplatten und andere Medien sammeln, in Kategorien sortieren, günstig verkaufen, den Erlös spenden. Zum Arbeitskreis Tansania kamen weitere Eine-Welt-Gruppen hinzu, der Bücherflohmarkt fand inzwischen in der früheren Post statt. Er wurde immer größer. Irgendwann wurde er in die Dreifachturnhalle verlegt. Und die Organisatorinnen gründeten den Verein Gröbenzell hilft.

Stapelweise werden Bücher gesichtet und sortiert. (Foto: Carmen Voxbrunner)

"Das war immer sehr kalt zum Sortieren, weil da nicht geheizt wurde", erinnert sich Müller an die ehemalige Post. Und Bumeder spricht vom Sortieren "im Bürgerhaus in drangvoller Enge", womit sie den fensterlosen Kellerraum meint. Höchstens 15 Frauen - denn den Bücherflohmarkt haben von Anfang an Frauen organisiert, allerdings unterstützten ihre Männer sowie die Pfadfindergruppe das Großprojekt beispielsweise beim Transport der 80 000 Bücher - passen den Vorsitzenden zufolge in den Kellerraum. Dort gibt es nicht die Möglichkeit, einzelne Räume für verschiedene Sparten zu belegen. Trotzdem zeichnet die detaillierte Unterteilung den Gröbenzeller Bücherflohmarkt aus. 150 Sparten gibt es, alleine 18 für Belletristik.

Vermutlich ist das auch ein Grund, weshalb so viele Stammgäste in die Wildmooshalle kommen, darunter auch etliche Händler. Wie Müller berichtet, kommen einige weit über 100 Kilometer gefahren. Bumeder erinnert sich an den Winter 2005 mit "diesem Wahnsinnsschneefall", als S-Bahnen und Busse ausfielen . "Die Leute sind zum Teil zu Fuß aus Lochhausen gekommen. Die wollten unbedingt zu unserem Bücherflohmarkt", freut sie sich. Da der Markt so bekannt und beliebt ist und offenbar immer mehr Leute ihre Bücher spenden wollen, mussten die Veranstalter die geplanten Abgabetermine in den letzten Jahren verkürzen, da sie schon genug Bücherspenden hatten. Oft sind Raritäten darunter, die günstig abgegeben werden. Dieses Mal etwa gibt es eine Jugendstil-Ausgabe des Brockhaus. "Mehr als 80 000 Bücher können wir in der Halle gar nicht aufbauen", bedauert Müller. Sie liebäugelt damit, den benachbarten Saal als Verkaufsfläche dazuzunehmen. Doch davon müsste erst einmal die Gemeinde überzeugt werden. Doch zunächst einmal muss der Jubiläums-Flohmarkt glücklich verlaufenen. Die Organisatorinnen sind optimistisch, denn den eröffnet diesmal Karin Seehofer, die Frau des Ministerpräsidenten, mit Bürgermeister Martin Schäfer.

Der Bücherflohmarkt in der Wildmooshalle in Gröbenzell beginnt am Wochenende, 13. und 14. Februar, jeweils um 10 Uhr. Am Samstag dauert er bis 17, Sonntag bis 16 Uhr.

© SZ vom 10.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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