Gröbenzell:Der radelnde Chef

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Bürgermeister Schäfer verzichtet aufs Auto

Von Peter Bierl, Gröbenzell

Eigentlich ist Martin Schäfer (UWG) schon immer mit dem Fahrrad unterwegs. In Gröbenzell sowieso, aber auch zu Terminen in Germering oder Fürstenfeldbruck schwingt sich der Bürgermeister in den Sattel. Neulich flitzte er in den Münchner Norden zu einer Tagung von BMW. "Das ging schneller als mit dem Auto", sagt Schäfer. Dennoch beginnt am Sonntag für ihn eine neue Phase: Schäfer übergibt zum Auftakt der Aktion Stadtradeln vor der alten Schule den Schlüssel zu seinem Elektroauto einem Vertreter der Interessenvertretung Gröbenzell (IVG).

Er startet damit in der Kategorie Star-Radler und verzichtet drei Wochen lang, während der gesamten Dauer der Aktion, auf sein Auto. "Ganz so leicht ist es nicht, vor allem bei starken Regenfällen", sagt Schäfer. Normalerweise würde er dann auf sein Elektroauto zurückgreifen, das geht jetzt nicht. Stattdessen muss er sich bessere Kleidung anziehen oder auf den ÖPNV umsteigen. Das wiederum möchte der Bürgermeister vermeiden. "Ich habe immer Angst vor Verspätungen und Zugausfällen." Diese Sorge kann jeder Pendler bestätigen. Im schlimmsten Fall würde er sich seinem Stellvertreter Martin Runge (Grüne) anvertrauen, der schon seit Jahren ohne Auto zurecht kommt. "Der kennt sich aus mit Bahn und Bus und würde mich sicher zu Kreistagssitzungen nach Bruck geleiten."

Der Wagen wird in eine Hülle eingepackt, die von den Organisatoren der bundesweiten Aktion zur Verfügung gestellt wird, und in der Poststraße geparkt, so dass jeder prüfen kann, ob der Bürgermeister schummelt. Sollte die Verpackung aus Plastik hergestellt sein, werde er nächstes Jahr eine aus Jute organisieren, versichert der Bürgermeister.

Schäfer ist früher Motorrad gefahren, dann innerorts auf das Fahrrad umgestiegen, weil man damit in Gröbenzell sowieso schneller sei als mit dem Auto. Nach seinem Schlaganfall wollte der Bürgermeister mehr Sport treiben, aber Fitness-Studio liegt ihm nicht. Also hat er sich überlegt, künftig auch Distanzen jenseits der Gartenstadt mit dem Rad zu meistern. "Früher war ich schwer beeindruckt von solchen Leuten, heute fahre ich manchmal dreimal am Tag nach Bruck." Das dauere länger, komme aber Gesundheit und Umwelt zugute. Wobei Schäfer sich nicht allein auf Muskelkraft verlässt.

Zu seinem Rennstall zählen ein Neun-Gang-Rad, ein Mountainbike und zwei Lastenfahrräder, eines mit Elektroantrieb, dazu ein S-Pedelec, das bis auf Tempo 25 beschleunigt. Das bringt Punktabzug bei der Kohlendioxid-Bilanz, wenn man den aktuellen Strommix zugrunde legt und den hohen Energieaufwand bei der Gewinnung von Lithium und des Akkus berücksichtigt.

Dennoch ist es ein starkes Signal, das Schäfer für eine Verkehrswende aussendet. Wenn ein viel beschäftigter Bürgermeister auf das Rad umsteigt, könnten es andere auch. Vielleicht macht sein Beispiel Schule und mancher Amtskollege markiert nicht nur im Wahlkampf den großen Sportsmann.

© SZ vom 16.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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