Gröbenzell:Bürgermeister unter Druck

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Der Umzug der Gröbenzeller Verwaltung in ein angemietetes Bürogebäude ist beschlossene Sache. Doch jetzt fordert die CSU von Martin Schäfer Informationen zur Zukunft des Rathauses.

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Der Gröbenzeller Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) hat den zweiten vor dem ersten Schritt getan. Ohne ein Planung zu haben, geschweige denn den künftigen Raumbedarf und die Kosten zu kennen oder über einen Zeitplan für die nächsten Schritte zu verfügen, hat der Gemeinderat im März einstimmig beschlossen, mit der gesamten Rathausverwaltung für eine Übergangszeit von fünf Jahren in ein Bürogebäude in der Industriestraße umzuziehen. Von 1. Oktober an sind die Räume gemietet, laut Schäfer eine einmalige Gelegenheit. Die CSU-Fraktion macht nun Druck. Sie forderte in der jüngsten Sitzung einen Monat nach der Grundsatzentscheidung zum Umzug Schäfer dazu auf, in der Maisitzung dem Gemeinderat eine erste Stellungnahme zum weiteren Vorgehen samt "Fahrplan" vorzulegen.

Nach den Worten von Thomas Eichler (CSU) ist es Schäfer den Gröbenzellern schuldig zu sagen, wo die Reise hingeht. Da die Grundlagen fehlen, ist noch nicht einmal entschieden, ob das alte Rathaus, dessen zentraler Mitteltrakt im Jahr 1972 fertiggestellt worden ist, saniert oder ganz abgerissen wird. Die CSU sprach von einem "enormen Vertrauensbonus" für Schäfer und forderte nun Fakten ein. Damit konnte der Bürgermeister noch nicht dienen. Dafür gab er sich sehr optimistisch. "Ich haben fünf Jahre Zeit", sagte er. Um zu ergänzen: "Sie können mich beim Wort nehmen, dass ich in das Rathaus wieder einziehe. Ich schaffe das auch ohne Neuwahl."

Deshalb ist für die CSU das einzige, was bisher feststeht, die Tatsache, dass die Rathausverwaltung zum 1. Oktober umzieht. Selbst für die Rathauserweiterung am bisherigen Standort müssen erst noch die baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Der geltende Bebauungsplan lässt eine Bebauung nur in einem Umfang zu, der dem aktuellen Bestand entspricht. Thomas Skaric von der Bauverwaltung wies darauf hin, dass zumindest ein grober Zeitplan bereits erstellt worden sei. Skaric warnte aber auch davor, zu früh mit politischen Diskussionen zu beginnen. Um nicht über "Luftschlösser" zu diskutieren, hält die immer noch stark unterbesetzte Bauverwaltung Debatten über die Sanierung oder einen Neubau erst dann für sinnvoll, wenn zuvor einige der Grundlagen oder Rahmenbedingungen entwickelt wurden.

Noch etwas berichtete die Verwaltung. Um den Umzug selbst wird sich ein erst in diesem Frühjahr eingestellter, neuer Mitarbeiter im Rathaus kümmern. "Es läuft", sagte der Bürgermeister zu den Umzugsvorbereitungen. Unter Verweis auf das Mietangebot bekannte Schäfer nach der Sitzung, ihm wäre es lieber gewesen, das Mammutprojekt ein Jahr später anzugehen. Nur wäre dann die Chance vertan gewesen, mit der gesamten Verwaltung in ein Bürogebäude umzuziehen.

Cordula Braun (UWG) konnte die Fragen der CSU zur Finanzierung, zu den Kosten oder zu den Kriterien, die für einen Neubau oder für eine Sanierung sprächen, nicht beantworten. Aber sie wies wenigstens darauf hin, dass der mit der Umzugsentscheidung angestoßene Prozess "ungeheuer spannend" sei. Eichlers Frage, ob bis zum Beginn der Sanierung oder des Abrisses der alten Rathausgebäude dort zumindest ein Servicezentrum für die Bürger betrieben werde, blieb unbeantwortet. Nicht weiter diskutiert wurde die Frage, ob und wann die Fraktionen Vorschläge zur Raumplanung einbringen sollen. Schließlich seien erste vage Kostenschätzungen und eine Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs erst möglich, wenn das Raumkonzept steht.

Die CSU-Fraktionssprecherin und ehemalige Kulturreferentin Brigitte Böttcher bat vorsorglich darum, vor einem Abriss des Rathauses die Glasfenster im Rathaussaal von Veronika Delľ Olio, die Emailarbeiten von Ferdinand Auerhammer und das Holzrelief von Arno Visino zu sichern und einer guten neuen Verwendung zuzufähren. Mit den Nachkommen der Künstler sei die Rechtslage abzuklären.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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