Gröbenzell:CSU-Chef kündigt Rückzug an

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Thomas Eichler lässt dem Ortsverband jedoch noch bis zum März Zeit, einen Nachfolger zu finden. Nach Krisenjahren und einer verheerenden Wahlniederlage bezeichnet der Vorsitzende die Situation als befriedet

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Der CSU-Ortsverband von Gröbenzell muss sich einen neuen Vorsitzenden suchen. Ihm bleibt dafür allerdings noch bis zum März kommenden Jahres Zeit, erst dann wird ein neuer Vorstand regulär gewählt. Thomas Eichler, der seit 2009 mit einer Unterbrechung von zwei Jahren die Gröbenzeller Christsozialen führt, hat bei der jüngsten Mitgliederversammlung angekündigt, er stehe für eine weitere Amtsperiode nicht mehr zur Verfügung. Zur Begrünung führte er an, mit der Arbeit im Gemeinderat ausgelastet zu sein. Es sei an der Zeit, "andere heranzulassen", sagte der Inhaber einer Unternehmensberatung auf SZ-Anfrage.

Die Situation im Ortsverband bezeichnet Eichler als "befriedet". Um zu ergänzen, dass das nicht heiße, dass es nicht hin und wieder "Querschläge" gebe. Aber die seien weniger geworden. Eichler ist Mitglied beim wohltätigen Ritterorden "Cordon bleu du Saint Esprit" und hat sich von seiner Partei zweimal in die Pflicht nehmen lassen, die Gröbenzeller CSU in den Jahren ihrer größten Krise zu leiten. Dazu gehörte die Zeit, in der Ortsverband zuerst in der Frage der Stadterhebung und dann später im Streit um die Amtsführung des damaligen Bürgermeisters Dieter Rubenbauer (CSU) in zwei Lager gespalten war, die gegeneinander arbeiteten und nicht immer fair miteinander umgingen.

Die Folgen waren fatal. Die CSU verlor nach Jahrzehnten das Rathaus und mehrere Sitze im Gemeinderat. Auch weil sie den Bürgermeister der eigenen Partei zuerst heftig kritisierte, ihm die Befähigung für sein Amt absprach und ihn dann mit demontierte.

Die Wunden der internen Auseinandersetzungen sind zwar noch nicht alle verheilt. Aber inzwischen ziehe der Ortsverband wieder an einem Strang, beteuert der Vorsitzende. Und er verweist darauf, dass es inzwischen wieder eine große Übereinstimmung zwischen dem Ortsverband und der CSU-Fraktion im Gemeinderat gebe. Noch etwas erwähnt Eichler als Aktivposten. Mit Ilse Huttenloher als Vorsitzender der Gröbenzeller Frauen Union und der kommissarischen Vorsitzenden der Jungen Union, Julia Sturm, gebe es gute Kräfte, die sich konstruktiv in die Parteiarbeit einbringen, beteuert Eichler.

Namen von möglichen Nachfolgern nennt der Vorsitzende nicht. Seinen Job könnte jemand übernehmen, der nicht die Doppelbelastung als Gemeinderat und Ortsvorsitzender bewältigen müsse, sagt Eichler, der 2009 den Ortsverband als Nachfolger von Detlef Arzt übernahm. Eichler wurde insgesamt viermal zum Vorsitzenden gewählt, mit einer Unterbrechung von zwei Jahren, in denen Tobias Huttenloher den Ortsverband leitete.

Seit dem Debakel bei der Kommunalwahl war es sehr ruhig geworden um die CSU, auch weil viele die ständigen internen Querelen satt hatten. Die letzte Meldung auf der Homepage ist fast genau ein Jahr alt. Sie datiert vom Juli 2015 und hat das Sommerfest zum Thema. Und es gab Austritte von Mitgliedern, die auf Unverständnis stießen. Wie beispielsweise den von Tobias Huttenloher, der für kurze Zeit als CSU- Bürgermeisterkandidat im Gespräch war und laut Eichler zur Bayernpartei wechselte. Oder der Austritt von Schatzmeister Maximilian Dachauer, der sich der AfD anschloss. Auch der frühere Gemeinderat Joachim Netschert verließ die Partei.

Zudem gilt die Gröbenzeller CSU inzwischen als überaltert. Das Durchschnittsalter der Mitglieder schätzt der gegen Martin Schäfer (UWG) unterlegene Bürgermeisterkandidat Thomas Breitenfellner auf 60 Jahre. Eichlers Nachfolger muss also den Generationswechsel einleiten und den Nachwuchs fördern. Und er muss dem Ortsverband wieder ein Profil geben und politische Themen setzen.

Noch immer wird der Ortsverband mit den früheren internen Machtkämpfen, mit Pannen und Pleiten und mit Widersprüchen in Verbindung gebracht. Einer von vielen Widersprüchen war, dass die Partei Bürgermeister Dieter Rubenbauer zwar nicht mehr wollte, ihn dann aber unmittelbar nach seinem Verzicht auf eine weitere Kandidatur in eine Wahlkampf-Kommission berief, die den Nachfolger suchen sollte. Im Kommunalwahlkampf ließ Rubenbauer von Bauhofmitarbeitern hundert CSU-Wahlständer einsammeln, weil der übereifrige Ortsverband einige Tage zu früh plakatiert hatte - und der CSU-Bürgermeister wirkte zwar bei SPD-Wahlkampfveranstaltungen mit, aber nicht bei denen der eigenen Partei.

© SZ vom 01.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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