Gröbenzell:Bei der Polizei ist jede fünfte Stelle unbesetzt

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Streife fährt Herbert Kränzlein (links) nun doch nicht mit dem Inspektionsleiter Karlheinz Pangerl, aber er fordert mehr Geld für die Polizei. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein will sich für mehr Personal und eine bessere Ausstattung einsetzen. Das verspricht er bei einem Besuch

Von Moritz Glas, Gröbenzell

Der in Eichenau lebende SPD-Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein hat am Montag die Polizeiinspektion in Gröbenzell besucht, um sich ein Bild von der Sicherheitslage und der Ausstattung zu machen. Wie er feststellen konnte, ist die Sicherheitslage überdurchschnittlich gut. Dafür ist die Inspektion personell unterbesetzt. Zudem sind die Dienstwaffen für Anti-Terroreinsätze ungeeignet.

"Man lebt sicher im Landkreis", beteuerte Inspektionsleiter Karlheinz Pangerl. Laut dem Chef lag in Gröbenzell und Puchheim, dem Zuständigkeitsbereich der Polizeistation, im Jahr 2015 die Zahl der Vergehen pro tausend Einwohner bei 34. Zum Vergleich: In Bayern lag der Durchschnitt bei 63, es gab also fast doppelt so viele Vergehen. Noch etwas gab Pangerl zu bedenken: Auch infolge die Unterbringung zahlreicher Flüchtlinge stieg diese Rate nicht an. Trotzdem braucht die Polizei mehr Geld, um ihre Aufgabe erfüllen zu können. Kränzlein verglich die Haushaltsanträge mit der Situation vor Ort, um zu beurteilen, wie dringend das Geld gebraucht wird. In ganz Bayern sind inzwischen Dienststellen unterbesetzt. Der Grund liegt in der Pensionierung der geburtenstarken Jahrgänge. Laut Pangerl scheiden mehr Beamten aus, als neu ausgebildete kommen. Jede Polizeiinspektion hat eine sogenannte "Sollstärke". Nur wird diese mittlerweile nicht mehr erreicht. Die "Iststärke" ist immer etwas geringer und die Zahl der Beamten im Einsatz, die sogenannte "verfügbare Personalstärke" ist noch kleiner.

So ist die Polizeiinspektion Gröbenzell nur zu 80 Prozent besetzt. Das ist ein Fünftel weniger als vorgesehen. Es bedarf einiger Tricks, damit die Beamten weiter in der Lage sind, ihre Aufgaben zu erfüllen. Teamwork lautet die Devise. Die Dienststellen sind gezwungen, sich gegenseitig auszuhelfen. Zudem wird der sogenannte "Operative Einsatzzug" genutzt. Dieser besteht aus jungen Polizisten, die Erfahrungen im Streifeneinsatz sammeln müssen. Der Zug hilft dort aus, wo Not am Mann ist. Auch im Landkreis Fürstenfeldbruck kommt er oft zum Einsatz. Hinzu kommt, dass die Region für viele junge Beamten unattraktiv ist. Die Mieten sind so hoch, dass sich die meisten schnell versetzen lassen, um Geld zu sparen. Deshalb will Kränzlein sich für mehr Staatsbedienstetenwohnungen im Landkreis einsetzen. Außer an Personal fehlt es der Polizei auch an der nötigen Freuerkraft. Zwar musste seit 2001 in Gröbenzell kein einziger Schusswaffeneinsatz gegen Menschen durchgeführt werden, trotzdem reicht ihre Dienstwaffe mit einem Acht-Schuss-Magazin bei einem Anti-Terror-Einsatz oder einen Amoklauf wie am OEZ im Juli nicht aus. Mit der derzeitigen Dienstwaffe ist die Polizei laut Pangerl nicht für solche Einsätze gewappnet.

Ein spezielles Problem der Polizeiinspektion Gröbenzell ist das marode Gebäude aus dem Jahr 1973, das nicht mehr heutigen Standards entspricht. Die Beamten klagen über nicht isolierte Fenster, Schimmel und sogar über Wassereinbruch im Serverraum. Auch Parkplätze fehlen. Für VW Käfer waren die Garagenstellplätze konzipiert. Kein Wunder, dass diese für den modernen Fuhrpark zu klein sind. Einige Streifenwagen stehen also regelmäßig über Nacht im Freien, wo sie für jeden zugänglich sind. Dort werden sie nicht selten von Randalierern beschädigt. Außerdem besteht die Gefahr, dass sie geknackt werden. Man stelle sich vor, was passieren könnte, wenn ein Wagen aufgebrochen und eine Waffe entwendet würde. Das kam glücklicherweise noch nicht vor.

Herbert Kränzlein will helfen. Da es um die Sicherheit der Bürger gehe, dürfe auf keinen Fall gespart werden, sagt er. Im Unterschied zu anderen Parteien möchte die SPD jedoch das Überwachungssystem nicht weiter ausbauen. Sie will den Beamten stattdessen helfen, ihre Arbeit so gut wie möglich zu erledigen.

© SZ vom 19.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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