Gröbenzell:Anwohner stoppen Bogenschützen

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Auf Betreiben einer Anliegerin untersagt das Amtsgericht die Ausübung des Sports am Fischerweg in Gröbenzell. Für die Nutzung des Geländes fehlt eine Genehmigung. Dieses Problem soll nun gelöst werden

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Nachbarn kann vieles stören: Kirchenglocken, krähende Hähne, der Lärm von spielenden Kindern oder von Fußballplätzen. Bogenschießen fällt nicht unbedingt unter die Kategorie der Freizeitbeschäftigungen, die im Ruf stehen, besonders störend oder laut zu sein. Trotzdem regt sich in Gröbenzell Widerstand von Anwohnern gegen eine solche Anlage am Fischerweg. Und die Nachbarn haben einen Punkt gefunden, an dem sie den Hebel ansetzten und einen ersten Erfolg erzielten. Das Amtsgericht Fürstenfeldbruck untersagte jetzt per einstweiliger Verfügung die Nutzung des gemeindlichen Grundstücks für den Bogensport. Für Zuwiderhandlungen wurde ein Ordnungsgeld von bis zu 250 000 Euro festgesetzt. Bei dem seit fünf Jahren von der Bogenschützenabteilung des SC Gröbenzell genutzten Platz westlich der Herbst- und Parkstraße handelt es sich nämlich um einen ungenehmigten Schwarzbau.

Die Gemeinde ist bemüht, den Fehler zu beseitigen und eine Lösung zu finden, die es ermöglicht, den Übungsbetrieb fortzusetzen. Um die Anlage rechtssicher zu machen, soll ein Bebauungsplan erstellt werden. Ein solches Verfahren dauert in der Regel jedoch längere Zeit. Deshalb müssen die Vereinsmitglieder, wie im Winter, bis auf weiteres in der Turnhalle der Ährenfeldschule trainieren. Auch Termine wie das Sommerfest und ein Turnier wurden abgesagt. Dem Verein ist an einer gütlichen Lösung gelegen. In einer Rundmail an die Bogenschützen appelliert der Leiter der Abteilung Bogenschützen beim SC Gröbenzell an die Mitglieder, sich an die Verfügung zu halten und das Gelände nicht mehr zu betreten.

Laut Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) ging die einstweilige Verfügung am Donnerstag im Rathaus ein. Daraufhin kündigte die Gemeinde dem Verein den Platz. "Das müsse man ernst nehmen", sagte der Rathauschef am Freitag. Er verwies auf gescheiterte Vermittlungsversuche. Die Anwohner seien nicht gesprächsbereit. "Viel leiser als Bogensport geht es nicht", meint Schäfer, um zu ergänzen, dass an- und abfahrende Autos das Hauptärgernis seien. Die Gemeinde prüft, ob sie Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung einlegen soll. Täte sie das, würde das laut Peter Falk (SPD) eine mündliche Verhandlung erzwingen.

Bereits im April hatte eine Anwohnerin der Herbststraße die Gemeinde über einen Rechtsanwalt aufgefordert, die Nutzung des Grundstücks für den Bogensport bis zur "Durchführung eines geordneten Genehmigungsverfahrens" zu unterlassen. Auch die Zielscheiben für die Pfeile seien abzubauen, steht in dem Anwaltsschreiben. Sollten die Forderungen nicht erfüllt werden, wurde angekündigt, den Sport gerichtlich untersagen zu lassen. Die Gröbenzellerin fühlt sich in ihrer Ruhe gestört. Daraufhin beschloss der Gemeinderat einstimmig, dem Ansinnen der Anwohnerin nicht stattzugeben. Stattdessen sollte der Fehler geheilt werden.

Bis zum Donnerstag war für die Gröbenzeller Bogenschützen die Welt in Ordnung, sie trainierten regelmäßig auf einer Wiese am Fischerweg. (Foto: Günther Reger)

Mit diesem Beschluss folgte das Gremium der Anregung des Zweiten Bürgermeisters Martin Runge (Grüne). Zudem wurde angeregt zu prüfen, ob für das Gemeindegrundstück weitere Nutzungen festgelegt werden, da dort nicht nur Bogenschützen trainieren. Die Verwaltung schlug vor, den Flächennutzungsplan zu ändern und dort eine Sportfläche auszuweisen oder ein Sondergebiet Bogenschützen festzusetzen und auf dieser Grundlage einen Antrag auf Baugenehmigung zu stellen. Auch die Bauverwaltung des Landratsamts, die einen entsprechenden Bauantrag der Gemeinde zu genehmigen hätte, bezeichnete eine Nutzung des Grundstücks für Sportzwecke als "genehmigungsbedürftig".

Wegen der Vorgaben für einen Bogenschützenplatz, benötigt werden zwischen 6200 und 7400 Quadratmetern, gibt es keinen Alternativstandort. Die Gemeinde verfügt über kein weiteres entsprechendes Grundstück. Für ein Sportgelände müsste die Gemeinde noch 25 bis 30 Stellplätze nachweisen. Laut Runge ist das kein Problem. Als Parkplatz bietet sich ein weiteres Grundstück am Fischerweg in der Nähe zur Augsburger Straße an.

© SZ vom 18.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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