Grafrath:Villa der Orff-Tochter wird abgerissen

Lesezeit: 2 min

Das Büchtemann-Orff-Grundstück an der Grafrather Adalmuntstraße soll neu bebaut werden. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Gemeinde stimmt dem Neubauprojekt zu. Eine Gedenktafel soll dort an die Familie des bekannten Komponisten erinnern

Von Manfred Amann, Grafrath

Nachdem zu Jahresbeginn die Bauanfrage für zwei Doppel- und zwei Einfamilienhäuser oder drei Doppelhäuser an der Adalmuntstraße im Grafrather Ortsteil Unteralting im Bauausschuss noch durchgefallen war, hat der Bauwerber seine Planung nun auf drei Einfamilienhäuser reduziert. Auch die Tiefgarage mit 18 Stellplätzen wurde aufgegeben, zugunsten von neun oberirdischen Stellplätzen. Überdies hat der Investor angeboten, eine Gedenktafel aufzustellen, die an den deutschen Komponisten und Musikpädagogen Carl Orff erinnert, dessen Eltern hier etwa 20 Jahre lebten und von ihrem musikalischen Sohn häufig besucht wurden. Einigen Ausschussmitgliedern sind drei Häuser aber immer noch zu viel, ihnen wären nur zwei Häuser am begrünten Ortsrand lieber. Mit fünf gegen vier Stimmen wurde der Bauwunsch dennoch abgesegnet. Er bekomme "Bauchschmerzen", weil dort große Teile des Baumbestandes abgeholzt werden müssten, so Sepp Heldeisen (SPD). Benedikt Fischer (CSU) hielt ihm entgegen, viele der Bäume seien morsch oder hohl. Laut Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei) bleiben die markanten, großkronigen Rotbuchen und Bergahorne stehen. Auf Kritik stieß zudem der Toskanastil, da Walmdächer nicht in die Gegend passten. Michael-Peter Kaifler und Roger Struzena (Grüne) gefällt auch nicht, dass das südlichste Haus außerhalb der Flucht der anderen beiden stehen soll. Kaifler riet daher, nur zwei Häuser zuzulassen. Kennerknecht indes ist der Meinung, dass sich auch das dritte Haus in die Ortsabrundung einfügt. Der Bauwerber sei den Wünschen der Ausschussmitglieder ohnehin schon stark entgegengekommen.

Von 1898 an war die Familie Orff immer wieder zur Sommerfrische nach Grafrath gekommen, wo sie in einem kleinen Bauernhof in Unteralting wohnte. Laut Ortsarchivarin Christel Hiltmann kaufte Oberstleutnant Heinrich Orff, der Vater des später Weltruhm erlangenden Komponisten Carl Orff, 1906 das Anwesen, um dort seinen Ruhestand zu verbringen. Der pensionierte Offizier war recht aktiv, gründete den Verschönerungs-und Verkehrsverein Grafrath und setzte sich für den Bau einer Badeanstalt in der heutigen Badstraße sowie "im Interesse des Fremdenverkehrs" für den Ausbau des Bahnhofsbereichs ein. Sohn Carl, 1895 in München geboren, wuchs dort auf und besuchte auch als Erwachsener an Wochenenden und in den Ferien immer wieder seine Eltern. "Für mich war es seit je eine zweite Heimat. Gegen das Stadtleben war das Landleben nicht nur abwechslungsreich, sondern auch ausgleichend wichtig", wird das Musikgenie in dem von Werner Thomas herausgegebenen Buch "Carl Orff: Erinnerung" zitiert. "Während ich mich in der Schule an Kameraden schwer anschloss, hatte ich unter den Dorfkindern gleich Spielgefährten und Freunde. Das viele Zusammensein mit ihnen, das Mithelfen im Stall und auf dem Feld, auf dem Heuboden, beim Dreschen oder beim Kartoffelklauben, verband." Hiltmann zufolge spielte der Musiker in der Unteraltinger Kirche auch immer wieder an der Orgel. Nach dem Tod des Komponisten 1982 ersetzte dessen einzige Tochter Godela Büchtemann-Orff das Haus durch eine Villa, in der sie bis zu ihrem Tod im Jahre 2013 wohnte. Laut Markus Kennerknecht ging das Anwesen danach an eine Stiftung, die es nun aber verkaufen will. Das Haus der Orff-Tochter soll nun den neuen Häusern weichen. Die letzte Erinnerung an die Familie Orff wird dann die Gedenktafel sein.

© SZ vom 11.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: