Grafrath:Rechte Parolen

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Schaukasten der evangelischen Pfarrei in Grafrath beklebt

Am vergangenen Mittwoch haben fremdenfeindliche Aufkleber einer "Deutschland-Bewegung" den Schaukasten der evangelischen Pfarrgemeinde in Grafrath verunstaltet. Für den evangelischen Pfarrer Christian Dittmar ist es kein Zufall, dass sich Rechte für ihre Parolen just den Kasten ausgesucht haben, in dem die Veröffentlichungen seiner Gemeinde ausgehängt werden. Wurde doch, worauf der Geistliche ausdrücklich hinweist, vor drei Wochen auch in diesem Schaukasten für eine Aktionswoche des evangelischen Jugendwerks gegen Rechtsradikalismus geworben. Mit Vorstellungen des Films "Bunt statt Braun" hatte die Evangelische Jugend im Dekanat Fürstenfeldbruck Flagge gegen fremdenfeindliche und nationalsozialistische Bewegungen zeigen wollen.

Aus der Tatsache, dass die Schaukästen anderer Einrichtungen rund um den Grafrather Bahnhof nicht von der laut Christian Dittmar "rechtsradikalen Gruppierung" beklebt wurden, zieht der Grafrather Pfarrer die Schlussfolgerung, "dass da jemand gezielt die evangelische Kirche im Visier hat". Schließlich sei die Aktionswoche nicht das einzige Engagement der evangelischen Christen der Grafrather Pfarrgemeinde, deren Wirkungskreis im Norden noch die Gemeinde Oberschweinbach und im Westen die Gemeinden Geltendorf umfasst. So unterstützt die Kirchengemeinde die Diakoninnenstelle für Jugendarbeit zur Extremismus-Prävention im Oberfränkischen Regnitzlosau mit regelmäßigen Zuschüssen und Einzelspenden. Diese kirchliche Stelle organisiert wiederum Aktionen gegen das Neonazi-Netzwerk im oberfränkischen Oberprex. Auch seinen Religionsunterricht bezieht der Grafrather Pfarrer in die Extremismus-Präventionsarbeit ein, beispielsweise mit Stunden zu den Themen Toleranz und Weltreligionen. In dem von den Rechten beklebten kirchlichen Schaukasten hingen zudem Plakate von Pro-Asyl. Auch in diesem Bereich sind einige Mitglieder der evangelischen Pfarrgemeinde sehr aktiv. In Arbeitskreisen engagieren sie sich in ihren Dörfern für Flüchtlinge aus Krisen- und Kriegsgebieten sowie für Asylbewerber, die hier eine vorläufige Unterkunft gefunden haben. Die Helfer leisten laut Dittmar einen Beitrag dazu, dass sich die Flüchtlinge hier wenigstens ein wenig wohlfühlen.

© SZ vom 16.08.2014 / Von Gerhard Eisenkolb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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