Grafrath:Kritische Fragen zu Bauplänen

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Die Erweiterung eines Gewerbegebietes und der Erhalt des Klosterwirts beschäftigen Grafrather Bürgerversammlung

Von Manfred Amann, Grafrath

Eine Vielzahl von Planungen und baulichen Maßnahmen sind in Grafrath in diesem Jahr auf den Weg gebracht worden. Zwei der Absichten, die Erweiterung des Gewerbegebietes Wahlfeld und der Ausbau der Jesenwanger Straße, die dort hinführt, sind auf der jüngsten Bürgerversammlung besonders kritisch hinterfragt worden. Vor etwa 180 Besuchern im Bürgerstadel äußerten sich Bürger aber auch zum Kinderhausbau in Marthashofen, zur Entwicklung des Klosterbereiches und zum Ausbau der Adalmuntstraße.

Bürgermeister Markus Kennerknecht hatte erläutert, dass die international agierende Firma Cabero für Kältetechnik eine Erweiterung plane und die Gemeinde gut daran täte, die Absicht des Unternehmens zu unterstützen, in Grafrath zu investieren und den Hauptsitz auszubauen. Auf die Frage von Susanne Linder, wieso mehr Gewerbefläche geschaffen werden soll, als Cabero für seine Erweiterung benötige, erklärte Kennerknecht, dass sich der Gemeinderat darauf verständigt habe, zusätzliche Flächen für Kleinbetriebe zu bevorraten, die dann bei Bedarf vor allem an örtliche Betriebe, die sich entwickeln wollten, vergeben werden könnten, um diese am Ort zu halten. Befürchtungen, dass dort ein großes Industriegebiet entstehe, das immens Verkehr anziehe, seien ebenso unbegründet, wie Mutmaßungen, dass die Jesenwanger Straße zu einer Lastwagenstraße ausgebaut werde.

Eine Frau sprach sich dagegen aus, für Gewerbe einen Teil des Landschaftsschutzgebietes zu opfern, woraufhin der Bürgermeister darauf hinwies, dass der gesamte Ort von schützenswerten Flächen umgeben sei und man kaum einen anderen Platz finden werde. Zum Ausbau der Jesenwanger Straße versicherte Kennerknecht, dass alles getan werde, um die finanzielle Belastung für die Anlieger möglichst gering zu halten. Die Straße müsse aus Gründen der Verkehrssicherheit ausgebaut und technisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Außerdem müsse die Wasserleitung erneuert werden, um den Wasserverlust einzudämmen, der mittlerweile mehr als 40 Prozent betrage.

"Es kann durchaus sein, dass die Planung ergibt, dass an einigen Stellen eine Fahrbahnverengung Sinn macht", sagte Kennerknecht, unbedingt notwendig sei aber, einen durchgehenden Gehweg zu schaffen. Ein Bürgerin forderte den Gemeindechef auf, mit dem Ausbau zu warten, da im Landtag im April 2016 über eine neue Regelung zur finanziellen Beteiligung von Bürgern am Straßenausbau verhandelt werde, woraufhin Kennerknecht versicherte, dass vor diesem Zeitpunkt sicherlich nicht mit dem Ausbau begonnen werden könne. Eine "Ungleichbehandlung" stellte eine Bürgerin fest, weil in der Adalmuntstraße statt eines Ausbaus nur einfache Maßnahmen ausreichten, um mehr Verkehrssicherheit zu erreichen. Kennerknecht erklärte daraufhin, dass man dort schnell handeln wolle, die Adalmuntstraße zu einem späteren Zeitpunkt aber auch ertüchtigt werden müsse.

Robert Spieß monierte, dass das gegenüber dem Kloster gelegene Grundstück nicht in den Planungsumgriff für den Bereich zwischen Wallfahrtskirche und Klosterwirt aufgenommen wurde. Laut Kennerknecht wurde das "nicht vergessen". Man habe den Planungsbereich mit der Regierung abgestimmt, was aber nicht bedeute, dass keine Erweiterung möglich sei. Zur Erhaltung des Klosterwirt-Gebäudes samt denkmalgeschütztem Stadel führte der Rathauschef an, dass die Erbengemeinschaft mit den Ergebnissen des Arbeitskreises konfrontiert worden sei und nun geprüft werde, welche Maßnahmen zur Erhaltung des Ensembles möglich seien.

Eine Besucherin der Grafrather Bürgerversammlung regte sich darüber auf, dass Grafrath den Bau eines Kinderhauses in Marthashofen mit bis zu 1,8 Millionen Euro bezuschussen wolle. "Würden wir das nicht tun, müssten wir selber eine neue Tagesstätte bauen, um den Bedarf decken zu können, und das käme die Gemeinde sicher noch teurer", sagte dazu Kennerknecht. Außerdem würde sich die Summe durch den staatlichen Zuschuss um etwa die Hälfte und durch die Beteiligung anderer Kommunen schließlich noch einmal verringern.

© SZ vom 03.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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