Grafrath:Engelwurz und Efeu-Seife

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Försterin Michaela Amann leitet den forstlichen Versuchsgarten Grafrath. Sie hat eine Ausbildung als Heilpraktikerin und bietet Führungen an, bei denen sie Heilpflanzen und ihre Zubereitungen erklärt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Tee oder Waschmittel: Führung mit Försterin Michaela Amann

Von Ingrid Hügenell, Grafrath

Ob Engelwurz, Walderdbeere oder Giersch - im Wald wachsen zahlreiche Pflanzen, die der Mensch als Heilpflanzen nutzen kann. Ob man Blüten, Blätter, Wurzeln oder Rinde verwendet, und ob man Tee, Umschläge, eine Salbe oder eine Tinktur daraus macht, das erfahren die Teilnehmer einer Führung mit Michaela Amann durch den forstlichen Versuchsgarten Grafrath. Die Försterin und Heilpraktikerin zeigt acht Teilnehmern die Pflanzen und ihre Wirkungsweisen und demonstriert verschiedene Zubereitungen.

Gleich zu Beginn der Führung zeigte sie, wie leicht man Kräutersalz herstellen kann: indem man eine Handvoll des frischen Krauts in einem Steinmörser mit der selben Menge Salz zerreibt. Amann verwendet frisch gepflückte Blätter des von vielen als Unkraut geschmähten Gierschs. Verwenden könne man aber auch andere Wildkräuter wie Knoblauchsrauke, Brennnessel und Bärlauch. Verwendet man frische Kräuter, muss man das Salz trocknen, am besten auf einem Holzbrett. Dann wird es erneut gemörsert und in Schraubgläser abgefüllt.

Sie gibt Tipps zur Bereitung von Tee, zum Räuchern mit Pflanzen, zur Herstellung von Tinkturen und Destillaten. Die Teilnehmer, meist Frauen, hören aufmerksam zu, stellen viele Fragen, eine schreibt mit, eine andere sammelt in ihrem Korb einzelne Zweige. So erfährt die Gruppe, dass man den Efeu wegen seiner Saponine zum Wäschewaschen nutzen kann, dass die Wurzel des Waldengelwurzes als einheimischer Ingwer gilt und wie man beim Sammeln auf die Nachhaltigkeit achtet: Indem man nicht alle Blätter, Blüten oder Früchte von einer Pflanze oder einem Ast nimmt und nicht die Spitzen abzwickt. Immer wieder lässt Amann die Teilnehmer riechen, probieren und fühlen. Am Schluss gibt es Tee aus den Blättern der Esskastanie. Der Wald, so lernen die Teilnehmer auch, hält nicht nur zahlreiche Heilpflanzen bereit. Allein der Aufenthalt dort hat eine wohltuende Wirkung auf den menschlichen Organismus. In Japan verschreiben Ärzte Amann zufolge derzeit häufig "Waldbaden" - einen einstündigen Aufenthalt im Wald, bei dem man sich so langsam bewegt, dass man nur etwa einen Kilometer pro Stunde zurücklegt. Inzwischen werden auch in Europa Kurse und Seminare für Waldbaden angeboten.

Vieles, was Amann erzählt, ist altes Kräuterwissen. Manches kommt ein bisschen arg esoterisch daher, etwa wenn von "alchemistischen Prozessen" spricht. Ein Gegengewicht dazu bieten Kräuterwanderungen mit dem Biologen Martin Piepenburg. Der wird am Sonntag, 12. August, bei einer spätsommerlichen Kräuterwanderung berichten, was es mit der Kräuterweihe zu Mariä Himmelfahrt, dem 15. August, auf sich hat und auch erklären, welche Pflanzen man essen kann. Vom 23. September bis 21. Oktober wird im Versuchsgarten mit seinen vielen amerikanischen Bäumen der Indian Summer mit Veranstaltungen gefeiert. Mehr Infos im Internet unter www.welterlebniswald.bayern.de

© SZ vom 06.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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